„Hopp, Schwiiz“ in einem Wiener Vorstadt-Park

Das Wiener Parkett kann für Eidgenossen ordentlich hart sein, speziell dann, wenn sie sich freiwillig bei der jungen Caritas melden, um den Kids im Richard-Wagner-Park in Ottakring den gegenseitigen Respekt beim Fußballspielen mit Verve näherzubringen.
Robin Fröhlich arbeitet als Politikreferent in der Schweizerischen Botschaft in der Prinz-Eugen-Straße. Doch drei Mal pro Woche fährt der 29-jährige Schweizer die Thaliastraße stadtauswärts, um hier sein Ehrenamt auszuüben.
Wir stellen Ihnen zur EURO insgesamt 23 Protagonisten aus der Wiener Fußballwelt vor. Jede Person steht für eines der 23 Länder, die sich neben Österreich für die EM qualifiziert haben.
Egal ob Highlander in Kaisermühlen, Schiedsrichter aus dem Gastgeberland Deutschland, der slowakische Masseur vom SC Mannswörth, die Torfrauen aus Italien und Serbien oder der dänische U-8-Spieler bei Union Mauer - alle haben dieses Leuchten in den Augen, wenn sie erklären, was den Reiz des Fußballs ausmacht und was sie ihrem Heimatland bei der EURO zutrauen.
Teil 1: Ein deutscher Schiri pfeift in Wien. Geht das?
Teil 2: Ein Schotte vereint Fußball-Nationen – in Wien-Kaisermühlen
Teil 3: „Dagi“ wartet auf Nachricht aus Serbien
Teil 4: Wo Floridsdorfs Fußball an Slowenien erinnert
Teil 5: „Als Engländer kannst du nur eines: hoffen“
Teil 6: Polnische Feiertage auf dem FavAC-Platz
Teil 7: „Bei uns in Ungarn gibt es mehr Akademien“
Teil 8: Er heiratet um elf, Belgien spielt um 21 Uhr
Teil 9: „Danish Dynamite“ im Südwesten von Wien
Teil 10: „Super Laura“ hält für FC Mariahilf und Italien
Teil 11: Ein Hauch „La Liga“ in der Wiener DSG-Liga
Teil 12: Ganz Georgien feiert. Lange hat man darauf gewartet
Lange vor dem geplanten Anpfiff des heutigen Turniers sind seine „Jungs“ aus der Park-Nachbarschaft im Käfig. So wie die Profis, betont lässig, klatschen sie mit ihm ab. Sie nennen ihn nur: „Trainer“.
Robin Fröhlich ist einer von zwanzig Trainern der „Käfig League“. Die tun in zehn Wiener Parks Gutes. Sie ermöglichen Kindern zwischen 8 und 16 Jahren, gratis an Fußballtrainings und Turnieren teilzunehmen.

Robin Fröhlich: Geboren am 24. 5.1995 in Frauenfeld, ehrenamtlicher Trainer bei der „Käfig League“.
Schweizerischer Fussballverband: 2021 Einzug ins Viertelfinale, bei der EURO 2024 in der Gruppe mit Ungarn, Deutschland und Schottland.
„Als mir ein Freund vor zwei Jahren davon erzählt hat, habe ich mich sofort angemeldet“, erinnert sich der Botschaftsangestellte, der in seinem Brotberuf unter anderem mit Delegationen und Menschen aus einer anderen Welt zu tun hat. Knapp
30 Ottakringer Jung-Käfigkicker mit beinahe ebenso vielen Muttersprachen will er nun auf ihr Turnier einstimmen.
Videoreportage: Robin Fröhlich aus der Schweiz
Momente des Glücks
Man sagt Eidgenossen nach, dass sie geduldige Zeitgenossen wären. Beim „Trainer“ Robin ist das so. Mit gezielten Übungen schafft er es, die „Jungs“ peu en peu auf das Fußballspiel zu fokussieren.
Zwischendurch kann sich der Erwachsene ein Lächeln nicht verkneifen: „Die haben manchmal eine Lockerheit und einen Witz, da können wir nur lernen.“
Dennoch muss Robin Fröhlich eineinhalb Stunden lang hellwach sein: „Es ist Fußball, und es hat einen Grund, warum wir hier sind, da gibt es auch Reibereien.“
Der Gedanke, dass er mit seiner Präsenz für junge Menschen, die es im Alltag nicht immer leicht haben, Momente des Glücks und der Unbeschwertheit schafft, lässt ihn am Ende zufrieden nach Hause gehen.

Zuvor muss der Trainer, der 2019 nach Wien übersiedelte, um hier Internationale Entwicklung zu studieren, noch die Frage beantworten, wie stark er seine „Schwyz“ bei der EM erwartet.
Seine Antwort fällt zunächst diplomatisch aus: „Gut, ich habe in Wien einige deutsche Freunde, das direkte Duell wird spannend. Wir haben sehr gute Einzelspieler, in der Quali haben wir uns nicht so stark präsentiert.“
Genug Diplomatie! „Aber als Fußballfan erwarte ich eigentlich schon, dass wir das Viertelfinale erreichen.“
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