Wo Floridsdorfs Fußball an Slowenien erinnert

Wo Floridsdorfs Fußball an Slowenien erinnert
EM-Porträts, Teil 4: Mitja Mörec hat aus dem FAC einen respektablen Zweitligisten geformt.
Von Uwe Mauch

Wenn einer wie er Fußball im Fernsehen schaut, ist das immer auch Arbeit. Druckreif kann daher der Trainer des FAC die Taktik des slowenischen Nationalteams erklären: „Sie spielen ein 4-4-2. Defensiv stehen sie sehr kompakt, lassen wenig Zwischenräume, pressen erst im Mittelfeld und versuchen dann, schnell auf den bei RB Salzburg entwickelten Benjamin Šeško umzuschalten.“

Slowenien ist das Mutterland von Mitja Mörec, der Floridsdorfer AC sein erstes großes Glück als Trainer: „Ich arbeite sehr gerne hier“, erklärt er nach einer intensiven Trainingseinheit seiner Mannschaft. Was beim FAC auffällt: So wie die Slowenen bei der EURO sind auch die Floridsdorfer Athletiker in finanziellen Rankings Nachzügler. In der zweiten österreichischen Bundesliga haben sie eines der kleinstem Budgets, auch der Staff auf dem Spielfeld und in der Coaching Zone zählt nicht zu den Bestverdienern.

Deshalb setzt Mörec auf eine kompakte Abwehr und ein im Training immer wieder geübtes Umschaltspiel. Mit seinem Landsmann Nermin Haljeta kann er auch auf eine robuste und torgefährliche Anspielstation bei Gegenangriffen zählen.

In Graz beim Aufsteiger GAK gewonnen, ebenso in Ried, am Ende Vierter in der Tabelle der zweiten Liga: Der FAC hat unter dem 41-jährigen Chefcoach erneut eine Top-Saison gespielt.

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Europa-Reisender

So wie beim Team der Slowenen hat sich auch bei den Blau-Weißen in Floridsdorf dank der Erfolge das Teamgefüge stabilisiert. Die Stimmung nach dem Training ist entspannt. „Selbst die, die nicht immer von Anfang an spielen können, ziehen voll mit“, freut sich Mitja Mörec, der als Verteidiger in halb Europa professionell Fußball gespielt hat, 14-mal auch für das slowenische Team.

Vor der abgelaufenen Saison musste der akribische Fußball-Arbeiter aus der nordostslowenischen Grenzstadt Murska Sobota ein Dutzend neuer Spieler in seine Mannschaft und Überlegungen integrieren. Was gut gelungen ist. Die Spieler loben die familiäre Stimmung und die professionelle Arbeit beim FAC. Zum x-ten Mal haben sich jüngere FACler für höhere Aufgaben empfohlen – so wie Goalie Simon Spari, den Klagenfurt verpflichtet hat.

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Auch die Arbeit von Mitja Mörec im 21. Wiener Gemeindebezirk wird im In- und im Ausland gesehen. Anfragen hat er bisher abgelehnt. „Weil er weiß, dass er bei uns viel Gestaltungsfreiraum hat“, erzählt ein FAC-Mitarbeiter.

Der Familienvater selbst sagt: „Wir fühlen uns wohl in Wien, meine Frau übt hier auch einen schönen Job aus. Aber was weiß man. Im Fußball ist nix fix.“

Fix ist, dass er alle Spiele der Slowenen nach dem Trainingsstart des FAC verfolgen und analysieren wird. Ein Spiel der Österreicher (gegen Polen in Berlin) wird er sogar live sehen.

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