Hupen, rhythmische Salsaklänge, Jubel, Geschrei und Fahnenschwingen – in Miamis berühmter Calle 8, also der 8. Straße, kann es schon einmal richtig laut werden. So wie in der Wahlnacht auf Mittwoch, als sich Dutzende Trump-Anhänger vor dem ikonischen Lokal Versailles im Stadtteil Little Havana einfanden, um das „größte Comeback in der Geschichte“ zu feiern.
„Die Aufregung ist riesig“, ruft ein Mann mit MAGA-Kappe in alle Kameras, die sich bieten. Und Fermin Herrera, Nachkomme von aus Kuba geflohenen Eltern, schreit nicht weniger leise: „Dieses Land hat seinen Traum zurückgeholt, Trump hat den amerikanischen Traum wieder wahr gemacht.“ Er werde die Wirtschaft wieder ins Laufen bringen, gibt sich der Latino überzeugt, „und er wird diese illegalen Angriffe auf unsere Grenzen stoppen. Er wird diesem Land guttun.“
Im Café Versailles, ikonischer Treffpunkt in Florida für die traditionell pro-republikanischen Exil-Kubaner und deren Nachkommen, wurde noch bis in den Morgen frenetisch gefeiert.
Konservatives Florida
So konservativ wie bei diesen Wahlen hat Florida noch nie abgestimmt. Selbst das Referendum, ob im Sunshine State das Abtreibungsverbot wieder aufgehoben werden soll, scheiterte knapp. Anders als in den Umfragen erwartet, hatte dieses Thema doch weniger Frauen an die Urnen gebracht, um letztlich gegen die Republikaner zu stimmen.
Donald Trump hat die Präsidentenwahlen gewonnen. Damit gelang dem 78-Jährigen, was bisher vor ihm nur einem einzigen US-Präsidenten (Grover Cleveland, 1893) jemals geglückt war – nach einer Amtspause von vier Jahren wieder ins Weiße Haus zu kommen. Sein Sieg ist auch ein gewaltiger Durchmarsch: Selbst im US-Parlament, im Senat und voraussichtlich auch im Repräsentantenhaus rollt die rote Welle der Republikaner, angeführt von Trump, in die Mehrheit. „In ein goldenes Zeitalter“, wie der Wahlsieger vor Hunderten restlos begeisterten Anhängern in einer Kongresshalle in West Palm Beach versprach.
In der Bamboo Beach Tiki Bar am Strand von Fort Lauderdale haben indes Greg und Tony Bond den sich abzeichnenden Wahlsieg „ihres Kandidaten“ live mit verfolgt. Wirklich begeistern konnte sich das ältere Ehepaar aus Indianapolis für Donald Trump nie. Zu ruppig, zu grob, zu beleidigend sei seine Sprache, sagt die fünffache Mutter Tony. Und Greg, Administrator einer Schule, fügt hinzu: „Trump ist nicht die republikanische Partei. Seine ganze Bewegung ist so weit ins Extreme gerutscht.“