„Als Engländer kannst du nur eines: hoffen“

„Als Engländer kannst du nur eines: hoffen“
EM-Serie, Teil 5: Graham Bates hat in Wien den ersten barrierefreien Fußballverein für Mädchen gegründet.
Von Uwe Mauch

Sein Ton macht die Musik. Kurz nach der Pause hat sein Team beim Auswärtsspiel in Simmering das vierte Tor kassiert, und es wird nicht das letzte an diesem Sonntagnachmittag bleiben. Dennoch muntert er seine Elf von der Coachingzone aus an: „Come on, wir können es immer noch schaffen!“

Graham Bates ist ein Frauenfußball-Förderer der besonderen Art. Der heute 62-Jährige hat in Leicester Wirtschaftswissenschaften studiert. Er war zeitweise Tormann in Schul- und Universitätsteams: „Weil du im Tor Spiele so oder andersrum entscheiden kannst.“

Wir stellen Ihnen in den kommenden Tagen 23 Protagonisten aus der Wiener Fußballwelt vor. Jede Person steht für eines der 23 Länder, die sich neben Österreich für die EM qualifiziert haben.

Egal ob Highlander in Kaisermühlen, Schiedsrichter aus dem Gastgeberland Deutschland, der slowakische Masseur vom SC Mannswörth, die Torfrauen aus Italien und Serbien oder der dänische U-8-Spieler bei Union Mauer - alle haben dieses Leuchten in den Augen, wenn sie erklären, was den Reiz des Fußballs ausmacht und was sie ihrem Heimatland bei der EURO zutrauen.

Teil 1: Ein deutscher Schiri pfeift in Wien. Geht das?

Teil 2: Ein Schotte vereint Fußball-Nationen – in Wien-Kaisermühlen

Teil 3: „Dagi“ wartet auf Nachricht aus Serbien

Teil 4: Wo Floridsdorfs Fußball an Slowenien erinnert

Mehr als das Tore-Verhindern faszinierte ihn früh das Trainieren von Kindern. Die Liebe zu einer Wienerin brachte den britischen Fußball-Pädagogen dann 2011 nachhaltig nach Wien.

Hier beginnt er in der Volksschule Vorgartenstraße 42 als Native Speaker zu arbeiten. Weil sich seine Tochter Helena auch zum Fußball hingezogen fühlt, bietet er den Schülerinnen an, sie zu trainieren.

Bald sind Vater und Tochter von fünfzig, sechzig Mädchen umgeben. Graham Bates lächelt in einer ruhigen Minute am Spielfeldrand: „Das war jede zweite Schülerin.“

„Als Engländer kannst du nur eines: hoffen“

Graham Bates: Geboren am 3. 6. 1962 in Leicester. Gründer, Coach und Obmann des Vereins GEPS20.

Football Association England: Weltmeister 1966, bei der EURO 2024 in einer Gruppe mit Serbien, Dänemark und Slowenien.
 

Mit diesem Spielerinnen-Pool gründet der Engländer 2015 einen Fußballverein. Dessen Name verweist auf die Schule: GEPS 20.

Der Lehrer, der in England in der Wirtschaft, für eine Umweltorganisation und als Sozialarbeiter tätig war, sagt: „Bei uns muss keine Spielerin etwas bezahlen.“

„Als Engländer kannst du nur eines: hoffen“

„Keine Freunde mehr“

Dafür muss der Trainer 25.000 Euro pro Saison auftreiben. Auf die Frage, wie ihm das gelingt, antwortet er mit britischem Humor: „Ich habe keine Freunde mehr. Wenn mich wer sieht, versucht er einen weiten Bogen um mich zu machen.“

Im Ernst: Eltern und eine Privatuniversität zeigen sich öfters spendabel. Platzmieten, Schiedsrichter, Bälle für zwei Frauen- und drei Mädchenteams gehen aber weiterhin ordentlich ins Geld. Mister Bates lächelt wieder, dann sagt er: „Geldgeber für unseren Verein nehme ich mit offenen Armen auf.“

Am Ende des Spiels gegen die zweite Mannschaft von FC Mariahilf stehen zwei geschossene und sechs erhaltene Tore zu Buche. Es gab in dieser Saison schon eindeutigere Ergebnisse.

„Als Engländer kannst du nur eines: hoffen“

„Als Engländer kannst du nur eines: hoffen“

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„Als Engländer kannst du nur eines: hoffen“

„Als Engländer kannst du nur eines: hoffen“

„Als Engländer kannst du nur eines: hoffen“

„Als Engländer kannst du nur eines: hoffen“

Dennoch gibt sich der Tabellenletzte nicht auf: „Die Spielerinnen sind Freundinnen geworden, Gewinnen ist für sie nicht alles.“ Ihr Trainer tröstet sie wie immer, auf Englisch. Graham Bates nickt dann: „Ja, ich glaube tatsächlich, dass ich kein schlechter Motivator bin.“

Und die EURO in Deutschland? Wieder kommt sein trockener Humor durch: „Als Engländer kannst du nur eines: hoffen.“ Er hat die Three Lions noch nie live spielen gesehen, Österreichs Auswahlen dagegen schon mehr als fünfzig Mal: „Die Männer – und die Frauen.“

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