Elisabeth Mayr, SPÖ: Stadträtin strebt nach mehr

Elisabeth Mayr
Rote Spitzenkandidatin musste in Innsbruck die Brüche in der zerrütteten Stadt-SPÖ kitten.

Elisabeth Mayr will es wissen. Vor drei Jahren war die jetzige SPÖ-Bürgermeisterkandidatin im Gemeinderat noch im Anlauf auf das Vizebürgermeisteramt gescheitert und Markus Lassenberger (FPÖ) unterlegen. Nun will sie mit neuem Rückenwind durch die Bevölkerung bei den Chefsessel erobern. Die Literaturwissenschafterin strebt damit nach Krönung einer achtjährigen Polit-Zeit. Eine Mammutaufgabe, wie ein Blick in die Geschichte zeigt.

Parteiinterne Grabenkämpfe

Denn die Sozialdemokratie hatte zuletzt in Innsbruck statt mit starken Wahlergebnissen eher mit Streitereien geglänzt. Unter der damaligen Spitzenkandidatin Irene Heisz war die Stadt-SPÖ bei der Gemeinderatswahl 2018 um mehr als vier Prozentpunkte auf knapp zehn Prozent abgestürzt. Die Partei krankte in den folgenden Jahren an parteiinternen Grabenkämpfen, aus denen der linke Parteiflügel um Mayr und Stadtparteichef Benjamin Plach als Sieger hervorging. Ex-Klubchef Helmut Buchacher und Heisz sind nicht mehr Teil der Partei, ersterer tritt mit einem eigenen Bündnis an. Ein Bruch, den Mayr nun zu kitten hat.

Entgegenkommen dürfte der gebürtigen Innsbruckerin dabei eine große Empathiefähigkeit, Arbeitsfreude und ein langer Atem, die sie sich jeweils selbst zuschreibt. Politisch geprägt wurde Mayr indes bereits früh. Ihre Eltern seien zwar nicht parteipolitisch aktiv, aber politisch denkende Menschen gewesen, verriet Mayr der APA. Vorangehende Generationen ihrer Familie seien eigentlich christlich-sozial geprägt gewesen. Mit der Hoch-Zeit der Sozialdemokratie unter Bruno Kreisky habe sich das bei ihren Eltern gedreht - "der Groschen ist gefallen“. Lebhaft erinnert sich Mayr an sich selbst als "kleines Mäderle“ im ÖGB-Saal.

Aktiv in der Studierenden-Vertretung

Mayrs Eltern hatten mit der jungen Elisabeth indes auch Schockmomente durchlebt. War sie doch als Kind im Innsbrucker Rapoldipark auf dem Eis eingebrochen und fast ertrunken. Erste eigene Schritte auf dem glatten Polit-Eis hatte Mayr dann in ihrer Studienzeit gewagt, als sie in der Studienvertretung aktiv war. Als Studienfach hatte Mayr Deutsche Philologie gewählt - gilt ihre Leidenschaft doch nicht nur der Politik, sondern auch Sprache und Literatur.

Elisabeth Mayr, *1983 in Innsbruck,  wuchs im Stadtteil Pradl auf, bevor die Familie ins Tiroler Terfens (Bezirk Schwaz) zog.

Sie studierte Deutsche Philologie mit Schwerpunkt Literaturwissenschaft an der Universität Innsbruck. Mayr ist mit ihrem langjährigen Partner verheiratet.

Nach Auslandsaufenthalten in Göttingen, Bamberg und Luxemburg zog es die heute 40-Jährige wieder in die Heimat. Ab 2016 war Mayr Geschäftsführerin des SPÖ-Gemeinderatsklubs, nur zwei Jahre später wurde sie parteiintern als Stadträtin nominiert und auch vom Gemeinderat im Amt bestätigt. Seitdem ist Mayr für Bildung, Kinderbetreuung, Schulen, Frauen, Integration, Sport und die Agenden des Behindertenbeirats zuständig.

Was würde die achtjährige Elli sagen?

Angestrebt hatte sie das Rampenlicht indes nicht direkt, vielmehr habe sich die Gelegenheit damals geboten und sie habe nur zwei Tage Bedenkzeit gehabt. "Was würde die achtjährige und was würde die 88-jährige Elli dazu sagen", sei ihr dabei als Überlegung Stütze gewesen - wie generell in ihrem Leben. Die letztendliche Entscheidung und den "Sprung ins kalte Wasser“ bereue sie „jeden Tag ein bisschen weniger“, schmunzelt die Stadträtin. Wichtig sei ihr jedenfalls, trotz allem "am Boden zu bleiben“.

Indes sieht sich Mayr zumindest immer weniger "links“, wie sie oft beschrieben wird. Vielmehr beobachte sie bei sich selbst, dass sie immer öfter auch Mitte-Positionen einnehme. So sei ihr etwa "Ordnung“ in der Stadt immer wichtiger - Beispiel öffentliche Toiletten oder Müll. Auch könne sie bei manchen auf Demos skandierten Parolen nicht mit - etwa wenn der Staat in Frage gestellt werde.

Ihr Studium der Literaturwissenschaft schloss Mayr übrigens mit einer Diplomarbeit über Sören Kierkegaards "Entweder - Oder“ ab. Das wird es für die rote Spitzenkandidatin auch am Wahltag heißen, wenn das Wahlvolk über Erfolg oder Misserfolg ihrer Ambitionen entscheidet. Spätestens dann werden wohl auch die achtjährige und die 88-Jährige "Elli“ wieder gefragt sein.

Kommentare