Konkret geht es um Kapazitäten von rund 40 Terawattstunden (TWh) Gas pro Jahr im Zeitraum von Oktober 2023 bis September 2026 und 20 TWh pro Jahr im Zeitraum Oktober 2026 bis September 2028. Zum Vergleich: Österreichweit werden etwa 90 TWh pro Jahr verbraucht, die OMV könnte damit also etwa 44 Prozent des österreichischen Bedarfs decken. Die Lieferverpflichtungen gegenüber den eigenen Kunden könnte die OMV damit laut Aussendung zur Gänze erfüllen.
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Das Gasjahr läuft von Oktober bis September, Pipeline-Kapazitäten können gebucht und, wenn sie nicht gebraucht werden, auch weiterverkauft werden. Die Übernahmepunkte der zusätzlichen Mengen sind die Gas-Knotenpunkte Oberkappel in Oberösterreich (für Lieferungen über Deutschland) und Arnoldstein in Kärnten (für Lieferungen über Italien). Auf beiden Strecken kann per Schiff nach Europa geliefertes Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, kurz LNG) nach Österreich gebracht werden. Im Norden Europas gibt es Pipeline-Anbindungen an die norwegischen Fördergebiete, in Süditalien nach Nordafrika.
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Dass das Gas aus Nord und Süd tatsächlich importiert wird, steht damit nicht fest. Denn die Lieferverträge der OMV mit der russischen Gazprom laufen bis 2040 und bisher wäre nicht bekannt, dass die OMV sie vorher auflösen will. Noch bis 2025 würden die bei Importen aus nicht-russischen Quellen entstandenen höheren Transportkosten (nicht jedoch die Beschaffungskosten, Anm.) vom Bund aus den Mitteln des Gasdiversifizierungsgesetzes subventioniert.
Speichervorgaben
Auch die Regierung, die sich international – und erst am Mittwoch seitens der Experten vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche – Untätigkeit bei der Abkehr von russischem Gas vorwerfen lassen musste, setzt einen Schritt zur Versorgungssicherheit.
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Eine Novelle des Gaswirtschaftsgesetzes stellt strengere Vorgaben für Versorger in Aussicht. Ab Oktober 2024 sollen sie ausreichend Gas einspeichern, um den Bedarf der geschützten Verbraucher 45 Tage lang decken zu können. Wird nachgewiesen, dass das Gas aus nicht-russischen Quellen beschafft wird, sinkt die Verpflichtung auf die bisher gültigen 30 Tage. Zu den geschützten Verbrauchern zählen private Haushalte und essenzielle soziale Dienste wie etwa Krankenhäuser.
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Auch die Betreiber von Gaskraftwerken werden erstmals verpflichtet, Gas für 30 bzw. 45 Tage zu bevorraten. Die vergangenes Jahr eingeführte strategische Gasreserve wird bis 2026 aufrechterhalten.
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Die Maßnahmen folgen Empfehlungen der Energieexperten Gerhard Roiss und Walter Boltz, für den Beschluss im Nationalrat brauche die Regierung allerdings eine Zweidrittelmehrheit.
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