Die 10 größten Fehler, die man bei einer Grippe machen kann

Mann mit Grippe niest in ein Taschentuch
Es geistern viele falsche Tipps zur Behandlung der Grippe herum. Einige können die Genesung hinauszögern. Welche Fehler man sich sparen kann.

Sie tritt plötzlich und unerwartet auf und rafft ihren Wirt mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen nieder: die Grippe. Meist dauert der Spuk 7 bis 14 Tage – vorausgesetzt, man gönnt dem Körper genügend Ruhe.

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Es gibt etliche gut gemeinte Tipps, einige von ihnen wirken sich aber eher kontraproduktiv auf die Genesung aus, statt sie zu beschleunigen. Eine Grippe braucht eben ihre Zeit. Wer sie gut überstehen will, meidet daher folgende Vorgehensweisen:

10 Fehler, die man bei einer Grippe vermeiden sollte

Eine Grippe braucht ihre Zeit. Wer sie auskurieren will, sollte daher folgende Vorgehensweisen meiden.

1. Die Grippe mit einer Erkältung verwechseln

"Ach, das wird schon wieder. Ich bin nur erkältet." Das hört man vor allem von Grippe-Leugnern, die ihre Erkrankung nicht wahrhaben wollen. Das kann ernsthafte Konsequenzen haben, denn der Grippevirus lässt sich nicht einfach ignorieren und er kann es noch weniger leiden, wenn man so tun will, als wäre nichts.

Im Gegensatz zur Grippe verläuft ein grippaler Infekt schleichend, Fieber und Komplikationen sind selten. "Die Erkrankung sollte jedenfalls vom Arzt abgeklärt werden, damit er die richtige Therapie verordnet", sagt Paul Prem vom Wiener Ärztefunkdienst.

2. Das Anti-Grippe-Mittel zu spät nehmen

Neuraminidasehemmer wie Tamiflu und Relenza (sie verkürzen die Krankheitsdauer und mindern das Risiko schwerer Krankheitsverläufe) wirken nur, wenn man sie innerhalb von 48 Stunden nach Auftreten der ersten Grippe-Symptome (also Fieber) einnimmt. Danach bringen sie nichts mehr.

Daher gilt: Vom Arzt die Erkrankung abklären und das passende Medikament verschreiben lassen. Neuraminidasehemmer sind nach der offiziellen Verkündung der Grippewelle mit Rezept auf Kassenkosten erhältlich.

3. Grippe-Symptome mit Fiebersenkern unterdrücken

Manche schwören auf Schmerzmittel und Fiebersenker wie Neocitran oder Grippostad– allerdings braucht der Körper die Hitze, um die Viren im Körper zu eliminieren."Wer ständig das Fieber unterdrückt, muss damit rechnen, dass die Grippe länger dauert", warnt auch Prem.

Er rät, das Fieber bis 39 Grad auszusitzen – "darüber kann man schon etwas nehmen, die erhöhte Temperatur sollte aber nicht dauerhaft unterdrückt werden".

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Auch Antibiotika sind bei einer Influenza (ohne bakterielle Zweitinfektion) nicht angebracht.

4. Sich vom Partner trösten lassen (und ihn oder sie infizieren)

Wer sich von seinem Partner gesund kuscheln lassen will, tut vor allem dem anderen nichts Gutes. Grippe-Viren sind hoch ansteckend. Auch, wenn es in der Situation trösten mag – keiner von beiden wird eine Freude daran haben, wenn der andere ein paar Tage später auch leidet.

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Daher gilt: Für die Krankheitsdauer lieber einen Sicherheitsabstand einhalten – und vor allem auf viel Hygiene achten.

 

5. Alkohol trinken, um die Viren zu vertreiben

"Das ist eine ganz schlechte Idee", sagt Ärztefunk-Leiter Prem zum Trinken von Alkohol, wenn man krank ist. Während der Grippe gilt Alkoholverbot: "Das schwächt den Kreislauf und Medikamente wirken nicht unter Alkoholeinfluss."

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Und bei nicht alkoholischen Getränken gilt es, darauf zu achten, dass jeder sein eigenes Trinkglas hat – dieses sollte außerdem mit Spülmittel und heißem Wasser gewaschen werden, um die Viren abzutöten.

6 Saunieren gegen Grippe-Symptome

Während der Akutphase rät Prem davon ab, in der Sauna zusätzlich zu schwitzen. "Das belastet den Körper nur zusätzlich und nimmt dem Heilungsprozess Energie weg."

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Zur Prophylaxe sei nichts dagegen einzuwenden, den Körper mit Saunagängen abzuhärten. Auch nach der Grippe sei es ok, wieder saunieren zu gehen, aber lieber nicht währenddessen.

7. Mit Grippe Sport machen

"Auf gar keinen Fall", sagt der Ärztefunk-Leiter. Der Körper ist durch die Grippe ohnehin stark geschwächt – wer seinen Kreislauf durch Sport ankurbelt, kann sich sogar gefährden. Eine nicht ausgeheilte Grippe, aber auch Erkältung kann eine Herzmuskelentzündung verursachen – und diese kann sogar lebensbedrohlich werden.

8. Sich einbunkern, statt durchzulüften

Auch, wenn man sich danach fühlt, ist es gut, zwischendurch einmal durchzulüften – damit kann die Virenkonzentration in der Luft reduziert werden.

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Am besten, der Kranke packt sich gut in eine Decke ein und jemand anderer macht für ein paar Minuten das Fenster auf und lüftet gut durch. Es ist wichtig, auf eine gute Luftfeuchtigkeit zu achten – ein Luftbefeuchter kann helfen, aber es reicht auch, seine feuchte Wäsche aufzuhängen.

9. Arbeiten gehen und den Alltag wie gehabt halten

Manche Dinge müssen sein? Nein, müssen sie nicht. Zum einen braucht der Körper Zeit und Ruhe, um sich zu erholen, sonst verlängert sich nur der Heilungsprozess und es kommt unter Umständen sogar zu Komplikationen wie einer Lungenentzündung.

Zum anderen riskiert man, seine Mitmenschen anzustecken. Also sofort krankmelden, die Kinder Verwandte oder Freunde hin- und herbringen lassen.

10. Glauben, nicht ansteckend zu sein

Grippepatienten sind ein bis zwei Tage vor ersten Krankheitszeichen schon ansteckend und danach noch etwa eine Woche. Die ersten Symptome können nach wenigen Stunden bis drei Tagen auftreten.

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Bei Kleinkindern dauert die infektiöse Phase länger – sie können das Virus länger in sich tragen, bevor die Krankheit ausbricht, und sind auch länger ansteckend.

Bei kalter Luft sind die Atemwege anfälliger für Infekte wie die Grippe, so die ehemalige Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin, Erika Baum: Der Abwehrmechanismus der Flimmerhärchen werde durch Kälte und trockene Luft beeinträchtigt. Kinder können zudem über den Kopf recht schnell auskühlen, da er bei ihnen verhältnismäßig groß und dünn behaart ist.

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Wenn der Körper auskühlt, werden einige Funktionen heruntergefahren, darunter auch die Abwehr. Und kalte Füße können zu Blasenentzündungen führen.

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