Wochendosis Kultur: Opernkarpfen, ein Hinterteil und ein Satz mit X

Wochendosis Kultur: Opernkarpfen, ein Hinterteil und ein Satz mit X
Die Kulturwoche von McCartney bis Capital Bra, von "Die Weiden" bis zu Schwarzeneggers Rückansicht.

Lauter die Kassen nie klingeln: Am Samstag ist der ultimative Shoppingfeiertag! Da darf gemeinhin die Musik dem Shoppingerlebnis als braves Hintergrundgeräusch dienen, aber ja nicht davon ablenken.

Aber diesmal hält die Kultur mit großem Geschütz dagegen: So oft wie weiße Weihnachten in Wien kommt es vor, dass es an der Wiener Staatsoper eine Uraufführung gibt. Am Samstag nun ist es soweit. Und, pardauz!, es wird zeit-, gesellschafts- und politkritisch.

Das ist wirklich ein Ereignis: Uraufführungen an und für sich sind am großen Haus am Ring selten genug. Derart aktuell aber sind sie noch seltener, was insofern spannend wird, als dass mancher im Opernpublikum auf (inszenatorische) Heranrückungen ans Jetzt gerne auch mal mit Ablehnung reagiert. Diesmal verwandelt sich das übelwollende Volk in Karpfen; es geht um Ausgrenzung und den Rechtsruck in der Politik: Die sonst gültigen Eckpunkte der weltumspannenden Opernnische - die Realität muss bis zur Unkenntlichkeit verfeinert und schönbesungen sein - dürften von der Produktion durchaus angespannt werden.

Und auch die Erwartungshaltung scheint mancherorts zart überspannt: "Könnten ,Die Weiden' für die Staatsoper das sein, was Thomas Bernhards ,Heldenplatz' für das Burgtheater war?", fragte der Falter den Komponisten Johannes Maria Staud, was, im Rückblick auf die damalige Riesenaufregung, vielleicht dann doch etwas hochgehängt ist.

Es gibt für alle (drei) Vorstellungen außer der Premiere noch Karten.

Die Staatsoper darf sich jedenfalls diese Woche brüsten, weitaus jugendlicher als das Popbusiness gewesen zu sein: Letzteres stand ganz im Zeichen eines Veteranen, dessen Ruhm sich vor mehr als einem halben Jahrhundert begründete, und der Legendenstatus war da jedenfalls schon die halbe Miete.

Aber damit immer noch nicht genug Musik: Am Sonntag folgt eine Bernstein-Premiere an der Volksoper, es gibt das Musical "Wonderful Town" zum Abschluss des Bernstein-Jahres.

wiederum haben eine Doku auf Netflix veröffentlicht, und wir dürfen an dieser Stelle die Chefredakteurin beklauen, die im "Weckruf" folgendes schrieb: "Ich mag die britische Rockband Coldplay, auch wenn Kritiker meinen, sie habe nur zwei Songs: einen schnellen und einen langsamen ;)".

 

Und wer sich mit all dem nicht aufhalten will, für den gibt es den schnellen Kick: Ebenfalls am Samstag tritt Erfolgsrapper Capital Bra im Gasometer in Wien auf, und das kommt dann doch etwas anders rüber als "Weiden" oder "Wonderful Town".

(Hören Sie die stimmverfremdende Autotune-Orgie des Rappers? Das ist übrigens, um wieder auf die Staatsopern-Uraufführung zurückzukommen, wie der Alptraum des dortigen Premierenpublikums: Auch bei "Die Weiden" sollen Stimmen teils elektronisch verfremdet werden, und das geht in der Oper sonst gar nicht).

Kompakte Info

Für die gepflegte Kulturkonversation am wochenendlichen Familientisch ein paar Gesprächspunkte: "Narcos: Mexico" und "Das Boot" haben diese Woche jeweils zweite Staffeln zugesprochen bekommen, Kevin Hart galt kurze Zeit als Oscar-Moderator (ein Satz mit X, das war wohl nix), in Oberösterreich haben sich Stadt und Land in Kulturfragen derart entzweit, dass gegenseitige Finanzierungsverträge aufgelöst wurden (eine Story, mit der sich die Kulturredaktion demnächst noch tiefgehender auseinandersetzen wird müssen), dass die Jungen "blöder sind als die Alten oder weniger wissen", ist ein großer Mythos, und das Wiener Konzerthaus wird endlich entschuldet.

Und ein bisschen Service

Das sind die beliebtesten YouTube-Videos  und die erfolgreichsten Streamer und hier gibt es noch etwas zum Anschauen:

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