US-Wahl

Erster Anlauf, direkt gescheitert. Kamala Harris hat das Rennen um die US-Präsidentschaft klar verloren. An ihrer alten Alma Mater, der Howard Universität in Washington, trat die 60-Jährige am Mittwochnachmittag erstmals nach der krachenden Niederlage gegen Donald Trump vor Anhänger und TV-Kameras. 

Harris lächelte, wie so oft. Aber die Enttäuschung stand ihr tief ins Gesicht geschrieben. 

Keine Selbstkritik

„Ich gebe diese Wahl zwar auf, aber nicht den Kampf, der diese Kampagne befeuert hat”, sagte sie mit kräftiger Stimme. „Das Licht der amerikanischen Verheißung wird immer hell strahlen, solange wir niemals aufgeben und solange wir weiter kämpfen", beschied die amtierende Vize-Präsidentin all jene, die jetzt tief enttäuscht seien. Manchmal brauche der Kampf Zeit. „Das heißt nicht, dass wir nicht gewinnen. Gebt niemals auf. Ihr habt die Kraft. Verzweifelt nicht, krempelt die Ärmel hoch. Bleibt engagiert im Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit.” 

Hupen, rhythmische Salsaklänge, Jubel, Geschrei und Fahnenschwingen – in Miamis berühmter Calle 8, also der 8. Straße, kann es schon einmal richtig laut werden. So wie in der Wahlnacht auf Mittwoch, als sich Dutzende Trump-Anhänger vor dem ikonischen Lokal Versailles im Stadtteil Little Havana einfanden, um das „größte Comeback in der Geschichte“ zu feiern.

„Die Aufregung ist riesig“, ruft ein Mann mit MAGA-Kappe in alle Kameras, die sich bieten. Und Fermin Herrera, Nachkomme von aus Kuba geflohenen Eltern, schreit nicht weniger leise: „Dieses Land hat seinen Traum zurückgeholt, Trump hat den amerikanischen Traum wieder wahr gemacht.“ Er werde die Wirtschaft wieder ins Laufen bringen, gibt sich der Latino überzeugt, „und er wird diese illegalen Angriffe auf unsere Grenzen stoppen. Er wird diesem Land guttun.“

Im Café Versailles, ikonischer Treffpunkt in Florida für die traditionell pro-republikanischen Exil-Kubaner und deren Nachkommen, wurde noch bis in den Morgen frenetisch gefeiert.

Konservatives Florida

So konservativ wie bei diesen Wahlen hat Florida noch nie abgestimmt. Selbst das Referendum, ob im Sunshine State das Abtreibungsverbot wieder aufgehoben werden soll, scheiterte knapp. Anders als in den Umfragen erwartet, hatte dieses Thema doch weniger Frauen an die Urnen gebracht, um letztlich gegen die Republikaner zu stimmen.

Donald Trump hat die Präsidentenwahlen gewonnen. Damit gelang dem 78-Jährigen, was bisher vor ihm nur einem einzigen US-Präsidenten (Grover Cleveland, 1893) jemals geglückt war – nach einer Amtspause von vier Jahren wieder ins Weiße Haus zu kommen. Sein Sieg ist auch ein gewaltiger Durchmarsch: Selbst im US-Parlament, im Senat und voraussichtlich auch im Repräsentantenhaus rollt die rote Welle der Republikaner, angeführt von Trump, in die Mehrheit. „In ein goldenes Zeitalter“, wie der Wahlsieger vor Hunderten restlos begeisterten Anhängern in einer Kongresshalle in West Palm Beach versprach.

In der Bamboo Beach Tiki Bar am Strand von Fort Lauderdale haben indes Greg und Tony Bond den sich abzeichnenden Wahlsieg „ihres Kandidaten“ live mit verfolgt. Wirklich begeistern konnte sich das ältere Ehepaar aus Indianapolis für Donald Trump nie. Zu ruppig, zu grob, zu beleidigend sei seine Sprache, sagt die fünffache Mutter Tony. Und Greg, Administrator einer Schule, fügt hinzu: „Trump ist nicht die republikanische Partei. Seine ganze Bewegung ist so weit ins Extreme gerutscht.“

Er kam sogar Trump selbst zuvor. Der neue alte Präsident hatte noch nicht zu seiner Siegesrede angesetzt, dann kamen schon die Glückwünsche und der Jubel aus Budapest. "Das größte Comeback in der Geschichte der Politik" kommentierte Viktor Orban über das Soziale Netzwerk X: "Ein Sieg, den die Welt wirklich dringend braucht." 

Kommentare in dieser Deutlichkeit kamen in den ersten Stunden nach der Entscheidung vor allem von Europas Rechtspopulisten, wie eben Orban. So zeigte sich auch  Geert Wilders, rechte Zentralfigur der niederländischen Politik, begeistert und sprach vom Beweis dafür, dass "man nie aufhören soll zu kämpfen."

In der EU-Zentrale selbst sorgte das Wahlergebnis eher für Katerstimmung und erste laute Mahnrufe - meist allerdings nur abseits der Kameras. So meinte ein hochrangiger Diplomat im EU-Rat: "Brauchen wir jetzt noch einen weiteren Weckruf?" Man müsse endlich lernen, gemeinsam zu handeln und nicht nur zu reden: "Wenn Europa jetzt nicht aufwacht, wann dann?" 

Ganz offen äußert sich dagegen eine der wichtigsten Kontaktpersonen zwischen der EU und den USA gegenüber dem KURIER, Eva Maydell, Leiterin der USA-Delegation des EU-Parlaments: "Wir müssen die Probleme endlich nüchtern  betrachten. Mit Trump kann man über das Thema Wettbewerbsfähigkeit offen reden. Man muss nur gut vorbereitet sein und Zahlen auf den Tisch legen, statt diplomatischer Floskeln."

Politik

Im Windschatten der US-Wahlen feuerte Israels Premier Benjamin Netanjahu in der Nacht zum Mittwoch seinen Verteidigungsminister Yoav Gallant – und damit seinen stärksten politischen Widersacher im Kabinett. Im März 2023 war ein erster Rauswurf des unbotmäßigen Parteifreundes an Massenprotesten im ganzen Land gescheitert.

Auch vergangene Nacht kam es wieder zu heftigen und landesweiten Kundgebungen. Doch dürfte ihr Druck auf den Premier diesmal nicht genügen. Geht es doch nicht um politische Streitigkeiten, sondern um den weiteren Bestand der Regierung. Und da kennt Netanjahu keine Kompromisse.

Ein knappes, gerade einmal vier Sätze langes Statement. Mehr gab es von ÖVP und SPÖ nicht am Mittwoch. "Die Verhandlungen sind konstruktiv und sehr intensiv verlaufen", heißt es da. Und weiter: "Am Montag soll eine weitere Gesprächsrunde zwischen den beiden Parteien folgen." Dann solle auch der weitere Fahrplan sowie "die Involvierung anderer Parteien geklärt werden".

Karl Nehammer und Andreas Babler haben also wieder sondiert; wieder hatten sich ihre Teams im Wiener Palais Epstein getroffen. Doch anders als Dienstag, als man vor Kameras von „konstruktiven Gesprächen“ berichtete, hielten sich die Parteichefs am Tag darauf zurück.

Worauf deutet das hin? Ist die Stimmung zwischen dem Zweit- und Drittplatzierten doch nicht so gut wie angenommen?  Wird es möglicherweise doch nicht zu Koalitionsgesprächen zwischen Volkspartei und Sozialdemokratie kommen?

Die Sondierung für eine Regierungskoalition aus CDU, Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und SPD im deutschen Bundesland Sachsen ist gescheitert. Die Gespräche wurden ergebnislos abgebrochen, wie das BSW am Mittwoch mitteilte. Man habe sich bei der Friedensformel, der Migrationspolitik und dem Thema Finanzen nicht einigen können.

Nach einem dritten Treffen zum Thema Krieg und Frieden warf das BSW den potenziellen Koalitionspartnern vor, einem Bekenntnis zum Frieden nicht zustimmen zu wollen: "Wer so Politik macht, verliert die Menschen im Land", erklärte die Landesvorsitzende Sabine Zimmermann. "Dieser furchtbare und völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands in der Ukraine beunruhigt so viele auch bei uns in Sachsen, dass eine neue Landesregierung diese Sorgen und Ängste aufgreifen muss. Wer das nicht tut, verschließt Augen und Ohren."

Minderheitsregierung oder Neuwahl?

Unklar ist nun, wie es in Sachsen weitergeht. Da die Christdemokraten (CDU) Koalitionen mit der in Sachsen als rechtsextrem eingestuften AfD und den Linken ausschließen, bleibt Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) im Grunde nur die Option, eine Minderheitsregierung zu bilden. Das hatten stark konservative Kräfte in der Union zuletzt wiederholt gefordert. Kretschmer sprach sich dagegen aus. Bei einer solchen Regierung sei man jeden Tag in Verhandlungen, das binde unglaublich viel Kraft, hatte er argumentiert.

Laut Verfassung muss der sächsische Ministerpräsident innerhalb von vier Monaten nach Konstituierung des neuen Landtags gewählt werden. Die Frist läuft Anfang Februar 2025 aus. Andernfalls ist das Parlament aufzulösen und eine Neuwahl steht an.

Lokales

Ein 23-Jähriger ist am Mittwochnachmittag in Grafenstein (Bezirk Klagenfurt-Land) von seinem Bruder mit einem Schuss aus einer CO2-Pistole schwer verletzt worden. 

Die circa sechs Millimeter große Metallkugel traf ihn im Bereich des linken Auges, teilte die Polizei Kärnten am Abend mit. 

Der 35-jährige Schütze hatte auf seinem Privatgrundstück gegen 13.45 Uhr Schießübungen durchgeführt.Sein jüngerer Bruder befand sich zu dieser Zeit in einem Nebengebäude. Plötzlich verließ der 23-Jährige das Haus und geriet dabei in die Schussbahn

Nach der notärztlichen Erstversorgung wurde der Verletzte laut Polizei mit dem Rettungshubschrauber ins Klinikum Klagenfurt geflogen. Die Waffe wurde sichergestellt. Der 35-Jährige wird wegen fahrlässiger Körperverletzung angezeigt.

Der Doppelmord in Oberösterreich sorgt weiterhin für Aufregung. Am Montag wurde bekanntgegeben, dass die Obduktion des 56-jährigen Jägers, der zwei Jagdkollegen erschossen hat, zu keinem genauen Todeszeitpunkt geführt hat.

Da war auch noch nicht klar, ob weitere Anordnungen der Staatsanwaltschaft folgen werden. Jetzt ist fix: Die Gerichtsmedizin in Salzburg wird eine forensische Entomologie durchführen, um den Todeszeitpunkt des Mannes möglichst genau eingrenzen zu können. 

Bauschutt, unhygienische Zustände, Gefahr im Verzug und mittendrin sogar eine abgängige 17-Jährige: Die Zustände in einem Haus in Döbling riefen im Juni die Behörden auf den Plan. 

In Wien sind solche verwahrlosten Häuser, Spekulationshäuser genannt, keine Einzelfälle und dagegen wolle man nun vorgehen, sagte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Mittwoch.

Weitere Meldungen

Ein Notarzt-Einsatz auf der Tribüne hat das Spiel der Bayern gegen Benfica Lissabon überschattet. Wegen eines medizinischen Notfalls gleich zu Beginn des Spiels stellten die Fans des deutschen Fußball-Rekordmeisters ihre Anfeuerung ein. Nahe der Südkurve war es auf dem zweiten Rang zu dem Notarzt-Einsatz gekommen. Zahlreiche Rettungskräfte kümmerten sich auf der Tribüne um den Notfall. Ordner hielten eine Plane hoch, damit die Person vor Blicken anderer Zuschauer geschützt wurde. Ersten unbestätigten Information zufolge wurde die Person reanimiert.

Sportlich mussten sich die Bayern gegen die Portugiesen in Geduld üben, ehe Musiala in der 67. Minute per Kopf das Goldtor des Abends erzielte.

Barcelona hatte bei Roter Stern Belgrad nur eine kurze Phase des Schwächelns, aber ansonsten das Geschehen immer fest im Griff. Die Katalanen gewannen souverän 5:2, zwei Treffer steuerte Stürmerstar Lewandowski bei.

Dabei ging es wohl um die geplante Ablöse von Geschäftsführer Bernhard Neuhold, die Rangnick und der Mannschaftsrat des Nationalteams ablehnen, sowie um eine mögliche Vertragsverlängerung des deutschen Trainers.

Neben Neuhold soll bekanntlich auch der zweite Geschäftsführer, Thomas Hollerer, den Verband verlassen. Mitterdorfer meinte nach der Unterredung: „Es hat ein konstruktiver persönlicher Austausch mit dem Teamchef zu verschiedenen Themen stattgefunden, bei dem ich auch zum Ausdruck gebracht habe, dass ich sehr an einer Fortführung der erfolgreichen Zusammenarbeit über den WM-Zyklus 2026 hinaus interessiert bin.“

Kurz davor, bei der Präsentation des Kaders für die zwei letzten Nations-League-Spiele in Kasachstan und in Wien gegen Slowenien, hatte Rangnick festgehalten, dass mit ihm seit geraumer Zeit niemand über einen mögliche Vertragsverlängerung gesprochen hätte.

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