Warum Europas ältester See in Gefahr ist

Warum Europas ältester See in Gefahr ist
Der albanisch-mazedonische Ohrid-See zieht jeden Sommer massenhaft Touristen an. Weil man dafür nicht ausgerüstet ist, könnte er bald als gefährdetes Weltkulturerbe eingestuft werden. Ein Österreicher hilft, das artenreiche Gewässer und sein Umland zu erhalten.

„Mach die Augen zu - und genieße“, befiehlt Gjoko Zoroski einem, wenn man ihn auf seiner täglichen Feldexkursion begleitet. Als er es vormacht, nimmt sein Gesicht einen konzentrierten Ausdruck an. Ein paar Minuten lang darf niemand sprechen, nur zuhören. Die zuvor kalmierende Geräuschkulisse rückt in den Vordergrund, auf einmal sind einzelne Laute klar herauszuhören. Vögel, Insekten, Frösche - Zoroski erkennt sie, ohne sie zu sehen.

Der studierte Umweltingenieur, der schon als Kind gerne Pflanzen gesammelt hat, ist Leiter der u. a. von EU-Geldern finanzierten Öko-NGO Ekoturizam 2016 in und um den beliebten See und Urlaubsort Ohrid, Nordmazedonien

Besonders viel zu tun haben er und seine zwei Mitarbeiter im 400 Hektar großen Sumpf Belchista, etwa 20 Kilometer von Ohrid entfernt, um den sich bis vor fünf Jahren niemand gekümmert hat.

Enorme Biodiversität

Dabei bildet das Gebiet mit seinen frischen Wasserquellen und artenreichen Erlenwäldern eine Region mit enormer Biodiversität: Mindestens 85 verschiedene Vogelarten gibt es hier, außerdem 40 Prozent aller mazedonischen Säugetierarten - sogar Bären halten sich regelmäßig in Belchista auf.

Zoroskis Team erforscht den Sumpf und seine tierischen wie pflanzlichen Bewohner, von denen nach wie vor einige unbekannt sein dürften. Die Gruppe dokumentiert alles, verfasst Studien dazu. „Es ist das am besten erhaltene Feuchtgebiet des Landes“, weiß der 43-Jährige, der in der Region aufgewachsen ist.

Warum Europas ältester See in Gefahr ist

Aktivist Gjoko Zoroski

Warum Europas ältester See in Gefahr ist

Aktivist Gjoko Zoroski

Auch der riesige - teils mazedonische, teils albanische - Ohrid-See selbst, der als ältester See Europas gilt und vor allem im Sommer als billigere Alternative zum Meer jedes Jahr Millionen von Touristen anzieht, beherbergt zahlreiche seltene Lebewesen. Ungefähr 150 davon gibt es wohl nur hier, die Ohrid-Forelle zum Beispiel. 

„Der Ohrid-See ist ein Theater der Evolution“, so die NGO Ohrid SOS, die sich für den Schutz des sehr tiefen Gewässers einsetzt. Gemessen an seiner Fläche gebe es laut jetzigem Wissensstand darin mehr einzigartige Spezies als in jedem anderen Binnengewässer der Erde: „Das heißt, wenn wir sie hier verlieren, haben wir sie für immer verloren.“

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Bei Touristen beliebt: Der Ohrid-See

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Bei Touristen beliebt: Der Ohrid-See

"So ziemlich jede Bedrohung, die Sie nennen können"

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