Beatles: Die „friseurscheuen Yeah-Yeah-Yeah-Minnesänger“ auf Österreich-Besuch

Der Besuch von John Lennon, George Harrison, Ringo Starr und Paul McCartney in Obertauern war 1965 ein Medienereignis 
Wundersame und unterhaltsame Geschichten über den Aufenthalt der Beatles in Obertauern: "Als die Beatles Österreich auf den Kopf stellten".

Über die Beatles wurde schon alles geschrieben, gesagt und aufgearbeitet. Glaubt man. Doch dann nimmt man das Buch „Als die Beatles Österreich auf den Kopf stellten“ von Lorenz Birklbauer und Wolfgang Planker zur Hand und liest folgende Zeilen: „Er schaute so klein und unbeholfen drein, dass man ihn am liebsten in einen Kinderwagen legen, fest zudecken und mit Haferflockenbrei füttern möchte.“ So  hart urteilte damals Peter Hajek über Ringo Starr, der, so Hajek weiter, besonders durch seine große Nase aufgefallen sei. 

Der Drehbuchautor und Regisseur, der seine journalistische Karriere Ende der 50er-Jahre beim KURIER begann, beobachtete damals in Salzburg die Beatles aus nächster Nähe, wie es im Buch heißt. Er beurteilte die „Pilzköpfe“ vor allem auf Grundlage ihres Aussehens: George Harrison trug das Haar am längsten, „und das scheint mir schon alles zu sein, was er hat“.   Diese abwertende Haltung gegenüber den Beatles zog sich damals durch die ganze österreichische Medienlandschaft. Der Grund für die Aufregung: Die Beatles waren für zwei Wochen in Obertauern zu Gast, um Szenen für den Film „Help!“, der hierzulande als „Hi-Hi-Hilfe!“ veröffentlicht wurde, zu drehen.  

„Beatles go home“

Die Beatles landeten am 13. März 1965 um 14.18 Uhr am Salzburger Flughafen. 4.000  Fans – auch aus dem benachbarten Bayern – waren zugegen, um einen Blick auf die Fab Four zu erhaschen. Aber auch „Beatles go home“-Schriftzüge waren zu lesen.

Laut  „Arbeiter Zeitung“ wurden alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um die Fans der „friseurscheuen und ponymähnigen Yeah-Yeah-Yeah-Minnesänger“ nötigenfalls rasch in den Griff zu bekommen. Österreich war zu diesem Zeitpunkt noch mehr oder weniger Beatles-frei: Die Grundstimmung im Land war erzkonservativ und depressiv, grau und skeptisch gegenüber allem, was neu war: „Die Beatles waren schon weltberühmt, als in Österreich noch recht wenig von ihnen zu bemerken war. Sie wurden kaum im Radio gespielt, und auch die berühmten Beatle-Boots waren nur schwer zu bekommen. Den Jugendlichen wurde vor allem leichte Schlagerkost vorgesetzt“, schreiben die beiden Autoren. 
Sie liefern auf über 280 Seiten zahlreiche Anekdoten und Hintergründe zur  gesellschaftlichen Einordnung. Zwischendurch kommen Persönlichkeiten zu Wort, deren Lebensgefühl die Beatles verändert haben – von Michael Köhlmeier über Harri Stojka bis hin zu Wanda und Nino aus Wien.  

Beatles: Die „friseurscheuen Yeah-Yeah-Yeah-Minnesänger“ auf Österreich-Besuch

Lorenz Birklbauer, Wolfgang Planker: „Als die Beatles Österreich auf den Kopf stellten“. Residenz Verlag, 288 Seiten, 30 Euro 

Beleuchtet wird auch die  Freundschaft zwischen George Harrison und Gerhard Berger,  die   Sauftour von Ringo Starr in Wien, die Theorien, warum das angekündigte Konzert der Fab Four 1965 im Wiener Konzerthaus abgesagt wurde. 
Für das „Linzer Volksblatt“ war damals der Schuldige schnell gefunden: Der Kabarettist Gerhard Bronner. Denn Bronner sagte damals in einem Beitrag im ORF über die Beatles: „Der Untergang des Abendlandes hat viele Gesichter. Das hier sind die vier markantesten.“

INFO: Lorenz Birklbauer, Wolfgang Planker: "Als die Beatles Österreich auf den Kopf stellten", Residenz Verlag, 288 Seiten, 30 Euro

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