Ein deutscher Schiedsrichter in Wien. Geht das? Gut geht das

Ein deutscher Schiedsrichter in Wien. Geht das? Gut geht das
EM-Porträts, Teil 1: Oliver Fix ist ein sympathischer Unparteiischer im Wiener Unterhaus. Bei der EM hält er auch ein bisserl zu Österreich.
Von Uwe Mauch

Seine Entscheidung, mit 15 Schiedsrichter zu werden, sagt auch etwas über seine Persönlichkeit. Bei seinem ostdeutschen Heimatverein, dem FC Grimma, suchte man dringend Menschen, die sich als Unparteiische in den Dienst des Vereins stellen wollten. Fix sagte fix zu.

Oliver Fix erzählt vor dem Schiedsrichter-Training an einem Montagabend im Mai: „In Deutschland ist das anders als in Österreich. Dort müssen alle Vereine Schiedsrichter stellen. Wer das nicht befolgt, der muss mit Geldstrafen und Punktabzügen rechnen.“

Gelockt hat man ihn mit dem alten Trick: „Machst halt mal ein paar Spiele, dann sehen wir weiter.“ Doch der, der sich aufopferte, fand Gefallen an der neuen Aufgabe: „Um ehrlich zu sein, ich war auch nicht der beste Fußballer“, sagt er rückblickend.

14 Jahre später pfeift der Deutsche immer noch. Aber in Wien. Die Arbeit und die Liebe haben ihn in eine Stadt gebracht, deren Sprache er erst lernen musste. Der studierte Betriebswirt schmunzelt: „Nach einem Rapid-Match hat mich eine ältere Dame in der Straßenbahn gefragt, ob ich auch im Stadion war, und ich verstand, bei welcher Station ich aussteige.“ Als er ihr „Noch drei Stationen“ zu verstehen gab, setzte sich die Wienerin weit weg von ihm.

Ein deutscher Schiedsrichter in Wien. Geht das? Gut geht das

Geboren wurde Oliver Fix in Nordrhein-Westfalen, doch aufgewachsen ist er im Osten Deutschlands – „auf halbem Weg zwischen Dresden und Leipzig“.

Nach seiner Ankunft in Wien 2017 hat er sofort den Wiener Fußballverband kontaktiert. Der habe ihn „mit echter Wertschätzung aufgenommen“. Auch unter den Kollegen genießt der Deutsche in Wien einen guten Ruf. Beim Spiel Sport-Club gegen TWL Elektra wirkt er auch als Linienrichter gut ins Team integriert.

Ein deutscher Schiedsrichter in Wien. Geht das? Gut geht das

Lernen musste Oliver Fix in Wien, dass das Deutsch der Wiener Kicker ein anderes ist als das Deutsch der Essener oder Dresdener. Dass nicht jeder Spieler in Wien Deutsch versteht.

Und dass ein Match zwischen dem SV Srbija und einem Team mit kroatischen Hintergrund nicht zwangsläufig mit dem endet, vor dem man sich zuvor gefürchtet hatte: „Nach dem Schlusspfiff gab es eine gemeinsame Grillerei und eine genaue Erörterung diverser Slivovic-Varianten.“

Euro-Serie: Deutschland - Oliver Fix

Und da fällt es dann auch: das Adjektiv, das man im Wiener Fußballunterhaus als Allgemeingut begreift: „Leiwand“ sei das gewesen, erklärt Oliver Fix.

Und ob er nun ein Spiel der 1. Klasse oder der Wiener Stadtliga pfeift, ist ihm persönlich gar nicht so wichtig: „Es gibt auch in den unteren Ligen so viele schöne und spannende Spiele.“ Oft sei dort auch die Hektik nicht ganz so groß. Bundesliga-Schiri will er übrigens nicht werden: „Der moderne Fußball ist für das menschliche Auge zu schnell geworden. Die Profis haben es da nicht leicht.“

Die EURO wird er vom Sofa aus live verfolgen.“ Österreich oder Deutschland? „Also im Finale würde ich dann schon zu Deutschland halten.“

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