Mental Health

Der verantwortungsbewusste Erstgeborene, das harmoniebedürftige Sandwichkind, das kreative Nesthäkchen. Und – ganz klassisch – das Einzelkind, der Egoist. Die Geburtsordnung formt die Persönlichkeit fundamental, so die gängige Idee.

Dass stereotype Vorstellungen über Geschwister und ihre Persönlichkeiten fest in Köpfen verankert sind, kann Julia Rohrer verstehen. "Für Menschen, die mit Brüdern oder Schwestern aufwachsen, spielen Geschwister eine prominente Rolle. In der Kindheit, aber auch im späteren Leben", sagt die Persönlichkeitspsychologin, die an der Universität Leipzig zu den Effekten der Geburtsordnung forscht. "Gleichzeitig sind Geschwister oft ziemlich unterschiedlich. Dabei würde man erwarten, dass ihre Persönlichkeiten ähnlich sind, weil sie gleich aufwachsen." 

"Eins, zwei, drei, los!" Das türkise Springseil fliegt über Stefans Kopf. Er setzt zum Sprung an. Die Schnur gleitet unter seinen blauen Patschen hindurch. Ganze neun Mal hintereinander schafft der Fünfjährige die Übung ohne Probleme. So mancher Erwachsene würde da ins Schwitzen geraten. Stefan wird an diesem Vormittag im Städtischen Kindergarten Eipeldauer Straße in Wien-Donaustadt gerade erst warm.

"Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang", weiß Eva-Maria Britzmann. "Leider wird er ihnen schon früh abgewöhnt", ergänzt die studierte Gesundheitsmanagerin. Für die Uniqa Privatstiftung hat Britzmann kürzlich das Bewegungsprogramm "Simplikus – Zirkusspaß im Kindergarten" gestaltet. Praktische Anleitungen und Materialien sollen Kinder wie Pädagoginnen und Pädagogen unterstützen, Bewegung flexibel in den Kindergartenalltag zu integrieren.

Früh übt sich

Rund drei Stunden sollten Kinder im Kindergartenalter über den Tag verteilt körperlich aktiv sein. Das empfiehlt etwa die WHO. Doch Studien zeigen immer wieder: Das Gros der Kleinen bewegt sich nicht im empfohlenen Ausmaß. Dabei weiß man inzwischen aus der Forschung: Wer früh Freude an Bewegung entdeckt, leidet später seltener an Übergewicht und den gesundheitlichen Folgen. Auch für die Entwicklung ist Bewegung unabdingbar. "Kinder nehmen ihren Körper in der Aktivität auf besondere Weise wahr", sagt Alessandra Payer, Kindergartenleiterin in der Eipeldauer Straße. Sie weiß: Wenn im Kindergarten regelmäßig geturnt wird, sinkt auch das Konfliktpotenzial – "weil Spannungen abgebaut werden und die Kinder ihre Emotionen besser lenken lernen."

Hunde verfügen über höchst sensible Nasen. Sie können beispielsweise epileptische Anfälle bei ihren Besitzerinnen und Besitzern erschnüffeln. Hat das Herrchen oder Frauchen Diabetes, sind trainierte Tiere in der Lage, bei Unter- und Überzucker anzuschlagen. Mit ihrem feinen Riechorgan können manche sogar erkennen, wenn ein Mensch an Krebs, Malaria oder Parkinson erkrankt ist.

Forschende der kanadischen Dalhousie University haben nun Hinweise darauf gefunden, dass Assistenzhunde auch registrieren können, wenn traumatische Erinnerungen bei Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung, kurz PTBS oder PTSD (vom englischen Begriff "post-traumatic stress disorder"), aufkommen. Betroffene werden von Emotionen überflutet, haben das Gefühl, das bedrohliche Erlebnis erneut zu durchleben. Plötzliche Flashbacks oder panikartige Zustände begleiten das Erleben. Hunde könnten, so das Ergebnis der Studie, bereits vor dem Auftreten solcher Episoden im Atem Betroffener riechen, dass sie bevorstehen.

Eine Schizophrenie oder bipolare Störung sind schwere psychische Erkrankungen. Ihre Behandlung ist komplex. Moderne Arzneien verschaffen Linderung. Allerdings geht der medikamentöse Eingriff in die Neurochemie des Gehirns oft mit beträchtlichen Nebenwirkungen einher: Etwa Stoffwechselstörungen, die in Übergewicht oder eine Insulinresistenz bzw. Diabetes münden können. Nicht selten brechen Betroffene wegen der Begleiterscheinungen die Therapie ab.

Neonatologen machten kürzlich in einem New Yorker Spital eine spannende Beobachtung: Spielte man Säuglingen Melodien von Mozart vor, schienen sie den Pieks einer Nadel zur Blutabnahme weniger schmerzhaft zu empfinden.

Eva Unterhofer überrascht das nicht. "Es muss gar nicht unbedingt Mozart sein – Musik hat per se eine Wirkung", erklärt die Musiktherapeutin, die sich auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen spezialisiert hat. Bei Frühchen gehe es in erster Linie darum, "sie mit wohltuenden Klängen zu umhüllen, die das Brummen des Brutkastens abmildern und eine entspanntere Atmosphäre erschaffen". Dass das Stresserleben der Kleinsten so erfolgreich gesenkt werden kann, demonstrieren Studien: Herz- und Atemfrequenz sinken, die Sauerstoffsättigung steigt. Positive Effekte gibt es auch auf das zu Beginn des Lebens so wichtige Saug- und Trinkverhalten.

Die Mechanismen dahinter sind komplex, weiß Unterhofer. 

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