Markus Lassenberger, FPÖ: Ein Polizist will ins Bürgermeisteramt

Markus Lassenberger
Freiheitlicher Spitzenkandidat ist bereits seit 2021 Vizestadtchef in der Tiroler Landeshauptstadt.

Mit lautstarken politischen Überholmanövern und doch auf relativ sanften, bürgerlichen Pfoten an die Stadtspitze: Der FPÖ-Bürgermeisterkandidat und amtierende Innsbrucker Vizebürgermeister und Polizist Markus Lassenberger will das blaue "Zeitfenster“ nützen und bei der kommenden Wahl Österreichs einziger freiheitlicher Bürgermeister einer Landeshauptstadt werden. Es wäre der Höhepunkt einer rasanten Karriere.

Wo Lassenberger erstmals in Erscheinung trat

Es ist gerade einmal sechs Jahre her, als der damals 38-jährige Lassenberger das erste Mal politisch in Erscheinung trat und auf Platz drei der FPÖ-Liste für die Gemeinderatswahl kandidierte - als stadtpolitischer Newcomer, der wohl nicht einmal politischen Insidern ein Begriff war. Eine klassische Parteikarriere hatte der Innsbrucker zu der Zeit nicht hinter sich, verweisen konnte er auf seine Tätigkeit bei der freiheitlichen Polizeigewerkschaft AUF.

Doch einer erkannte offenbar Potenzial und Talent Lassenbergers und sollte ihn seit jeher politisch pushen: Innsbrucks FPÖ-Urgestein und Stadtparteiobmann Rudolf Federspiel, jahrzehntelang nicht nur in der Landeshauptstadt die Strippen ziehend und immer wieder mal im Clinch mit den Parteioberen, Ende der 1990er-Jahre sogar mit Jörg Haider. Mehrmals trat Federspiel mit eigener Liste zur Innsbruck-Wahl an, im Jahr 2012 folgte dann die Versöhnung mit Landes- und Bundespartei, im Jahr 2018 erstmalig wieder das gemeinsame kommunale Antreten unter dem FPÖ-Dach (wenngleich der Name Rudi Federspiel bis heute auf dem Innsbrucker FPÖ-Listennamen verewigt ist).

Lassenberger war einer derjenigen, die Federspiel gefolgt sind. Nach dem Wahlerfolg 2018 sollte das Urgestein, das bis heute Stratege im Hintergrund blieb, auf ihn setzen. Wohl wissend, dass es an der Zeit war, den Stab des Frontmannes zu übergeben.

Seit 2021 Vizestadtchef

Gleich nach der Wahl avancierte der Gemeinderats-Neuling Lassenberger zum Klubobmann. Im Jahr 2021 wurde er in den Wirren der Innsbrucker Stadtpolitik von einer bürgerlichen Mitte-Rechts-Mehrheit zum Vizebürgermeister gewählt. Eine Schmach für Grünen-Stadtchef Georg Willi - und ein Coup für Lassenberger und seinen Lehrmeister im Hintergrund, Federspiel. Ressortverantwortung sollte der 44-Jährige zwar nicht bekommen, aber es gibt schlechtere Sprungbretter als das offizielle Vizebürgermeisteramt einer Landeshauptstadt.

Nunmehr soll der wirkliche Coup gelingen, und die Voraussetzungen scheinen günstig: Wenngleich keine absolute blaue Tiroler Hochburg, Potenzial hatte die FPÖ in Innsbruck immer. Hinzu kommen die für die Blauen günstigen allgemeinen politischen Rahmenbedingungen mit bundespolitischem Aufwind zu Beginn des Superwahljahres.

Und Lassenberger bringt etwas mit, was auch Federspiel ein politisches Leben lang aufwies: Zwar freiheitliche Härte und blaue Alleinstellungsmerkmale wenn es sein muss, aber gleichzeitig auch Verbindungspotenzial hin zum "bürgerlichen Lager“ und damit auch potenzielle Wählbarkeit ebendort.

Markus Lassenberger wurde am 14. November 1979 in Innsbruck geboren. Der Vater einer erwachsenen Tochter ist seit langem mit der früheren ÖVP-Gemeinderätin Mariella Lutz, die nunmehr auf der Liste von Ex-ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber an zweiter Stelle kandidiert, liiert.

Privat geht der Vizebürgermeister am liebsten dem Golfspiel nach.

Der Innsbrucker, der immer noch Teilzeit-Polizeidienst versieht, ist kein rein ideologisch getriebener Scharfmacher. Politische Beobachter attestieren ihm durchaus verbindendes und verbindliches Auftreten und "Appeal“ auch im bürgerlichen bzw. schwarzen Lager in all seinen Schattierungen, das in Innsbruck immer noch einen großen Teil ausmacht, und das ob der dortigen Grabenkämpfe orientierungslos sein könnte und daher als blaues Hoffnungsgebiet gilt.

Vor allem wenn es der blaue Frontmann in eine Stichwahl gegen Willi schaffen sollte, wird er all dies auch brauchen, will er tatsächlich den Bürgermeistersessel erobern. An einer "bürgerlichen Koalitionsmehrheit“ tüftelt Förderer Federspiel im Hintergrund ohnedies schon.

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