Monarch und Maler: Kaum ein Künstler verdient so gut wie Charles III

Prinz Charles sitzt im Freien und zeichnet auf einem Klemmbrett.
König Charles III. herrscht nicht nur über Großbritannien, er malt das Land auch – und das ziemlich erfolgreich. Dabei ist er nicht der einzige Royal mit künstlerischer Ader.

Dunkel streben die Nadelbäume gen Himmel. Heben sich kontrastreich von den rötlichen Highlands, dem hellblauen Himmel, den weißen Türmen und Zinnen ab, die rechts ins Bild rücken. Feine Pinselstriche, eine stilvolle Komposition, eine scheinbar einfache, doch komplexe Anordnung.

Es ist nicht ungewöhnlich, im Londoner Nobelbezirk Chelsea auf ein feines Aquarell wie dieses zu stoßen. Immerhin befindet sich hier die renommierte Saatchi Galerie oder das prominente Kunsthaus Clarendon und mit den teuersten Immobilienpreisen des Landes auch die feinsten Boutiquen der Stadt. Doch dieses kleine Gemälde, das man beim Betreten der backsteinernen Garrison Kapelle gleich rechts entdeckt, hebt sich von den anderen Kunstwerken ab.

Ein gerahmtes Bild von Highgrove House steht auf einem Tisch mit Champagnerflaschen und Souvenirs.

Das Bild wurde, gemeinsam mit sieben weiteren im Schauraum, erst wenige Tage zuvor unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen angeliefert, von speziell ausgebildetem Personal vorsichtig ausgepackt und – sicher ist sicher – an der gelb gestrichenen Wand angeschraubt.

„Charles“ steht in krakeliger Handschrift auf den Lithografien, die unter den Originalen ausgestellt sind, bei den neuesten ist ein „R“ angehängt, für Rex, König.

Lukratives Fotoalbum

König Charles III. ist nämlich nicht nur das Oberhaupt des Vereinigten Königreiches, er ist auch einer der meistverkauften lebenden Künstler des Landes. „Ich mache mir keine Illusionen, dass meine Skizzen große Kunst oder ein aufkeimendes Talent darstellen“, meinte der Monarch zwar vor zwei Jahren. „Im Gegenteil, sie sind mehr als alles andere meine besondere Form des ‚Fotoalbums‘ und als solche bedeuten sie mir sehr viel.“

König Charles hält eine Teetasse und unterhält sich mit einer Gruppe von Menschen.

Dennoch wurde im März ein sogar noch unvollendetes Aquarell, das den Berg Lochnagar hinter dem royalen Anwesen in Balmoral zeigt, für 25.000 Euro versteigert. Laut Telegraph hat er zwischen 1997 und 2016 mit dem Verkauf von Kopien seiner Aquarelle schätzungsweise umgerechnet 2,3 Millionen Euro eingenommen.

Kleine und große Börsen

In der Garrison Kapelle in Chelsea sind derzeit jedoch nicht die Originale, sondern limitierte Lithografien der Aquarelle erhältlich. „Balmoral“ kommt dabei auf umgerechnet 6.000 Euro; das Bild „The Terrace Garden“, von dem es nur zehn Kopien gibt, ist um 9.000 Euro zu haben. Für kleinere Budgets gibt es Postkarten ab 16 Euro.

Der Erlös der Bilder kommt allerdings nicht dem König selbst zugute. Das ist Scott Simpson, Handelsdirektor der King’s Foundation, wichtig zu betonen. Die Stiftung, ein gemeinnütziger Verein, nutzt die Einnahmen – etwa aus dem Verkauf der Gemälde – zur Finanzierung von Lehrlingsstellen und der Entwicklung nachhaltiger Umweltstrategien.

Ein Mann steht in einem Geschäft neben Champagnerflaschen und einem gerahmten Bild von Schloss Balmoral.

König Charles wird im Land oft als Umweltpionier gefeiert. Sein Landsitz in Highgrove war einer der ersten biozertifizierten Gärten Großbritanniens. Dass er Landschaftsszenen malt, überrascht daher wenig.

Künstlersein im Blut

Doch ebenso wenig überrascht – bei einem Blick in seinen Stammbaum – auch seine Leidenschaft für die Malerei. Schon seine Ur-Ur-Urgroßeltern, Königin Victoria und Prinz Albert, verband ihre Liebe zur Kunst. Während sich Prinz Albert auf Sketche konzentrierte, schuf sie Aquarelle, Zeichnungen und sogar Ölgemälde. 1843 zeichnete sie ein filigranes Porträt ihres Sohnes Albert; erhalten sind außerdem eine Bleistiftstudie ihres eigenen Gesichts sowie ein Ölgemälde, das ihre Kinder bei einer Aufführung zu ihrem Hochzeitsjubiläum zeigt.

Eine Gruppe von Kindern in Kostümen vor einem gemalten Hintergrund.

Dass feine Ölgemälde und Aquarelle aus royaler Hand stammen, überrascht nur auf den ersten Blick – schließlich erhalten Royals die beste Ausbildung des Landes. Doch die Bilder einer anderen europäischen Monarchin sorgen tatsächlich für Verwunderung.

In den 1970ern erhielt der britische Schriftsteller J.R.R. Tolkien Post aus Dänemark.

Ein Drache bewacht einen Schatz in einer Höhle, während eine Fledermaus über ihm fliegt.

 Der Umschlag enthielt Szenen aus seiner Trilogie „Herr der Ringe“, schwarz-weiße Zeichnungen. So beeindruckt war er von der stilistischen Ähnlichkeit zu seinen eigenen Skizzen, dass er sie in die dänischen Übersetzungen einbaute. Die Urheberin war niemand geringerer als Margrethe II., damals Prinzessin und später Königin von Dänemark.

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