Grüner Stadtchef in Innsbruck-Stichwahl gegen ÖVP-Rebell, Debakel für Tursky
Mit einer äußerst optimistischen Prophezeiung hat Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne) seine Anhänger vor sechs Wochen in den Intensivwahlkampf geschickt: „Es wird ein guter 14. April.“
Er sollte recht behalten. Seine Partei fuhr zwar ein Minus ein, konnte aber mit 18,87 Prozent Platz eins in der Tiroler Landeshauptstadt behaupten. Und für den 64-Jährigen lebt die Hoffnung, dass er auch sein Bürgermeisteramt verteidigen kann. In zwei Wochen trifft er sich mit dem ÖVP-Rebell Johannes Anzengruber in einer Stichwahl.
Euphorisch empfangen
Willi ist dann am Sonntagabend von seinen Anhängern vor einem Lokal in der Innsbrucker Innenstadt euphorisch und mit lauten Sprechchören empfangen worden. Der Bürgermeister hob ebendort auf einem Stuhl stehend zu einer kurzen Rede an. "Ich möchte vor allem meinem Team und meiner Frau Danke sagen", sagte er eingangs sichtlich gerührt.
Vor allem auch den Menschen im Hintergrund - wie etwa dem Wahlkampfleiter und den mit ihm Wahlkämpfenden - sei es jedenfalls zu verdanken, dass das Ergebnis heute "in dieser Form gelungen ist", so der amtierende grüne Bürgermeister. "Es war eine absolute Wohltat, mit Euch zu kämpfen", erklärte er. Das alles wiege umso mehr, als die "vergangenen Zeiten nicht leicht waren", spielte Willi auf die durchaus turbulenten vergangenen Jahre im Innsbrucker Gemeinderat an, seit seine Viererkoalition im Jahr 2021 zerbrochen war.
Anzengruber hat indes mit seiner Abspaltung „JA - Jetzt Innsbruck“ aus dem Stand 16,83 Prozent erreicht und als Person ein noch stärkeres Ergebnis erzielt. Auf den Plätzen folgen FPÖ-Vizestadtchef Markus Lassenberger und SPÖ-Stadträtin Elli Mayr. Sie sind aus dem Rennen.
Gescheitertes Projekt
Nur Platz fünf – bei Listen und Bürgermeisterwahl – blieb dem ÖVP-Bündnis „Das neue Innsbruck“ von Ex-Staatssekretär Florian Tursky. Mit dem Anspruch angetreten, nach einer Wiedervereinigung mit der einstigen Abspaltung „Für Innsbruck“ und gemeinsam mit dem Seniorenbund, das Bürgermeisteramt für das bürgerliche Lager zurückzuerobern, erlebte die Volkspartei ein Debakel.
2018 noch getrennt angetreten hatten die drei Listen einen gemeinsamen Stimmenanteil von 31 Prozent. Als Allianz erreichten sie nur knapp über 10 Prozent. Dabei war Tursky in den vergangenen Wochen wie ein Duracell-Hase, angetrieben von der Wahlkampfmaschinerie der Landes-ÖVP, durch die Stadt getourt. Das bei Weitem größte Budget blieb ohne Wirkung.
Rechnung ohne Almwirt gemacht
Die Volkspartei hat die Rechnung ohne den ehemaligen Almwirt Anzengruber gemacht. Er wollte die Schwarzen als Spitzenkandidat in die Wahl führen. Als ihm das verwehrt blieb, gab sich der einstige Ringer kämpferisch und blieb als Sieger auf der Matte.
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„Gewaltig. Mich freut es sehr“, bewertete der 45-Jährige sein Ergebnis: „Es war harte Arbeit, Knochenarbeit aber ich freue mich sehr, dass wir Kommunalpolitik jetzt leben können. Unabhängig und parteifrei.“ Anzengrubers Blick ist bereits Richtung Stichwahl gerichtet: „Es werden harte 14 Tage“. Aber nach dem Ergebnis vom Sonntag zeigt er sich optimistisch.
Stichwahl zwischen Willi und Anzengruber
Enttäuschung bei der FPÖ
Enttäuschte Gesichter waren bei der FPÖ zu sehen. Die Blauen hatten mit Platz eins spekuliert und ihr Frontmann Lassenberger sich schon so gut wie sicher in der Stichwahl gesehen. Die Freiheitlichen waren – auch aufgrund des Bundestrends – mit breiter Brust in die Wahl gegangen. Und verloren letztlich sogar Stimmenanteile.
„Mehr geht immer“, kommentiert Lassenberger das Wahlergebnis. „Wir haben immer gesagt, der Wähler entscheidet und die Wähler haben nun entschieden, dass jemand anders in die Stichwahl kommen soll.“ Das sei enttäuschend, aber „das Leben ist halt so.“
Der FPÖ auf den Fersen ist die von Mayr angeführte SPÖ. Sie ortete „eine Trendwende“ für ihre Partei, die 2018 mit nur noch knapp über 10 Prozent einen historischen Tiefstand erreicht hatte. Entsprechend euphorisiert marschierten die Roten zur Verkündung des Ergebnisses in die Innsbrucker Stadtpolitik.
In der will auch Tursky trotz der schweren Niederlage in Zukunft mitmischen. „Es ist ein enttäuschendes Ergebnis, auch für mich persönlich“, sagt der 35-Jährige, der als Zukunftshoffnung der ÖVP galt, sichtlich gezeichnet. Man habe offensichtlich den Wähler zu wenig mitgeben können, dass man für einen Neuanfang stehe. Er und seine Partei würden konstruktiv mitarbeiten, versicherte der ehemalige Staatssekretär Tursky.
Die Wahl scheint Innsbruck emotionalisiert zu haben. Es zeichnete sich eine deutliche gestiegene Wahlbeteiligung ab. 2018 war die Hälfte der Stimmberechtigten daheimgeblieben.
Als Gratulanten auf Bundesebene haben sich Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und SPÖ-Chef Andreas Babler eingestellt. Während Kogler dem amtierenden Grünen-Bürgermeister Willi für "unglaublichen Einsatz, Kompetenz und Leidenschaft " dankte, ortete Babler einen "beeindruckenden Neustart für die SPÖ Innsbruck". Für ÖVP-Generalsekretär Stocker ist das Antreten von zwei bürgerlichen Listen schuld am schlechten Abschneiden. Er "kenne und schätze" Tursky als "überaus kompetenten und engagierten Politiker", so Stocker. Leider habe aber die Vielzahl an Listen zu einer Zersplitterung der Stimmen geführt und damit den Einzug in die Stichwahl verhindert.
Als „historisch“ hatte Pia Tomedi, Spitzenkandidatin der KPÖ, im Vorfeld der Wahl einen möglichen Einzug ihrer Partei in den Innsbrucker Gemeinderat bewertet. Mit 6,71 Prozent schafften sie das auch. Zuletzt hatten die Kommunisten 1965 einen Mandatar ins Stadtparlament gebracht.
Die Neos – vor einem Jahr in Salzburg aus dem Landtag geflogen und bei der Gemeindewahl in der dortigen Landeshauptstadt vor wenigen Wochen von zwei Sitzen auf ein Mandat geschrumpft. Nun in Innsbruck den Wiedereinzug in das Innsbrucker Stadtparlament verpasst: Ein alarmierendes Zeichen wenn die Pinken nur 3,51 Prozent im urbanen Gebiet ergattern.
Zweites Mandat erobert
Die „Liste Fritz“ – Sie sind seit 2008 nach ihrer Gründung durch den damaligen AK-Präsidenten Fritz Dinkhauser im Landtag und seit 2018 mit einem Mandatar im Gemeinderat. Mit Andrea Haselwanter-Schneider hatte die Partei ihre Landeschefin als Spitzenkandidatin aufgeboten. Mit ihr als Nummer eins konnte die Liste zulegen und ein zweites Mandat erobern.
Die Alternative Liste Innsbruck „ALI“ ging 2018 noch als gemeinsames Projekt des Ex-Grünen Mesut Onay mit den Kommunisten an den Start. Damals als linkes Sammelbecken inklusive Kommunisten gegründete Fraktion errang damals ein Mandat und darf sich nun über ein zweites freuen. Dafür reichten 4,83 Prozent.
4-Prozent-Hürde verpasst
Das „Gerechte Innsbruck“ war bisher ein Ein-Mann-Projekt des Rechtspopulisten Gerald Depaoli, der auf Facebook mit Hunderten Videos sechs Jahre lang den Rabauken gab, der sich als Aufdecker gerierte und dieser Rolle mitunter sogar gerecht wurde. Mit 3,47 Prozent verpasste die Liste knapp die 4-Prozenthürde.
Drei weitere Listen schafften die 4-Prozent-Hürde nicht. „TUN“ holte 0,34 Prozent der Stimmen, „Einig“ 0,68 Prozent. Der langjährige Klubobmann der Stadt-SPÖ, Helmut Buchacher, wollte mit „Das unabhängige Innsbruck“ „DU-I“ in den Gemeinderat. Dort hatte er sich im Vorjahr vom roten Klub, der schon seit Jahren zerstritten war, abgespalten. Offizielles Motiv für seine Trennung: Den „Linksruck“ unter dem neuen Bundesparteichef Andreas Babler könne er nicht mittragen. Er holte nur 0,30 Prozent.
Der KURIER begleitete den Wahltag in Innsbruck live. Hier gibt es den vollständigen Ticker zur Nachlese:
Der Live-Ticker zur Innsbruck-Wahl zur Nachlese
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KURIER-Kommentar zur Innsbruck-Wahl: "Der Tursky-Flop der ÖVP"
Die ÖVP hat die Situation in der Tiroler Landeshauptstadt völlig falsch eingeschätzt. Dafür gab es ein Lebenszeichen von den Grünen, analysiert KURIER-Chefredakteur Martin Gebhart.
Lesen Sie seinen Kommentar hier:
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Anzengruber will jetzt "Kommunalpolitik leben"
Johannes Anzengruber kommentierte sein Ergebnis erst einmal mit einem Wort: "Gewaltig."
Das zu erreichen sei "harte Arbeit" gewesen: "Knochenarbeit, aber ich freue mich sehr, dass wir Kommunalpolitik jetzt leben können. Unabhängig und parteifrei."
In Richtung Stichwahl merkte er an: „Es werden harte 14 Tage.“ Aber er sei "optimistisch". Über mögliche Koalitionen wolle er noch nicht sprechen. "Morgen denken wir weiter.“
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Bürgeremeister Willi: "Kleines Minus" in "nicht einfachen Zeiten"
"Die Zeiten waren nicht einfach. Aber es ist gelungen, als Favorit ins Rennen zu gehen", kommentierte Bürgermeister Georg Willi (Grüne). "Das zeigt, dass ich in der Bürgermeisterstichwahl sehr gute Karten habe."
Das "kleine Minus" drücke zwar die Stimmung ein bisschen, aber "noch nie war ein Minus so schön", merkte Willi an.
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Die KPÖ schafft es in den Gemeinderat
Nach den Landeshauptstädten Graz und Salzburg ist die KPÖ nun auch im Innsbrucker Gemeinderat vertreten.
Mit einem Ergebnis von 6,71 % übersprangen die Kommunisten unter Spitzenkandidatin Pia Tomedi die Vier-Prozent-Hürde.
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Erste Reaktionen der Spitzenkandidaten
"Mehr geht immer", kommentiert Markus Lassenberger das Wahlergebnis der FPÖ. "Wir haben immer gesagt, der Wähler entscheidet. Und die Wähler haben nun entschieden, dass jemand anders in die Stichwahl kommen soll.“ Das sei enttäuschend, aber "das Leben ist halt so".
"Es ist ein enttäuschendes Ergebnis, auch für mich persönlich“, sagt Florian Tursky sichtlich gezeichnet Man habe offensichtlich den Wähler zu wenig mitgeben können, dass man für einen Neuanfang stehe. Die ÖVP - und auch die Tursky selbst - wolle konstruktiv für Innsbruck weiterarbeiten.
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Ergebnis der Gemeinderatswahlen
Das vorläufige Endergebnis der Gemeinderatswahlen:
- Grüne - 18,86 %
- JA - Jetzt Innsbruck, Liste Johannes Anzengruber - 16,86 %
- FPÖ- 15,21 %
- SPÖ - 13,54 %
- Florian Tursky, Das neue Innsbruck - 10,17 %
- KPÖ - 6,71 %
- Liste Fritz - 5,51 %
- Alternative Liste Innsbruck 4,83 %
- Neos - 3,51 %
- Liste Gerald Depaoli - 3,47 %
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Es könnte "arschknapp" werden, glaubt der Bürgermeister
Es könnte "arschknapp" werden, sagt Bürgermeister Georg Willi (Grüne) knapp vor Verkündung des Ergebnisses.
Er kam mit seiner Frau und Landeschef Gebi Mair in die Wahlzentrale.
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Ex-Staatssekretär gab sich wortkarg
Ex-ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky ging schnellen Schrittes mit seinem Team an den Medienvertreten vorbei und gab sich wortkarg: "Warten wir das Ergebnis ab."
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Das Wahlergebnis lässt auf sich warten
Noch sind nicht alle Wahlsprengel ausgezählt, die Ergebnisse von Bürgermeisterdirektwahlen und Kommunalwahlen lassen also noch auf sich warten.
In Innsbruck werden die Wahlkarten übrigens gleich mitausgezählt.
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Die Liste TUN ist ganz gelassen
Franz Christian Veber von der Liste TUN (Transparente Unabhängige Neue Gesellschaft) gibt sich tiefenentspannt: "Wenn wir Bürgermeister werden, haben wir gewonnen", kommentiert er. "Wenn nicht, machen wir einfach normal weiter. Wir brauchen den Posten nicht, wir arbeiten alle selbst. Dementsprechend ist die Stimmung gut."
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Welche Politikerin die "Trendwende" geschafft sieht
Elisabeth Mayr (SPÖ) kommt extrem optimistisch zur Verkündung des Wahlergebnisses: "Ich habe ein gutes Gefühl. Wir werden stärker, die Trendwende ist geschafft."
2018 landete die SPÖ auf einem historischen Tief, die Partei erreichte nur knapp mehr als 10 Prozent der Wählerstimmen.
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Wie Spitzenkandidaten den Wahltag beschreiben
Johannes Anzengruber wurde im Vorfeld zu den aussichtsreichen Kandidaten für eine Bürgermeister-Stichwahl gezählt.
Das "Echo beim Wandern" war gut, beschreibt er das Feedback am heutigen Wahltag.
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Die Spannung steigt
Ab 18 Uhr bereits könnte es die Ergebnisse von Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen geben.
Entsprechend groß ist die (An-)Spannung unter den Vertreterinnen und Vertretern der Parteien: Insgesamt traten bekanntlich 13 Listen an.
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Die Wahlzentrale füllt sich
Pia Tomedi (KPÖ) und Mesut Onay (Alternative Liste Innsbruck) kamen zeitgleich in der Stadtbibliothek an.
2018 war man noch als Bündnis angetreten, nun vertraten die Spitzenkandidaten jeweils eigene Listen.
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Immer mehr Spitzenkandidaten kommen in die Wahlzentrale
Die Spitzenkandidaten trudeln in der Wahlzentrale bzw. im Medienzentrum ein.
Hier wird Andrea Haselwanter-Schneider (Liste Fritz) interviewt.
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Hoher Rücklauf an Wahlkarten - und keine Hochrechnung
Vor dem Wahlsonntag wurden 14.838 Wahlkarten ausgegeben. In die Zählung kamen ersten Informationen zufolge 12.305 - das ist ein sehr hoher Rücklauf.
Da die Wahlbehörde in Innsbruck keine Sprengelergebnisse veröffentlicht, gibt es - anders als bei Landtags- oder Nationalratswahlen - auch keine Hochrechnung. Alles wartet auf das vorläufige Endergebnis.
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Die TV-Stationen rüsten sich
Rege Betriebsamkeit herrscht auch bei den Kolleginnen und Kollegen, die im Medienzentrum TV-Sendungen vorbereiten.
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Erster Spitzenkandidat ist in der Wahlzentrale eingetroffen
Markus Lassenberger, FPÖ, ist der erste Spitzenkandidat , der sich vor Ort eingefunden hat.
Er gibt sich "gefühlt sehr positiv und relaxed", wie er gegenüber dem KURIER versicherte.
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Hinter den Kulissen, nächster Teil: Wo Medien arbeiten
TV-Stationen sind üblicherweise etwas lauter als Vertreterinnen und Vertreter von Print- und Online-Medien.
Deshalb wurden in Innsbruck auch Ruhearbeitsplätze eingerichtet.
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Apropos heißer Wahltag . . .
Die Geosphere Austria meldet 30,7 Grad (Stand 17 Uhr) an der Messtation an der Innsbrucker Universität - das ist Rekord für Mitte April. Und es ist der erste offizielle Hitzetag des Jahres. -
Blick hinter die (Bücher-)Kulissen der Medienzentrale
Falls die Redakteurinnen und Redakteure Lesestoff brauchen - allerdings nicht ganz altersgerecht.
Aber die Bücherauswahl weckt durchaus Kindheitserinnerungen.
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Wo sich die Wahlzentrale befindet
Nicht im Rathaus, sondern in der Stadtbibliothek Innsbruck wurde die Wahlzentrale eingerichtet.
Dort haben unter anderem Journalistinnen und Journalisten für diesen Wahltag ihre Arbeitsplätze.
Ab 17.30 Uhr werden hier auch die Spitzenkandidaten und -kandidatinnen der antretenden Listen erwartet.
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Erstmals Prozent-Hürde für Sprung in den Gemeinderat
Für kleinere Parteien ist der Einzug in den Innsbrucker Gemeinderat diesmal besonders spannend: Erstmals wurde eine Hürde eingezogen, die es zu überspringen gilt.
Sie liegt bei vier Prozent der Wählerstimmen.
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In den Parteien steigt die Nervosität
In den Wahllokalen wird gezählt. Und ein KURIER-Rundruf durch die Parteizentralen zeigt: Die Nervosität steigt.
Noch nie war eine Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl in Innsbruck derart spannend. Überraschungen sind beinahe garantiert. Aufgrund der sich auf eine derart große Zahl an Listen sowie Bürgermeisterkandidatinnen und -kandidaten - jeweils 13 - aufteilenden Stimmen ist selbst mit relativ niedrigen Prozentwerten Großes zu erreichen.
2018 etwa reichten den Grünen 24,2 Prozent der Stimmen für Platz eins. Heute könnte der Spitzenplatz eventuell sogar mit einem geringeren Wert erreicht werden - für wen auch immer. Ähnliches gilt für die Bürgermeister-Direktwahl.
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Die Auszählung hat begonnen
In 43 Sprengeln wurde mit der Auszählung der Stimmen begonnen. Das Ergebnis soll zwischen 18 und 19 Uhr vorliegen. Darin bereits enthalten sind die Briefwahl- bzw. Wahlkartenstimmen. 100.564 Personen waren wahlberechtigt, ein Fünftel von ihnen EU-Bürgerinnen und -Bürger. Sie wählten den 40-köpfigen Gemeinderat und den Stadtchef direkt. -
Wann gibt es Ergebnisse?
In Innsbruck wird mit dem vorläufigen Endergebnis frühestens ab 18 Uhr gerechnet. Anders als bei bisherigen Wahlen schließen die Wahllokale heuer um eine Stunde früher, nämlich um 16 statt um 17 Uhr.
Die Wahlbehörde der Stadt will das Ergebnis als Gesamtes bekanntgeben, einzelne Sprengelergebnisse werden nicht kommuniziert.
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Lange Warteschlange am sommerlichen Wahltag
Bald schließen in Innsbruck die Wahllokale. Wie groß der Andrang dort war, wird sich bald zeigen, wenn die Wahlbeteiligung feststeht.
Vor den Eissalons ist der Andrang bei inzwischen mehr als 28 Grad groß.
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Die Altersverteilung der Innsbrucker Wählerschaft
Exakt 100.564 Wählerinnen und Wähler haben heute das Recht, in Innsbruck ihre Stimmen abzugeben. Und so sieht die Altersverteilung aus:
- 4 % sind jünger als 20 Jahre
- 19,4 % sind zwischen 20 und 29 Jahre alt
- 17,4 % sind zwischen 30 und 39 Jahre alt
- 12,8 % sind zwischen 40 und 49 Jahre alt
- 15,2 % sind zwischen 50 und 59 Jahre alt
- 13,2 % sind zwischen 60 und 69 Jahre alt
- 9,6 % sind zwischen 70 und 79 Jahre alt
- 8,4 % sind 80 Jahre und darüber
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Innsbrucks Bürgermeister seit 1945
Wer waren die bisherigen Bürgermeister von Innsbruck? Ein Rückblick:
- Anton Melzer (1945 bis 1951)
- Franz Greiter (1951 bis 1956)
- Alois Lugger (1956 bis 1983)
- Romuald Niescher (1983 bis 1994)
- Herwig van Staa (1994 bis 2002)
- Hilde Zach (2002 bis 2010)
- Christine Oppitz-Plörer (2010 bis 2018)
- Georg Willi (seit 2018)
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Wann die Stichwahlen stattfinden (würden)
In Innsbruck wird heute nicht nur der Gemeinderat gewählt, sondern auch der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin direkt.
Da bei 13 Kandidaten nicht erwartet wird, dass es einer oder eine auf Anhieb auf mehr als 50 Prozent der Wählerstimmen schafft, ist die Stichwahl zwischen den beiden Erstgereihten so gut wie fix: Sie würde dann am 28. April stattfinden.
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Das KURIER-Team in Innsbruck
Kleiner Blick hinter die Kulissen - der KURIER ist am Wahlsonntag stark in Innsbruck vertreten:
Chronik-Ressortleiterin Agnes Preusser, Christian Willim und Anna Perazzolo berichten direkt aus der Tiroler Landeshauptstadt.
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Welche Sprengel 2018 grün und blau wurden
Wir schauen nochmals zurück in das Jahr 2018: Damals färbten sich die Stadtteile und Wahlsprengel fast ausschließlich grün und blau, analysiert Christian Willim, Leiter des KURIER-Büros in Innsbruck.
Die Grünen landeten insgesamt und vor allem in der Innenstadt sowie den Hanglagen von Innsbruck auf Platz 1. Die FPÖ wurde stärkste Kraft westlich der Sill, wo sich mit Pradl, Reichenau und Olympischem Dorf die großen Wohnblöcke der Stadt konzentrieren. Die FPÖ stieß - nach überwundener Spaltung - auf Platz 2 vor.
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Das war die Ausgangslage für die Parteien
An dieser Stelle ein kleiner Rückblick: So gingen die Gemeinderatswahlen 2018 in Innsbruck aus.
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Wie wirkt sich das Sommerwetter auf die Wahlbeteiligung aus?
Ein Trend hinsichtlich der Wahlbeteiligung lag knapp am frühen Nachmittag noch nicht vor. Doch bei der Gemeinderatswahl 2018 ist die Wahlbeteiligung auf ein Rekord-Tief seit 1945 von 50,4 Prozent gesunken.
Es gilt abzuwarten, ob diesmal mehr Innsbrucker - trotz prächtigem Wetter - zu den Urnen strömen.
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Die Vorschläge einer einzigen Wahl, bildlich festgehalten
Hier den Überblick zu behalten ist wohl nicht ganz so einfach: 13 Listen treten bei den Gemeinderatswahlen in der Tiroler Landeshauptstadt an.
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KURIER-Kurzanalyse: Was diese Wahlen so besonders macht
Die Auswahl für die Innsbruckerinnen und Innsbrucker heute ist jedenfalls riesig: Mit 13 antretenden Listen ist der Stimmzettel entsprechend lang, aber das ist kein Rekord: Bereits 2000 gab es so viel Angebot für die Wählerschaft, berichtet KURIER-Redakteur Christian Willim.
Sehr wohl ein Rekord ist jedoch die Anzahl von 13 Bürgermeisterkandidaten und -kandidatinnen. Das Stadtoberhaupt konnte erstmals 2012 direkt gewählt werden. Bei der Premiere gab es ein erbittertes Match zwischen Amtsinhaberin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) gegen Christoph Platzgummer (ÖVP), in dem sie in einer Stichwahl die Oberhand behielt.
2018 hatte Oppitz-Plörer dann, ebenfalls in einer Stichwahl, das Nachsehen gegen Georg Willi (Grüne). Er versucht heute sein Amt zu verteidigen. Die ÖVP und die vor 30 Jahren gegründete Abspaltung Für Innsbruck haben ihr Kriegsbeil für die heutige Wahl begraben: Sie treten gemeinsam als "Das neue Innsbruck" auf.
Oppitz-Plörer steht hinter Bürgermeisterkandidat Florian Tursky auf Platz zwei der gemeinsamen Liste. Die Wiedervereinigung wird konterkariert von "JA - Jetzt Innsbruck" - einer ÖVP-Abspaltung von Ex-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber.
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Seidl: Sprung über Vier-Prozent-Hürde sei schaffbar
Julia Seidl (Neos) gab ihre Stimme - wie Lassenberger und Anzengruber - in Arzl ab. Sie blicke auf einen erfolgreichen Wahlkampf zurück, sagte sie zur APA. Die Gemeinderätin zeigte sich optimistisch, dass die Neos die Vier-Prozent-Hürde überspringen und damit den Einzug in den Gemeinderat schaffen werden.
Für die Stichwahl machte sie sich keine Hoffnungen, das werde sich "nicht ausgehen“. Im Anschluss wartete eine Neos-Vorstandssitzung auf sie, anschließend werde sie den Nachmittag mit ihrer Familie verbringen.
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Lassenberger: "Vermutlich eine Richtungswahl"
FPÖ-Bürgermeisterkandidat Markus Lassenberger zeigte sich bei der Stimmabgabe bereits siegesgewiss. Er rechnete fix mit dem Stichwahl-Einzug und sah die FPÖ in der Listenwahl vorne.
"Am Ende des Tages bleiben Georg Willi und ich über“, sagte Lassenberger zu seinen Erwartungen bezüglich des Wahlausgangs bei der Bürgermeisterwahl. Daher sei es "vermutlich eine Richtungswahl“. Mit dem Wahlkampf zeigte er sich indes zufrieden. Es sei gelungen, sich bei bürgerlichen Wählern als "Alternative“ zu präsentieren.
Der FPÖ-Vizebürgermeister gab sich bei der Stimmabgabe im ländlich geprägten Stadtteil Arzl "relaxed“, nachdem er mit seiner Mutter, seinen bestem Freund sowie politischen Weggefährten zum Wahllokal spaziert war. Am Nachmittag werde die Nervosität aber wohl steigen, meinte er schmunzelnd.
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Anzengruber: "Parteitaktik hintanstellen"
Ex-ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber, der im sportlichen Outfit mit Frau Valentina sowie seiner Mitstreiterin und Listenzweiten Mariella Lutz in der Arzler Volksschule erschien, freute sich auf "ein tolles Ergebnis“. Dem fixen Stichwahl-Einzug wollte er indes nicht das Wort reden, immerhin sei zuerst das Wahlvolk am Wort. Dennoch wäre es "schön“, wenn es sich ausginge.
Im Fall eines Sieges wolle er jedenfalls mit allen Parteien und mit den Personen, die "Parteitaktik hintanstellen“, ins Gespräch kommen. Nun gelte es aber, das Ergebnis abzuwarten. Bis dahin werde er mit seiner Frau eine Wanderung unternehmen und am Nachmittag den Griller anwerfen.
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Mayr: "Rückmeldungen waren sehr positiv"
SPÖ-Spitzenkandidatin Elisabeth Mayr gab am späten Vormittag ihre Stimme - alleine unterwegs und bereits sportlich im Wanderoutfit - in der Innsbrucker Innenstadt ab. "Ich bin sehr zuversichtlich, die Rückmeldungen der Innsbruckerinnen und Innsbrucker waren nämlich sehr positiv", sagte sie zu Medienvertretern. Sie sei jedenfalls "eine konstruktive Kraft, die Brücken bauen kann“.
Aufgrund der positiven Stimmung in der Bevölkerung und eben dieser Eigenschaften hoffe sie sehr darauf, "dass möglichst viele Innsbruckerinnen und Innsbrucker das Kreuzerl bei mir als Bürgermeisterin machen“. Zudem wünsche sie sich, dass "die SPÖ im Gemeinderat stärker wird“. Unabhängig vom heutigen Wahlausgang habe sie aber ein konkretes Ziel: "Ich werde nach meiner Stimmabgabe gleich in Richtung Berg zur Umbrüggler Alm wandern.“
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Willi: Es wird "wirklich, wirklich eng"
Bürgermeister Georg Willi (Grüne) zeigte sich vor seiner Stimmabgabe sicher, in die Stichwahl einzuziehen. "Ich gehe davon aus“, an andere Optionen denke er nicht, bekannte Willi am Vormittag vor Journalisten. Zuvor hatte er sich begleitet von Ehefrau Katharina vor dem Wahllokal in der Mittelschule Hötting vom Fahrrad geschwungen.
Jedoch werde es "wirklich, wirklich eng“, schätzte der Amtsinhaber und verwies auf das große Kandidatenfeld. Er könne jedenfalls auf eine "wirklich schöne Bilanz“ verweisen, Kritik sei an "Verhinderer“ zu richten. Auch kritisierte Willi eine "Materialschlacht“ zum Wahlkampfende. Nun werde er "versuchen, den Tag in Ruhe zu genießen“, außerdem sei er bei Nachbarn zum Grillen eingeladen. Vielleicht gehe sich sogar ein Mittagsschlaf aus, lächelte der 64-Jährige.
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