Der Neujahrsempfang war mit 160 Gästen gut besucht und auch die Stimmung passte. Die bundespolitischen Entwicklungen und die Regierungsverhandlungen drückten am Donnerstag dem geselligen Jahresstart der Wirtschaftskammer des Bezirks Amstetten ein bestimmendes Gesprächsthema auf. "Große entlastende Würfe, die wir dringend bräuchten, haben wir noch nicht gehört“, schilderte ein Teilnehmer den Grundtenor unter den Gästen.
In den wirtschaftlich schwierigen Zeiten seien die WK-Beziks- und Außenstellen für die Unternehmen, um Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Lebensqualität zu sichern, versicherte der angereiste WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker.
Alarmglocken
"Wir steuern momentan auf eine Nebelwand zu und die Alarmglocken läuten bereits“, beschrieb WK-Bezirksobmann Gottfried Pilz die aktuelle Situation beim Bilanz-Pressegepräch für 2024, das vor wenigen Tagen stattfand. Mit über 9.000 Mitgliedsbetrieben und 56.000 Beschäftigten gehört der Bezirk Amstetten mit der Statutarstadt Waidhofen/Ybbs zu den wirtschaftlichen Top-Bezirken in Niederösterreich.
Wenn auch 64 Prozent der Mitglieder Einpersonenunternehmen (EPU) ohne Mitarbeiter darstellen, so hat der Bezirk in der Betriebsstruktur einige Asse im Ärmel. Unter den 4.456 Handels- und Gewerbebetrieben sorgt eine breite mittelständische Betriebsstruktur für eine gewisse Stabilität. Der breite Branchenmix stelle ein breites Rückgrat dar, versicherte WK-Bezirksstellenleiter Andreas Geierlehner.
Amstettens WK-Obmann Gottfried Pilz und WK-Bezirksstellenleiter Andreas Geierlehner
Weiters steuert die produzierende Industrie einen guten Teil der Wertschöpfung bei. Dabei seien vor allem die in vielen Bereichen aktiven Industriezweige vom Traktorbauer bis zur Baubranche mit einigen Top-Playern am Weltmarkt eine besondere Stärke für den Bezirk.
Der hohe Anteil an Betrieben in der Metallbranche und damit verbundene hohe Kollektivlöhne unterstützen seit Jahren die Topposition des Westbezirks beim Median-Einkommen in NÖ. Erstmals seit vielen Jahren rutschte Amstetten 2024 mit 2.910 Euro brutto knapp hinter St. Pölten-Stadt an die zweite Stelle in NÖ.
Neujahrsempfang der WK Amstetten mit regionaler und überregionaler Wirtschaftsprominenz
Weitgehend noch krisenresistente Betriebsstrukturen bescherten 2024 auch noch eine eher niedrige Zahl an Arbeitslosen. Die Quote lag zu Jahresende bei 3,7 Prozent in Amstetten und 2,9 Prozent in Waidhofen.
Rund 3.000 Menschen, davon ein ständiger Sockel an Personen, die nur schwer in Beschäftigung zu bringen seien, waren als arbeitslos gemeldet, berichtete Geierlehner. Noch seien die wegen hoher Produktionskosten unter starkem Druck stehenden Betriebe bestrebt, ihr Fachpersonal zu halten, um bei einem Aufschwung nicht in Personalnot zu geraten, sagte Geierlehner. „Aber es wird eng“, betonte er.
Erste Ankündigungen der möglichen blau-schwarzen Koalition Förderungen für Umweltinvestitionen, etwa in Heiz- oder PV-Anlagen einzusparen, würde im Bezirk etliche Betriebe hart treffen. Große Gewerbe- und Industriebetriebe wären betroffen.
Stabile Situation bei Insolvenzen
Mit 29 Insolvenzen im Jahr 2024 sei man in Amstetten/Waidhofen im Vergleich zu 2023 mit 33 ebenfalls noch mit einem blauen Auge davongekommen.
Als einen der Hemmschuhe, die dringend von einer neuen Regierung beiseitegeschafft werden müssten, nannte Bezirksobmann Pilz die überbordende Bürokratie. Mittlerweile sei jeder 15. Büromitarbeiter rein für die Erledigungen bürokratischer Vorgaben des Bundes und der EU, etwa rund um die ESG- und Lieferkettenthematik, zuständig, beklagte Pilz.
Als besondere regionalpolitische Herausforderung nannte der Bezirkssprecher den Genehmigungsmarathon für die enorm wichtige neue Donaubrücke bei Mauthausen. Die muss nun wegen langwieriger gerichtlicher Einsprüche wahrscheinlich in zwei oder drei Jahren für eine provisorische Erneuerung für einige Monate gesperrt werden. Das treffe Unternehmen und Arbeitnehmer wegen langer zeitraubender Umwege massiv, so Pilz.
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