Rumänischer Retter aus Siebenbürgen im elften Wiener Bezirk

Der Edelfan, der sich auch das Abschlusstraining seiner Mannschaft nicht entgehen lassen will, durchschneidet den Simmeringer Schnürlregen mit seiner staubtrockenen Analyse: „Einer wie er tut uns gut. Er hat uns die fehlende Stabilität im Spiel verliehen.“ „Er“ wurde eigentlich als Co-Trainer geholt.
Doch mitten in der Saison, in der Rückrunde haben sie Rares Sergiu Chiorean gefragt, ob er der Mannschaft nicht als Spieler helfen könnte. Er konnte.
Seine persönliche Match-Bilanz kann sich sehen lassen, wie er nach dem Training erzählt: „Acht Spiele, vier Siege, darunter auch ein 0:0 gegen den neuen Meister und Aufsteiger Union Mauer.“ Selbst hat er drei Tore erzielt: „Das eine in Gerasdorf von der Mittellinie.“
Wir stellen Ihnen zur EURO insgesamt 23 Protagonisten aus der Wiener Fußballwelt vor. Jede Person steht für eines der 23 Länder, die sich neben Österreich für die EM qualifiziert haben.
Egal ob Highlander in Kaisermühlen, Schiedsrichter aus dem Gastgeberland Deutschland, der slowakische Masseur vom SC Mannswörth, die Torfrauen aus Italien und Serbien oder der dänische U-8-Spieler bei Union Mauer - alle haben dieses Leuchten in den Augen, wenn sie erklären, was den Reiz des Fußballs ausmacht und was sie ihrem Heimatland bei der EURO zutrauen.
Teil 1: Ein deutscher Schiri pfeift in Wien. Geht das?
Teil 2: Ein Schotte vereint Fußball-Nationen – in Wien-Kaisermühlen
Teil 3: „Dagi“ wartet auf Nachricht aus Serbien
Teil 4: Wo Floridsdorfs Fußball an Slowenien erinnert
Teil 5: „Als Engländer kannst du nur eines: hoffen“
Teil 6: Polnische Feiertage auf dem FavAC-Platz
Teil 7: „Bei uns in Ungarn gibt es mehr Akademien“
Teil 8: Er heiratet um elf, Belgien spielt um 21 Uhr
Teil 9: „Danish Dynamite“ im Südwesten von Wien
Teil 10: „Super Laura“ hält für FC Mariahilf und Italien
Teil 11: Ein Hauch „La Liga“ in der Wiener DSG-Liga
Teil 12: Ganz Georgien feiert. Lange hat man darauf gewartet
Teil 13: „Hopp, Schwyz“ in einem Wiener Vorstadt-Park
Teil 14: „Duda“ träumt von einem Finale des Friedens
Teil 15: Ankerbrot – mit einem gepfefferten Schuss Albanien
Teil 16: Ein Portugiese auf der Wiener Marswiese
Teil 17: Die Türkei bei der EM? Für sie zweitrangig!
Teil 18: Mittelblocker bei Sokol – mit Start-up in Wien
Teil 19: Slowakisches Ex-Model beim SC Mannswörth
Mit seinen 35 Jahren gilt der „Rare“, wie sie ihn auf der traditionsreichen, zuletzt modern renovierten „Had“ an der Simmeringer Hauptstraße nennen, als eine Fußballlegende im elften Bezirk.
Dabei hat er das Fußballspielen in Turda, einer kleinen Stadt in Siebenbürgen, gelernt. Und zu einer lokalen Bekanntheit wurde er ausgerechnet beim Erzrivalen und Herbert-Prohaska-Ausbildungsverein, Ostbahn XI.

Rares Chiorean: Der gebürtige Rumäne kam am 6. 7. 1989 in Turda zur Welt. Im Frühjahr war er nicht nur Co-Trainer, sondern auch Spieler beim Stadtligisten, dem 1. Simmeringer SC.
Federatia Română de Fotbal: War Viertelfinalist bei der EURO 2000; in Deutschland in einer Gruppe mit der Ukraine, Slowakei sowie Belgien.
Bares für Rares
„Dort habe ich 17 Jahre lang gespielt, lange als Kapitän, fünf Jahre in der Regionalliga Ost“, erzählt der Fußballer, der ab Herbst lieber wieder nur als Co-Trainer beim 1. SSC agieren möchte.
Die Arbeit seines Vaters hat die Familie 2002 nach Wien gebracht. Dank seiner fußballerischen Fähigkeiten wurde Rares Sergiu Chiorean in Simmering mit offenen Armen aufgenommen, wie er selbst sagt.
Speziell der inzwischen verstorbene Ostbahn-XI-Obmann, der Kultstatus unter Wiens Fußballkennern genießt, hätte ihn jahrelang unterstützt. „Wann und wo immer er das konnte.“
Es ist somit kein Wunder, dass der von allen akzeptierte Routinier des Stadtligisten auf die Frage, was für ihn die besondere Faszination des Fußballspiels ausmacht, eine wohlüberlegte Antwort parat hat: „Es sind diese außergewöhnlichen Emotionen auf dem Platz, die man im Privatleben nicht so stark erlebt. Egal, ob du einen schönen Pass spielst oder ein dummes Tor kassierst, immer bist du voll in das Spiel vertieft.“
Der Fußball hält viel zusammen, in guten wie in schlechten Zeiten, auch in seinem Heimatland Rumänien. Mit zwei Freunden aus seiner Kindheit tauscht sich Rares Sergiu Chiorean immer noch regelmäßig über Fußball in Rumänien aus.

Daher weiß er, dass man die EURO in Deutschland in seinem Mutterland trotz des klaren Auftaktsiegs gegen die Ukraine in seinem Mutterland mit eher gemischten Gefühlen verfolgt: „Viel Druck lastet auf Ianis Hagi, dem Sohn unseres Fußball-Nationalhelden Gheorghe Hagi. Aber der hat halt leider nicht dieselben Mitspieler, die sein Vater hatte.“
Andererseits: „Die Erwartungen sind nicht allzu hoch, daher haben die Rumänen in diesem Turnier nichts zu verlieren.“ Er, der „Rare“, hält übrigens zu Österreich.
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