Warum Aktien 2018 unter den Erwartungen blieben

Die globale Börsewelt erlebte heuer Kursverluste.
Weltweite Kursverluste infolge von Handelskriegen, Brexit und schwächerer Konjunktur. Zweckoptimismus für 2019.

Bis zu 3600 Punkte hätten es laut Prognosen werden sollen – am Ende waren es nur 2745,78 Punkte. Der Leitindex der Wiener Börse ATX verlor heuer rund ein Fünftel seines Wertes, das schlechteste Jahresergebnis seit 2011 (minus 35 Prozent). Die 3600-Punkte-Marke konnte der ATX nur zu Jahresbeginn übertreffen, danach ging es abwärts.

Damit befindet sich die Wiener Börse in guter Gesellschaft mit anderen Märkten im Euroraum. „Besonderes Aufholpotenzial“ wurde zu Jahresbeginn den Wachstumsmärkten (Emerging Markets), vor allem Russland, zugetraut – doch daraus wurde nichts. Chinas Börsen verloren bis zu einem Drittel, jene im südafrikanischen Johannesburg sank um mehr als 20 Prozent. Immerhin: an der Moskauer Börse waren es nur vier Prozent, womit sie wegen des geringeren Minus tatsächlich etwas zu den etablierten Märkten aufschließen konnte.

 

Warum Aktien 2018 unter den Erwartungen blieben

 

In den USA war das Bild ein besseres, die drei wichtigsten Indizes schlossen nach extremen Ausschlägen in den letzten Handelstagen um die Nulllinie. Dabei ist ausgerechnet US-Präsident Trump einer der Hauptverantwortlichen, warum es an den Börsen nach unten ging. Die Handelskriege, die er mit zahlreichen Staaten anzettelte, schlugen vielen Börsianern auf den Magen. Die sehr gute US-Konjunktur sorgte aber zugleich dafür, dass in den Vereinigte Staaten die Investoren teilweise dran geblieben sind.

Weitere Gründe für das (vor allem im vierten Quartal) sehr schwache Börsejahr: Der ungelöste Brexit und die wieder aufflammende Schuldenkrise, dieses Mal von Italien ausgehend. Alle drei Themen sind nach wie vor ungelöst und dürften die Anleger auch im nächsten Jahr in Schach halten, sagt Bernd Maurer, Analyst der Raiffeisen Centrobank (RCB). Hinzu kommt, dass sich die Konjunktur eintrübt, zugleich aber die Zinsen – auch erstmals wieder in der Eurozone – weiter steigen könnten. Unternehmen müssten sich dann zu schlechteren Konditionen verschulden, was deren Gewinne drückt.

Zweckoptimismus

Bereits jetzt aber die Flinte ins Korn zu werfen, wäre verfrüht, sagt Robert Karas, Chief Investment Officer der Schoellerbank. Zwar könnten die Unsicherheiten die Kurse kurzfristig einmal in die eine und dann wieder in die andere Richtung treiben. Viele Faktoren seien aber in den aktuellen Kursen schon enthalten. „Darum lassen wir die Möglichkeit keinesfalls unberücksichtigt, dass Lösungen gefunden und Einigungen erzielt werden. Damit ist die Chance auf Kursgewinne höher als das Risiko großer Kursverluste.“

Ähnlich sieht das Christian Heger, Chief Investment Officer bei HSBC Global Asset Management in Deutschland. „Anleger sind sehr vorsichtig, unserer Ansicht nach zu vorsichtig. Auch wenn der Konjunkturzyklus seine späte Phase erreicht hat, dürfte 2019 noch kein Ungemach drohen. Wir erwarten keine Rezession , weder weltweit noch in den größeren Staaten.“ Der weiterhin tiefe Ölpreis und China würden der globalen Konjunktur Rückenwind verleihen. Beide Experten sehen die größten Gewinnchancen in Asien.

Der Chef der Wiener Börse Christoph Boschan rät privaten Anlegern zu einer langfristigen Strategie, die von turbulenten Jahren unabhängig mache. „Seit Start des ATX waren durchschnittlich sechs bis sieben Prozent jährliche Steigerung drin, aber nur für jene, die Durchhaltevermögen zeigten.“

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