Wo die Innsbruck-Wahl entschieden wird
Die Sill durchschneidet das Innsbrucker Stadtgebiet bis zu ihrer Einmündung in den Inn von Süd nach Nord. Mit Rückblick auf die Gemeinderatswahlen 2018 erscheint der Fluss wie eine magische Grenze für das Abstimmungsverhalten der Bürger.
Östlich des Flusses, in den von großen Wohnblöcken geprägten Stadtteilen, war die FPÖ die stärkste Kraft. Hier – in Pradl, der Reichenau und dem Olympischen Dorf – legten die Blauen die Basis für ihren Vorstoß auf Platz zwei. Die Grünen waren westlich der Sill und in den einst dörflich geprägten Stadtteilen in Hanglage – und letztlich damit auch insgesamt – die Nummer eins bei den Wählern.
Wählerwanderung
ÖVP und „Für Innsbruck“ (FI), die sich für die Wahl in drei Wochen zum von Ex-Staatssekretär Florian Tursky angeführten „Das neue Innsbruck“ zusammengeschlossen und die Gemeindepolitik über Jahrzehnte dominiert hatten, konnten nur noch in vereinzelten Gebieten Platz eins erobern. Beide fuhren ein kräftiges Minus ein. FI verlor durch die Niederlage von Christine Oppitz-Plörer in der Stichwahl gegen den Grünen Georg Willi auch das Bürgermeisteramt.
Eine Analyse des städtischen Statistikamts der damaligen Wahl zeigte auf: Die deutlichen Zugewinne der Grünen beruhten fast ausschließlich auf Wählerwanderungen aus dem „bürgerlichen Lager“. Die größten Sympathien für die Grünen gab es in zentral gelegenen Wohngebieten mit hohem Maturanten- und Studentenanteil und im Westen der Stadt, wo es einen großen Anteil an Ein- und Zweifamilienhäusern gibt.
Will die Bürgermeisterpartei vermutlich drohende Verluste verhindern oder in Grenzen halten, gilt es für sie erneut in ihren Hochburgen zu punkten. Mit der FPÖ wird sie sich dabei im Wahlkampf, in dem insgesamt 13 Listen um Stimmen rittern, kaum ins Gehege kommen. Die konzentriert sich nämlich auf ihre Bastionen aus dem Jahr 2018, wie Bürgermeister-Kandidat Markus Lassenberger verrät: „Ich glaube, dass wir in den Gebieten, wo wir schon stark waren, noch Potenzial nach oben haben.“ Also im O-Dorf, der Reichenau und Pradl. Hier will er vor allem Nichtwähler mobilisieren. Aber auch in Amras oder Arzl sieht Lassenberger Chancen für die FPÖ.
Der Fokus von Tursky
Wer denkt, dass Tursky mit seiner bürgerlichen Allianz vor allem in den vor sechs Jahren grünen Kerngebieten auf Stimmenfang gehen will, der irrt. „Reichenau, Pradl, Saggen“, lautet die aus der Pistole geschossene Antwort auf die Frage, auf welche Gebiete sich seine Kampagne fokussiert. Sie überschneiden sich also mit den Zielzonen der FPÖ.
In zwei dieser Stadtteilen hat der ÖVP-Ex-Staatssekretär vergangene Woche Station mit seiner von Harry Prünster moderierten Gesprächsreihe abgehalten – mit Landeshauptmann Anton Mattle und seinem Vorgänger Günther Platter als Gäste. Die Schauplätze: Altersheime bzw. angeschlossene Cafés. Sicher kein Zufall: Immerhin machten 2018 über 50 Prozent der Heimbewohner ihr Kreuzerl bei FI und ÖVP.
SPÖ-Hoffnungen
Und wie und wo will die SPÖ, die vor sechs Jahren gerade noch zweistellig geblieben ist, eine Trendwende schaffen? Für Stadträtin und Bürgermeisterkandidatin Elli Mayr gibt es einerseits „Mobilisierungsgebiete, wo wir klassisch präsent sind“ und wo man bei Nichtwählern punkten möchte. Das sind unter anderem ebenfalls Reichenau, Pradl und O-Dorf.
Ausgehend von Ergebnissen bei Landtags- bzw. Nationalratswahlen der jüngeren Vergangenheit sieht sie aber auch „Hoffnungsbereiche“ – etwa die Innere Stadt oder Wilten. Die Rechnung welcher Partei aufgeht, wird sich am 14. April weisen.
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