Ein Hauch „La Liga“ in der Wiener DSG-Liga

Ein Hauch „La Liga“ in der Wiener DSG-Liga
EM-Porträts, Teil 11: Alberto Ferreres Santana war Profi in Spanien. Jetzt ist er Kapitän beim FC SUSA Vienna.
Von Uwe Mauch

Bissl „Tikitaka“ in der Liga der katholischen Diözesangemeinschaft: Mit gutem Auge dirigiert er seine Nebenleute, ist auch jedes Mal vor dem deutlich jüngeren Gegenspieler am Ball, gewinnt jedes Kopfballduell dank seiner Wucht. Egal ob Kurzpass oder 40-Meter-Flanke, jeder Ball landet am Fuß des Mitspielers.

Nur an Schnelligkeit hat der 35-jährige Spanier von einer schönen kanarischen Insel gegenüber seiner Profizeit – naturgemäß – etwas eingebüßt. Für die DSG-Liga reicht sie aber allemal.

„Das war das beste Jahr meiner Karriere“, berichtet Alberto Ferreres Santana nach dem Schlusspfiff. Mit 18 wechselt er von seiner Heimatinsel Fuerteventura im Atlantik hinüber auf die balearische Insel Mallorca, um dort im erweiterten Kader des Real Club Deportivo Mallorca spanische Erstligaluft zu schnuppern.

In seiner Erinnerung ist „La Liga“ noch sehr präsent: „Meine Trainer waren top, und die Mitspieler waren für mich mehr gute Freunde als beinharte Konkurrenten.“

Ein Hauch „La Liga“ in der Wiener DSG-Liga

Doch Alberto Ferreres Santana, Jüngster von vier Brüdern, sollte auch bald die Kehrseite des Profigeschäfts kennenlernen: „Ich habe dann für Vereine in der dritten spanischen Liga gespielt. Es war aber Wirtschaftskrise, die konnten mir trotz Vertrags kein Geld bezahlen.“

Dann eine Verletzung im Spiel gegen die U23 von Real Madrid, die ihn für Monate stoppen sollte: „Ich habe mir das Schien- und Wadenbein gebrochen.“ Und immer wieder vor ihm diese windigen Spielerberater: „Mit 23 hatte ich die Nase voll vom Profitum. Ich konnte den Fußball einfach nicht mehr sehen.“

Ein Hauch „La Liga“ in der Wiener DSG-Liga

Sein Leben nach dem Fußball beginnt dann in München, wo er auch seine Frau kennenlernt: Sophie, eine Französin. Weil sie ihr Masterstudium an der Wirtschaftsuniversität Wien absolvieren möchte, geht er mit ihr, arbeitet in der Gastronomie und beginnt, an der Universität Wien Lehramt für Spanisch und Sport zu studieren.

Fußballer vom Feinsten

Sophie brachte ihn zurück auf die Siegerstraße. Der Ex-Profi unterrichtet heute am Gymnasium in Klosterneuburg und führt den Online-Laden Santana Gourmet mit spanischen Spezialitäten. Und ein Kolumbianer holte ihn zurück zum Fußball: „Ich habe Carlos in einem Wiener Café kennengelernt. Wie er heute den FC SUSA Vienna führt, verdient Respekt und auch meine Unterstützung.“

Ein Hauch „La Liga“ in der Wiener DSG-Liga

Die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen bei SUSA Vienna kommen aus mehr als fünfzig Ländern. Selten ist Multikulti realer als in diesem Verein. Für die nächste Saison haben Alberto und Carlos große Pläne: „Wir wollen den Cup holen und auch Meister werden.“

Davor kommt aber noch die EURO in Deutschland. Der Ex-Profi erwartet Spanien erneut stark: „Es fehlt uns vorne ein Weltklasse-Stürmer, aber das Halbfinale müsste möglich sein.“

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