„Bei adipösen Menschen mit einer Herzerkrankung zeigte sich eine Reduktion von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Todesfällen um 10 bis 20 Prozent innerhalb der ersten Monate nach Therapiebeginn.“ Doch da ist die Gewichtsabnahme noch relativ gering.
„Es geht also fast zu schnell dafür, dass die Reduktion der Infarkte rein auf den Gewichtsverlust zurückzuführen ist. Die Vermutung ist, dass rund ein Drittel dieser positiven Auswirkungen auf die Herzgesundheit durch die Gewichtsabnahme zu erklären ist, zwei Drittel aber durch eine darüber hinausgehende Reduktion von Entzündungsprozessen im Körper“, sagt Sourij. Denn diese begünstigen die Entstehung von Atherosklerose und Gefäßverschlüssen.
Einige Beispiele für diese positiven "Nebenwirkungen":
Herz: Unabhängig vom Effekt der Gewichtsreduktion reduzieren die Abnehmspritzen Entzündungsprozesse und senken auch deshalb unter anderem das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. "Wir wissen, dass leichte, niederschwellige Entzündungsreaktionen die man nicht bemerkt, aber anhand von Laborwerten gemessen werden können, zum Fortschreiten von Gefäßverkalkung beitragen", sagt Sourij. "Diese Entzündungsreaktion wird durch diese GLP-1-Rezeptoragonisten um 50 Prozent reduziert, Entzündungswerte wie CRP gehen zurück und halbieren sich."
Nieren: Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes reduzierten die neuen Abnehmwirkstoffe neben dem Herzrisiko auch das Risiko für Nierenversagen um 16 Prozent.
Krebs: „Hinweise und Hypothesen“ gibt es auch zur Senkung des Risikos für mehrere Krebsleiden, sagt Stoffwechselspezialist Sourij: „Aber auch hier fehlen noch Daten aus großen Studien“.
Alzheimer: Untersucht werden mögliche positive Effekte in der Alzheimer-Therapie. "Diese Medikamente wirken direkt auf die Gehirnzellen in gewissen Hirnregionen, das mag einen Effekt haben, aber welchen genau, das versuchen wir erst zu verstehen", sagt Sourij. Auch hier könnte die Reduktion von Entzündungsprozessen eine Rolle spielen. "Aber momentan reihe ich die Alzheimer-Daten noch deutlich hinter die Herzgefäßdaten."
Schlafapnoe: Hier verbessern sich die Symptome deutlich. "Zu Tirzepatid gibt es gute Studiendaten." Dass es zu einer Reduktion von Atemaussetzern kommt, dürfte mit der Gewichtsreduktion zu tun haben: Wenn das Gewicht deutlich reduziert wird, werden die Atemwege nicht so leicht verlegt.
Sucht: Hinweise gibt es auch, dass das Verlangen nach Alkohol reduziert wird. "Dies könnte erklären, warum einige Patienten, die wegen eines Typ 2-Diabetes oder wegen Gewichtsproblemen mit Semaglutid oder anderen GLP-1-Agonisten behandelt werden, nicht nur weniger essen. In den sozialen Medien berichten Patienten, dass sie das Interesse am Alkohol verloren hätten", berichtet das deutsche Ärzteblatt.
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