Die unbekannte Oase für "Birdwatcher" im Südburgenland

Der Vereinsvorstand auf der neuen Vogelwarte, mit der viele Ornithologen ihre Freude haben werden.
Mit 244 nachgewiesenen Vogelarten und seiner einzigartigen Landschaft zählen die Güssinger Teiche zu den bedeutendsten Feuchtgebieten Österreichs.
Künftig soll die 150 Hektar große Fläche verstärkt als touristisches Angebot genutzt werden, ähnlich wie das bereits seit Jahren am Neusiedler See der Fall ist.
Im Nordburgenland sind die sogenannten "Birdwatcher", also ornithologisch interessierte Menschen, bereits ein wichtiger Faktor für den regionalen Tourismus. Künftig sollen auch die Güssinger Teiche öfter von zum Teil zahlungskräftigen Vogelfreunden aus aller Welt besucht werden.
Neue Infrastruktur
Deshalb wurde das Ramsargebiet dank neuer Infrastruktur, wie einer Vogelwarte und Brücken, noch besser erlebbar gemacht. "Die Beobachtungswarte bietet einen fantastischen Blick auf die Wasserflächen und die Röhrichtzone. Auch die Burg Güssing präsentiert sich von der Warte aus prächtig", schwärmt Brigitte Gerger vom Pflegeverein Ramsargebiet Güssinger Teiche.
Die Teichanlage, die 150 Hektar umfasst, ist nicht nur ein Rastplatz für Zugvögel zwischen der Donau und der Adria, sondern auch ein Brutplatz von nationaler Bedeutung. Nach dem Neusiedler See ist das Ramsargebiet Güssinger Teiche somit das bedeutendste Feuchtgebiet für die Vogelwelt im Osten Österreichs und eine hervorragende Gegend für Vogelbeobachtungen.
Geführte Exkursionen
"Es ist faszinierend, wie viele Arten hier auf engstem Raum beobachtet werden können", sagt Daniel Leopoldsberger von Birdlife Burgenland. Um die Besucherströme zu lenken und die Tierwelt zu schützen, wurden im Rahmen eines Förderprojekts spezielle Ruhezonen für die Vögel geschaffen, während gleichzeitig neue Wanderwege und Brücken den Zugang erleichtern.

Die neue Vogelbeobachtungswarte am Fuß der Burg Güssing.
Die ersten "Birdwatching"-Tage des Jahres wurden bereits fixiert: Am 29. März (15.30 Uhr) und 30. März (5.30 und 15.30 Uhr) gibt es insgesamt drei Führungen, die jeweils drei Stunden dauern – mit einem Ausklang direkt am Teich (20 Euro pro Person). Weitere Führungen finden dann am 22. Juni und 13. Juli statt, Beginn ist jeweils um 8 Uhr. Nähere Informationen dazu erhält man bei Brigitte Gerger oder Anita Pober unter 0664/ 5311522.
Die Führungen werden von Birdlife-Experte Leopoldsberger geleitet. Ferngläser und Spektiv können gratis ausgeliehen werden. Der Rundwanderweg ist jedenfalls ganzjährig zugänglich. Start und Ziel ist der Parkplatz beim Freibad in Güssing. Führungen können ebenfalls gebucht werden, Informationen dazu gibt es beim Tourismusverband Südburgenland.
"Birdwatching" ist am Neusiedler See zu einem Tourismusmagneten geworden, der jährlich Naturfreunde von nah und fern an den See bringt. Die Güssinger Teiche könnten von diesem Trend durchaus profitieren, handelt es sich bei den Teichen doch um das zweitgrößte Feuchtgebiet im östlichen Alpenvorraum.
Vogelparadies – nicht mehr auf dem Trockenen
Die Salzlacken im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel sind wieder gut gefüllt. Mit dem Wasser kehrte das Leben zurück. Der Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel ist so etwas wie ein internationaler Vogel-Flughafen im Herzen Europas. Mehr als 350 verschiedene Vogelarten wurden rund um den Neusiedler See schon dokumentiert. Die Salzlacken im Seewinkel sind bedeutende Rast- und Brutgebiete.

Kiebitze beim Balzflug sind ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Im Sommer 2022 offenbarte sich die Fragilität dieses Ökosystems auf dramatische Weise: Der Wasserstand des Neusiedler Sees hatte nach mehreren trockenen Jahren einen historischen Tiefstand erreicht. Die letzte Lacke war im August ausgetrocknet. Viele Vogelarten machten daraufhin einen Bogen um das Nordburgenland – die Biologische Station Illmitz verzeichnete 2022 bei ihrer jährlichen Vogelberingung bei vielen Arten stark unterdurchschnittliche Fangzahlen.
Doch bereits 2023 verbesserte sich die Situation dank stärkerer Niederschläge. Und die Regenmassen, die 2024 in Teilen des Landes für Verwüstung sorgten, waren für den Seewinkel ein wahrer Segen. Dutzende verloren geglaubte Lacken erwachten zu neuem Leben – die Vögel kehrten zurück.
Dorado für Birdwatcher
Für Vogelbeobachter dauert die Saison am Neusiedler See seither wieder 365 Tage im Jahr. Selbst jetzt, im tiefen Winter, gibt es viel zu sehen: Bis zu 35.000 Gänse bevölkern den Seewinkel in großen Scharen.

Professionelle "Birdwatcher" könnten bald auch öfter im Südburgenland zu sehen sein.
Auch Gäste aus dem Norden wissen die pannonische Natur im Winter zu schätzen: Greifvögel wie Raufußbussard, Kornweihe, Sperber und Merlin sind zu beobachten. Mit ein bisschen Glück bekommt man sogar Österreichs Wappentier zu Gesicht: den Seeadler.
Die Hauptsaison für Beobachtungen bricht mit dem Vogelzug im Frühling an. Die mehrtägige Messe "Bird Experience" zog 15 Jahre lang Tausende Naturinteressierte in den Nationalpark. Für 2025 ist etwas Neues geplant: Anstelle der "Bird Experience" findet die "Pannonian Nature Experience" statt. Nähere Details zum Programm gibt es noch nicht – der Termin (1. bis 4. Mai) und der Veranstaltungsort (Nationalparkzentrum Illmitz) stehen aber bereits fest.
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