Rumänischer Retter aus Siebenbürgen im elften Wiener Bezirk

Rumänischer Retter aus Siebenbürgen im elften Wiener Bezirk
EM-Porträts, Teil 22: Rares Sergiu Chiorean hat den 1. Simmeringer SC am Ende vor dem Abstieg aus der Stadtliga bewahrt.
Von Uwe Mauch

Der Edelfan, der sich auch das Abschlusstraining seiner Mannschaft nicht entgehen lassen will, durchschneidet den Simmeringer Schnürlregen mit seiner staubtrockenen Analyse: „Einer wie er tut uns gut. Er hat uns die fehlende Stabilität im Spiel verliehen.“ „Er“ wurde eigentlich als Co-Trainer geholt.

Doch mitten in der Saison, in der Rückrunde haben sie Rares Sergiu Chiorean gefragt, ob er der Mannschaft nicht als Spieler helfen könnte. Er konnte.

Seine persönliche Match-Bilanz kann sich sehen lassen, wie er nach dem Training erzählt: „Acht Spiele, vier Siege, darunter auch ein 0:0 gegen den neuen Meister und Aufsteiger Union Mauer.“ Selbst hat er drei Tore erzielt: „Das eine in Gerasdorf von der Mittellinie.“

Mit seinen 35 Jahren gilt der „Rare“, wie sie ihn auf der traditionsreichen, zuletzt modern renovierten „Had“ an der Simmeringer Hauptstraße nennen, als eine Fußballlegende im elften Bezirk.

Dabei hat er das Fußballspielen in Turda, einer kleinen Stadt in Siebenbürgen, gelernt. Und zu einer lokalen Bekanntheit wurde er ausgerechnet beim Erzrivalen und Herbert-Prohaska-Ausbildungsverein, Ostbahn XI.

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Bares für Rares

„Dort habe ich 17 Jahre lang gespielt, lange als Kapitän, fünf Jahre in der Regionalliga Ost“, erzählt der Fußballer, der ab Herbst lieber wieder nur als Co-Trainer beim 1. SSC agieren möchte.

Die Arbeit seines Vaters hat die Familie 2002 nach Wien gebracht. Dank seiner fußballerischen Fähigkeiten wurde Rares Sergiu Chiorean in Simmering mit offenen Armen aufgenommen, wie er selbst sagt.

Speziell der inzwischen verstorbene Ostbahn-XI-Obmann, der Kultstatus unter Wiens Fußballkennern genießt, hätte ihn jahrelang unterstützt. „Wann und wo immer er das konnte.“

Rumänischer Retter aus Siebenbürgen im elften Wiener Bezirk

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Rumänischer Retter aus Siebenbürgen im elften Wiener Bezirk

Es ist somit kein Wunder, dass der von allen akzeptierte Routinier des Stadtligisten auf die Frage, was für ihn die besondere Faszination des Fußballspiels ausmacht, eine wohlüberlegte Antwort parat hat: „Es sind diese außergewöhnlichen Emotionen auf dem Platz, die man im Privatleben nicht so stark erlebt. Egal, ob du einen schönen Pass spielst oder ein dummes Tor kassierst, immer bist du voll in das Spiel vertieft.“

Der Fußball hält viel zusammen, in guten wie in schlechten Zeiten, auch in seinem Heimatland Rumänien. Mit zwei Freunden aus seiner Kindheit tauscht sich Rares Sergiu Chiorean immer noch regelmäßig über Fußball in Rumänien aus.

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Daher weiß er, dass man die EURO in Deutschland in seinem Mutterland trotz des klaren Auftaktsiegs gegen die Ukraine in seinem Mutterland mit eher gemischten Gefühlen verfolgt: „Viel Druck lastet auf Ianis Hagi, dem Sohn unseres Fußball-Nationalhelden Gheorghe Hagi. Aber der hat halt leider nicht dieselben Mitspieler, die sein Vater hatte.“

Andererseits: „Die Erwartungen sind nicht allzu hoch, daher haben die Rumänen in diesem Turnier nichts zu verlieren.“ Er, der „Rare“, hält übrigens zu Österreich.

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