Aber: Seit Beginn der schwarz-blauen Koalition in Salzburg Mitte 2023 mehrten sich die Zweifel, ob sein „Typ“ noch gefragt ist. Die FPÖ ist in Salzburg so wie in ganz Österreich im Aufwind. Marlene Svazek, der anfangs wegen ihres Alters (32) mit großer Skepsis begegnet wurde, erwies sich als äußerst aktive Landeshauptmann-Stellvertreterin mit guten Beliebtheitswerten, die die alte ÖVP-Garde zuweilen überstrahlt.
In Haslauers Schatten
Schnöll ist eher ein Mann der leisen Töne. Politisch agiert er bedacht und sachlich, bei öffentlichen Auftritten wirkt er fast scheu. Obwohl er als Nachfolger kontinuierlich aufgebaut wurde und Agenden von Haslauer übernommen hat, sei er stets in dessen Schatten gewesen, heißt es in der Salzburger ÖVP: „Der Wilfried hat den Schnölli an der kurzen Leine gehalten, nichts machen lassen.“
Zuletzt ist es auch politisch nicht rund gelaufen für den Infrastruktur-Landesrat: Sein Herzensprojekt, die Regionalstadtbahn S-Link, fiel bei einer Volksbefragung durch. Zudem sei die Teilsperre der Tauernautobahn ein „Feld gewesen, wo du nichts gewinnen kannst“, heißt es.
"Drexler-Schicksal"
Schnöll selbst soll in Hinblick auf die nächsten Landtagswahlen ein „Drexler-Schicksal“ befürchtet haben. Nämlich dass er als Sachpolitiker mit seinen Inhalten nicht durch kommt, von der FPÖ an die Wand gespielt wird und letztlich von seiner Partei das Messer in den Rücken gerammt bekommt.
Gemeint ist Christopher Drexler, ehemals ÖVP-Landeshauptmann in der Steiermark, der nach verlorener Wahl bekanntlich noch Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ führen durfte, bevor er in die Bedeutungslosigkeit des Zweiten Landtagspräsidenten verbannt wurde.
Gegenpart zu Svazek
Jetzt kommt Karoline Edtstadler ins Spiel: Bislang wurde vehement dementiert – auch von ihr selbst – dass sie Ambitionen habe. Was, so lässt sich mutmaßen, auch damit zusammenhängt, dass ihr Verhältnis zum bisherigen ÖVP-Chef Karl Nehammer äußerst unterkühlt war. Aber Nehammer ist Geschichte, am 4. Jänner erklärte er seinen Rücktritt.
Der resoluten 43-Jährigen traut man nun zu, ein Gegenpart zur umtriebigen Svazek zu sein. Auch oder gerade dann, wenn es zu vorgezogenen Wahlen im Land Salzburg kommen sollte.
Edtstadler selbst soll nie ein Hehl daraus gemacht haben, dass sie sich diese Aufgabe zutraut: Als Beleg soll sie ihr Vorzugsstimmen-Ergebnis bei der Nationalratswahl hergezeigt haben – auf den Landeslisten lag sie vor FPÖ-Kandidatin Svazek.
Bei der Pressekonferenz startete Edtstadler schon eine Charmeoffensive: „Wir sind zwei starke Frauen, die gut miteinander können.“
Kommentare