Facebook, Migration und Trump: 18 Weichen, die 2018 gestellt wurden

Facebook, Migration und Trump: 18 Weichen, die 2018 gestellt wurden
Was bleibt wirklich vom abgelaufenen Jahr? Ein Versuch einer Einordnung in 18 Kapiteln.

Erinnern Sie sich noch, was im Jahresrückblick auf 2017 stand? Wir uns auch nicht. Denn auch die größten Aufreger, die berührendsten Ereignisse haben eine überaus kurze Halbwertszeit im kollektiven Gedächtnis.

Aber Jahr für Jahr passieren, oftmals ohne wirklich große Aufmerksamkeit, auch Weichenstellungen, die weit in die Zukunft wirken. Hier versuchen wir, im Rückspiegel zugleich nach vorne zu schauen: 18 Bruchlinien des Jahres 2018, die uns auch über Silvester hinaus beschäftigen werden.

Pazifik statt Atlantik. Zeit für neue Landkarten: Nach 200 Jahren verschiebt sich das Machtgefüge wieder in Richtung China. 2018 hat das pazifische Zeitalter dem atlantischen den Rang abgelaufen: Es diskutieren zwei neue Mächte - USA und China - miteinander, Russland kann nur noch als Klassenschlingel für Aufmerksamkeit sorgen, und Europa wird zur Endstation des riesigen chinesischen Infrastrukturprojekts der neuen Seidenstraße.

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Afrika in anderen Händen. Während sich Europa mit Brexit, Streit und Nationalinteressen beschäftigte, ging ein (in all seiner Problematik) historisches Einflussgebiet verloren: China hat sich mit Milliardeninvestitionen Macht und Schulden in (Ost-)Afrika gekauft und sich dort für Jahrzehnte einzementiert. Europa fängt jetzt erst an – siehe Afrikagipfel –, das zu diskutieren. Beim bekannten Tempo muss man sagen: zehn Jahre zu spät.

Europa im Umbruch. Europa ist zwischen dem Trump-geführten Amerika und dem muskelspielenden Asien der weltpolitische Ruhepol? Keineswegs. Die fatale Brexit-Diskussion, der eingeleitete Machtwechsel in Deutschland und das budgetär problematische Einknicken des französischen Staatschefs Macron vor den Gelbwesten-Protesten sind die Eckpunkte eines Jahres gewesen, in dem Europa viele Fragezeichen aufgestellt hat.

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Migrationsdebatte. Auch wenn die absoluten Zahlen eingebrochen sind: Das gefühlte Damoklesschwert über allen europäischen Politikdebatten ist der Zustrom u.a. aus Afrika geblieben, und es gibt keine Anzeichen, dass das bald aufhört.

Trump in der Enge. Wie Donald Trump bisher aus jedem Eck wieder herausgesurft ist, war erstaunlich. Nun aber ist die nächste Welle nicht in Sicht, dafür viel Ärger. Die Russland-Untersuchungen ziehen immer engere Kreise, Trump hat nach den Midterm-Wahlen demokratischen Gegenwind, und das Wirtschaftsglück, bisher Trumps sicherste Bank, hat den US-Präsidenten just zum Jahresende verlassen.

Krisenknistern. Kommt die nächste weltweite Wirtschaftskrise? Wenn, dann ist sie zumindest zum Teil herbeipolitisiert, u.a. durch den Handelskrieg zwischen China und den USA.

Klimaschaden. Auch 2018 verstrich ohne ausreichende Gegenmaßnahmen zum Klimawandel. Da können sich Wissenschaftler den Mund fusselig reden.

Das Verschwinden der Tiere. 2017 wurde bekannt, dass sich der Insektenbestand radikal verringert hat. 2018 folgte ein WWF-Bericht, dass sich auch die Gesamtzahl der Tiere rasant nach unten bewegt. Die Auswirkungen? Unvorstellbar. Also ignorieren wir das weiter.

Tabubruch Designerbaby. Ein chinesischer Wissenschaftler hat es getan (sagt er zumindest): 2018 wurden zwei gentechnisch veränderte Menschenbabys geboren. In die Gene des Menschen einzugreifen, war bisher tabu – denn die Fragen, die sich dadurch stellen, sind außergewöhnlich heikel. Wie sehr soll man künftig Menschen „designen“ dürfen? Diesen Fragen werden wir uns stellen müssen.

Asoziale Medien. 2018 war das Jahr, in dem der Beziehungsstatus mit den sozialen Medien endgültig kompliziert wurde: Facebook stolperte von Polit- zu Privatsphärenskandal, und das strahlt auch auf die anderen Plattformen aus.

Flopcoin. Auch vorbei: Die Liebe zu Bitcoin. Die Kryptowährung stürzte gnadenlos ab.

Abgefahren. Und ebenfalls kriselt es mit und um die Autobranche. Die immer noch nicht gelöste Diesel-Misere und zuletzt die Verhaftung von Nissan-Chef Carlos Ghosn sorgten für alles andere als für Fahrspaß.

Normalbetrieb. Österreich verschließt sich eigentlich jeder zukunftsorientierten Betrachtung. Was wir aber aus 2018 gelernt haben: Türkis-Blau hat die Message kontrolliert, die Republik steht noch ziemlich genauso da wie vorher – allen Kritikern und auch allen Euphorisierten zum Trotz –, und der eine oder andere oder dritte Einzelfall war dann doch nicht vollständig kontrollierbar.

Kurz recht seltener Gast im Parlament

BVT. Was das Land weiter beschäftigen wird: Die Aufarbeitung der BVT-Razzia.

Oppositionsfrei. Und auch gelernt haben wir: Die politischen Mechanismen bremsen auch ohne Opposition die größten Irrläufer ein.

Medien in Gefahr. Der Mord am saudischen Journalisten Jamal Kashoggi in der Türkei, die jüngst bekannten Fälschungen im Spiegel und Trumps endlose „Fake News“-Prügelei: Die Medien sind und bleiben unter Druck.

Rekordskisieger. Aber es gibt natürlich auch Erfreuliches: Marcel Hirscher hat mit 63 den Österreich-Rekord an Weltcup-Siegen geknackt.

Royaler Spaß. Und nicht zu vergessen: Viele Jahre lang wird uns die britische Neo-Royale Meghan begleiten. 2019 kommt das Baby!

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