Ein Portugiese auf der Wiener Marswiese

Für die meisten Fußballer und Fußballerinnen in Wien ist der Sportplatz auf der Marswiese gefühlt ähnlich weit entfernt wie der „Rote Planet“: Man betritt diese Anlage dort, wo man sich nicht mehr sicher sein kann, ob sie am Ende des 17. Bezirks oder schon am Beginn von Niederösterreich liegt.
Ausgerechnet hier will sich João Teixeira heute ein Spiel der DSG-Liga ansehen. Während der Schiedsrichter die beiden Mannschaften auf das Spielfeld führt, sagt der 31-jährige Designer: „Ich selbst kann derzeit leider nicht mitspielen.“ Sein Job, eine Verletzung am Knie und ein anderer Fußball-Zugang in seinem Heimatland führt er als Begründung an.
Wir stellen Ihnen zur EURO insgesamt 23 Protagonisten aus der Wiener Fußballwelt vor. Jede Person steht für eines der 23 Länder, die sich neben Österreich für die EM qualifiziert haben.
Egal ob Highlander in Kaisermühlen, Schiedsrichter aus dem Gastgeberland Deutschland, der slowakische Masseur vom SC Mannswörth, die Torfrauen aus Italien und Serbien oder der dänische U-8-Spieler bei Union Mauer - alle haben dieses Leuchten in den Augen, wenn sie erklären, was den Reiz des Fußballs ausmacht und was sie ihrem Heimatland bei der EURO zutrauen.
Teil 1: Ein deutscher Schiri pfeift in Wien. Geht das?
Teil 2: Ein Schotte vereint Fußball-Nationen – in Wien-Kaisermühlen
Teil 3: „Dagi“ wartet auf Nachricht aus Serbien
Teil 4: Wo Floridsdorfs Fußball an Slowenien erinnert
Teil 5: „Als Engländer kannst du nur eines: hoffen“
Teil 6: Polnische Feiertage auf dem FavAC-Platz
Teil 7: „Bei uns in Ungarn gibt es mehr Akademien“
Teil 8: Er heiratet um elf, Belgien spielt um 21 Uhr
Teil 9: „Danish Dynamite“ im Südwesten von Wien
Teil 10: „Super Laura“ hält für FC Mariahilf und Italien
Teil 11: Ein Hauch „La Liga“ in der Wiener DSG-Liga
Teil 12: Ganz Georgien feiert. Lange hat man darauf gewartet
Teil 13: „Hopp, Schwyz“ in einem Wiener Vorstadt-Park
Womit wir schon mitten drinnen sind in einem Fußballtalk, der zweimal 45 Minuten plus Pause und Nachspielzeit dauern wird.
Denn Portugiesen können nicht nicht über das Fußballspiel kommunizieren: „Sogar meine Großmutter kennt sich sehr gut aus.“

João Teixeira: Geboren am 26. 10. 1992 im westfranzösischen Bordeaux, spielt derzeit nicht selbst.
Federação Portuguesa de Futebol: Europameister 2016, Vizeeuropameister 2004; bei der EURO 2024 in einer Gruppe mit der Türkei, Tschechien und Georgien.
Für den anderen „Fußball-Zugang“ in Portugal ist João Teixeira der beste Beleg: „So wie alle meine Freunde habe ich Fußballspielen in einer Akademie gelernt.“ Er selbst war in der Akademie seiner Heimatstadt Viseu mit dem schön klingenden Namen Dínamo Clube Estação.
Anders als vom ÖFB in Österreich vorgegeben, lernen künftige Cristiano Ronaldos in den Akademien Ballbehandlung und Spielverständnis – beim Futsal, dem Spiel 5 gegen 5 auf einem engen Spielfeld so klein wie beim Handball.
Wenn also sein Namensvetter, Barcelona-Star João Félix, „der übrigens Tür an Tür mit mir aufgewachsen ist“, für Portugal aufgeigt, sei das unter anderem auf die präziseste Futsal-Schulung zurückzuführen. Die Spieler auf der Marswiese an diesem Sonntagabend, und das ist jetzt nicht despektierlich gemeint, haben diese feine Ausbildung nicht erhalten.
Nach dem Studium an der Weltkulturerbe-Universität in Coimbra und ersten Jobs in Porto und Lissabon folgte João Teixeira im herbst 2019 einem Jobangebot aus Wien: „Was ich bis heute nicht bereut habe.“
CR 7? „Unser Held“
Seiner Liebe zum portugiesischen Fußball hat das nicht geschadet. Der Designaffine trägt heute erstmals das neue hellblaue Auswärtstrikot von CR 7 & Kollegen: „Mit dem Muster unserer traditionellen Keramikfliesen. Ist schön geworden.“

Mit ihr wird die Seleção das Quinas (Spitzname für die Auswahl mit den fünf Wappen für fünf besiegte maurische Könige) das Halbfinale erreichen, hofft João Teixeira.
Die neuformierte Mannschaft reist jedenfalls mit gehörig Selbstvertrauen nach Deutschland: „In der Qualifikation haben wir alle zehn Spiele gewonnen, dabei insgesamt 36 Tore erzielt und nur zwei erhalten.“
Und Cristiano? „Unser Held. Ich habe ihn schon bewundert, da hat er noch bei Sporting Lissabon gespielt.“
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