Star Wars: Die erfolgreichste Filmreihe nähert sich dem Ende
Mit Disney die Macht ist.
So würde das zumindest „Baby Yoda“ sagen. Yoda, das war der kleine grüne Kerl in den Original-„Star Wars“-Filmen, der die Sätze so lustig verdreht hat. In den letzten Tagen aber ist „Baby Yoda“ zum Internethype geworden: Eine Kleinstkind-Version von Yoda ist der Held jener „Star Wars“-Serie, mit der Disney die Fans zu seinem eigenen Streamingdienst, Disney+, locken will. Und ins „Krieg der Sterne“-Universum. Denn „Star Wars“ ist für Disney ein Milliardengeschäft.
Schon jetzt Kinorekord
Es war ein außergewöhnliches Jahr für Disney. Neben dem Start des eigenen Streamingdienstes, der einer medialen Zeitenwende gleichkommt, hat Disney schon jetzt einen Kinorekord aufgestellt: Mehr als zehn Milliarden Dollar hat der US-Konzern heuer bis dato an den Kinokassen eingenommen (mit dem im März zugekauften Century Fox Studios wären es sogar 12 Milliarden).
Dazu beigetragen haben allen voran „Avengers: Endgame“, „König der Löwen“ und „Captain Marvel“.
Die Einnahmen werden sich in den letzten Tagen des Jahres noch gewaltig erhöhen: Denn am Mittwoch startet weltweit der letzte Teil der aktuellen „Star Wars“-Trilogie, „Der Aufstieg Skywalkers“. Experten erwarten, dass er an den Kinokassen bis zu 1,7 Milliarden Dollar einspielen wird.
Alles in allem hat die Sternensaga seit ihrem Start 1977 42 Milliarden Dollar umgesetzt. Keine andere Filmreihe kann den galaktischen Kriegern das Wasser reichen – weder James Bond (acht Mrd.) noch Harry Potter (25 Mrd.), auch nicht die Marvel-Filme (22,5 Milliarden).
Die hohen Summen, an denen Disney seit dem Kauf von Lucasfilm und damit der „Star Wars“-Rechte 2012 mitschneidet, kommen natürlich nicht nur aus den Kinoeinnahmen zusammen. Die Umwegrentabilität ist enorm – angefangen von (einst) Video- und DVD-Verkäufen über Fernsehrechte bis hin zu Merchandising (siehe Bericht rechts). Wobei Disney seinen Teil der Einnahmen aus Figuren und anderen Devotionalien streng geheim hält. „Merchandising wird immer wichtiger“, sagt Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin im Private Banking der Bank Austria. Schon beim ersten Film habe Erfinder George Lucas darauf gesetzt. Die Artikel werden immer luxuriöser (z. B. Küchenutensilien), „da auch die Babyboomer älter werden“.
„Erlebnis“-Park
Um noch mehr aus den Sternenkriegen herauszuholen, entschloss sich der Konzern, seine Vergnügungsparks in Florida und Disneyland mit einem eigenen „Star Wars“-Land aufzupeppen. Die beiden Welten wurden heuer eröffnet, leiden aber noch unter Zuschauermangel. Wenig verwunderlich, denn bis vor Kurzem gab es nur eine Attraktion, die nun eröffnete zweite („Rise of the Resistance“) hatte laut Hollywood Reporter gröbere Startprobleme.
Kinderkrankheiten und letztendlich Peanuts für den Maus-Konzern. „Derzeit läuft es perfekt für Disney“, sagt Rosen. „Aber bleibt es so?“ Und verweist auf das dritte Geschäftsquartal, das nicht so rosig verlaufen ist.
Der Gewinn fiel um fast zwei Drittel auf 785 Mio. Dollar (710 Mio. Euro). Hohe Kosten für die Integration von Century Fox und den Start des Streamingdienstes Disney+ drückten auf das Geschäft. Rosen verweist darauf, dass die Aktie heuer bereits 35 Prozent zugelegt hat.
Sie sieht mögliche Baustellen: „Die Besucherzahlen in den Themenparks waren in den letzten Quartalen enttäuschend.“ Und weiter: Disney+ könnte zu einer Kannibalisierung an den Kinokassen führen. Das wiederum fürchtet Medienexperte Gabriel Mohr vom Beratungsunternehmen Arthur D. Little nicht. „Die abrufbare neue Serie ,Mandalorian‘ (die mit Baby-Yoda, Anm.) ist ein großer Erfolg und hat sicher einen großen, positiven Einfluss auf den neuen Film.“
Erschütterung der Macht
Insgesamt ist der Schwenk des gesamten Konzerns in Richtung Streaming, der sich mit den letzten Zahlen abbildet, eine große Erschütterung der Pop-Kultur-Macht. Denn mit exklusivem Content auf Disney+ könnte der Mauskonzern Zwischenhändler – wie Kinobetreiber – aus der Rechnung nehmen, und bei entsprechenden Abo-Zahlen sogar mehr verdienen als an der Kinokassa.
Da braucht es dann auch keinen Kino-„Blockbuster“ mehr – obwohl auch hier Einiges auf der Disney-Warteliste steht: „Black Widow“ aus dem Marvel-Universum, die Erfolgs-Buchreihe „Artemis Fowl“, „Cruella“ als neue Sicht auf die „101 Dalmatiner“ (alle 2020) sowie „Doctor Strange“, „Thor“ und der Start der neuen „Avatar“-Filme (2021).
Mohr macht sich keine Sorgen: „Disney hat ein großes Portfolio wie etwa Pixar. Und ,Star Wars‘ kommt sicher wieder zurück ins Kino.“
2022 könnte es dann den Beginn einer (von zwei geplanten) neuen „Star-Wars“-Trilogie geben. An einen weiteren Stand-Alone-Film wie „Solo“ glaubt Mohr nicht. „Er hat 275 Millionen Dollar gekostet und nur 395 Millionen eingespielt. Er war nicht erfolgreich.“
Einzigartiges Jahr
Aber zurück in die Gegenwart: 2019 wird ein einzigartiges Kinojahr für Disney gewesen sein. Der Konzern dürfte in den USA alleine so viel an der Kinokassa verdienen, wie es sonst alle Studios zusammen schaffen (dazu beitragen wird auch „Frozen 2“, derzeit im Kino).
Nun folgt der Bruch: Disney bespielt mit seinen wertvollsten Schätzen – Marvel, „Star Wars“, Pixar – die gesamte Medienorgel auch abseits des Kinos. Dort aber wird noch einmal, glaubt man Fan-Theorien und Filmbildern, der Todesstern aufsteigen. Und Luke Skywalker wird seinen Abschied nehmen.
Wer traurig ist: Es gibt Baby-Yoda-Puppen, zum Kuscheln.
An "Star Wars" verdienen sie alle
Es hat Tradition, dass neue Teile der „Star Wars“-Saga zur Weihnachtszeit erscheinen. Der Zeitpunkt wirkt sich seit Jahren nicht nur auf die Ticketverkäufe positiv aus. Mit dem Kinostart spült auch stets eine Welle an neuen Produkten mit der „Star Wars“-Lizenz auf den Markt. Ob Spielzeug, Bücher, Kleidung, Brett- oder Videospiele – der „Krieg der Sterne“ hält in unzähligen Haushalten weltweit Einzug.
Das war schon so, bevor der Disney-Konzern 2012 für etwa vier Milliarden Dollar die Rechte an der Saga erwarb. Bereits vor dem Erscheinen des siebten Films – des ersten, seit Disney am Steuer sitzt – wurden die Merchandise-Erträge insgesamt auf etwa 20 Milliarden US-Dollar geschätzt. Inzwischen kamen mehr als zehn Milliarden dazu.
Alles so geplant?
„Star Wars“-Schöpfer George Lucas plante die Filme seit dem Erscheinen des ersten Teils im Jahre 1977 unkonventionellerweise als mehrteilige Blockbuster-Reihe. Laut eigener Aussage verzichtete er damals auf eine halbe Million Dollar Gehalt, um sich die Markenrechte zu sichern – ein Schachzug, der ihn endgültig reich machen sollte.
Das erste Unternehmen, das aufsprang, war der Spielfigurenhersteller Kenner (heute Hasbro), der alleine durch den Verkauf von „Star Wars“-Figuren im Folgejahr ca. 100 Millionen Dollar erwirtschaften konnte.
Produkte der Weltraum-Saga bewahrten später auch den dänischen LEGO-Konzern vor der Pleite – und bescheren ihm heute Millionen. Es gäbe noch so viele Beispiele; an „Star Wars“ verdienen sie alle.
Disney wird es freuen, das Unternehmen soll etwa zehn Prozent des weltweiten Merchandising-Erlöses erhalten. Kein Wunder, dass bald drei weitere Teile folgen sollen.
Kommentare