Zum Start des eigenen Streamingdienstes gibt es dort die im Kino megaerfolgreichen Superhelden von Marvel, das Familienangebot der Animationskönige Pixar, den Jahrzehnte überspannenden Rückkatalog von Disney – und ja, „Star Wars“.
Dagegen schaut das Startangebot von Apple TV+ (auch kein kleiner, aber ein neuer Player am Streamingmarkt) geradezu absurd klein aus. Und es wurde auch von vielen Kritikern mit ähnlich schmaler Begeisterung aufgenommen wie die jüngsten Versionen des iPhone: Eh super, aber Hype löst das keinen mehr aus.
Bei Disney ist das anders. Der Konzern steigt gerade noch rechtzeitig in ein boomendes Business ein: Laut New York Times überholte 2019 die weltweite Zahl der Streaming-Abonnenten erstmals die der Kabel-TV-Bezieher. Aber Disney kommt hier natürlich nicht als Zauberlehrling, sondern als Riese.
Es ist, schreibt die New York Times zu Recht, eine Umwälzung im Medienbusiness von einem Ausmaß, die jede Generation nur einmal erlebt (zuletzt: MTV).
Die österreichischen Seher sind aber vorerst nur aus der Ferne dabei. Disney Plus bedeutet hierzulande derzeit vor allem eines: Weniger Angebot. Denn in den letzten Monaten hat Disney seinen Content von anderen Plattformen abgezogen, um möglichst viel auf Disney Plus selbst anbieten zu können. Das heißt: Auf Netflix und Co gibt es keine Marvel-Helden mehr, und auch sonst nichts von der Disney-Ware.
Wann Disney Plus in Österreich zu haben ist, ist noch nicht bekannt gegeben worden. Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien sind am 31. März 2020 dran, hieß es jüngst auf Twitter. Rund um den Dreh wird wohl Österreich auch dabei sein.
Was das alles heißt: Ein „alter“ Unterhaltungskonzern lässt seine Muskeln spielen – und holt sich zurück, was Silicon-Valley-Konkurrenz wie Netflix oder Amazon Prime Video an sich gerissen haben. Das sind: Seher. Viele Milliarden an Einnahmen. Aber auch: Den Anspruch auf den Platz an der Spitze in der Medienwelt. Dort wird der Wind immer rauer: Die Kunden werden sich künftig überlegen, welche Angebote sie abonnieren, alle werden es wegen der Kosten nicht sein.
Also wird investiert: Netflix rüstet sich mit Milliardeninvestitionen in Content, demnächst starten auch Warner, HBO und die Mutter von NBCUniversal, Comcast, eigene Angebote.
Disney hat hier einen großen Vorteil: Eine in jahrzehntelanger Feinarbeit hochgetunete Marketingmaschine.
Es ist die Etablierungsphase des Streamingfernsehens. Die mag von hier aus gesehen – wo die Nutzungsdauer des regulären Fernsehens Jahr für Jahr ansteigt – noch etwas abstrakt ausschauen. Aber das hat dieser komische Musiksender auf den hinteren Kabel-Plätzen in den 1980ern auch.
Was Disney nun auch erstmals so richtig in der Hand hat: Eine Ausspielplattform für prominente Premieren. Die kann man direkt seinem eigenen zahlenden Publikum präsentieren. Das macht manche in der Kinobranche unrund. Netflix bringt Filme eher gnadenhalber auch im Kino heraus (um für bestimmte Preise ins Rennen gehen zu können). Disney aber ist hier traditionell ein wichtiger Faktor: Demnächst stehen etwa die Kinostarts von „Die Eiskönigin 2“ und „Star Wars: „Der Aufstieg Skywalkers“ an. Hoffentlich wird DisneyPlus nicht zu Kino Minus.
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