Ist die Gas-Versorgungskrise mit dem OMV-Deal gelöst?
"Einen wirklich wichtigen Schritt“ sieht Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) für die Versorgungssicherheit mit Erdgas. Die OMV hat ab Oktober zusätzliche Pipeline-Kapazitäten gebucht. Der KURIER berichtete dazu in seiner Freitag-Printausgabe.
Dadurch sollen bis Ende September 2023 bis zu 40 Terawattstunden (TWh) zusätzliches nicht-russisches Gas nach Österreich fließen können. Der Bund unterstützt das nach Regeln des Gasdiversifizierungsgesetzes. Doch was bedeutet das für die Konsumenten? Der KURIER hat die wichtigsten Fragen und Antworten.
Um wie viel Gas geht es?
Die österreichischen Gasspeicher fassen mit 95,5 TWh etwa einen Jahresbedarf. Derzeit sind sie mit 46 Terawattstunden knapp zur Hälfte gefüllt. Weitere 40 TWh würden also einen großen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten.
Ist damit das Problem gelöst?
Daumen mal Pi könnte man das meinen. Denn 46 TWh plus 40 weitere klingt nach fast vollen Speichern. „Entwarnung geben“ will aber zumindest im Gespräch mit dem KURIER niemand. "Wir sind weiter in einer angespannten Situation" sagte am Freitag die zuständige Ministerin Leonore Gewessler (Grüne).
Wo kommt das Gas her?
Die OMV ist an fünf norwegischen Förderprojekten beteiligt und produziert dort jährlich etwa 30 TWh Gas. Außerdem hält der Konzern eine Beteiligung am Flüssiggas-Terminal Rotterdam. Von dort und aus Italien kann bei Bedarf Erdgas importiert werden – das die OMV aber gegebenenfalls noch kaufen muss.
Wenn die OMV Gas in Norwegen hat - warum kommt das nicht schon?
Die OMV arbeitet als Aktiengesellschaft nach marktwirtschaftlichen Kriterien. Da es Geld kostet, Gas zu transportieren, wird es für gewöhnlich mit kurzen Transportwegen verkauft. Das OMV-Gas aus Norwegen ist bisher also nicht auf Lager gelegen, sondern wurde ins Netz eingespeist und an europäische Großabnehmer verkauft. Da das Gaswirtschaftsjahr im Oktober beginnt, konnte die OMV die Pipeline-Kapazitäten auch nicht früher zukaufen.
Wird Gas für die Verbraucher dadurch billiger?
Das ist nicht abzusehen. Der Großhandelspreis von Gas entsteht auf internationalen Märkten. Für die Versorger bedeutet das, dass sie nach wie vor teuer einkaufen müssen und die Kosten an die Endkunden weitergeben.
Wieviel kostet das die öffentliche Hand - und damit die Steuerzahler?
Im Gasdiversifizierungsgesetz sind 100 Millionen Euro vorgesehen, um Unternehmen, die nicht-russisches Gas zum Verbrauch in Österreich importieren, die Mehrkosten für den Transport zu kompensieren. Maximal gibt es vom Staat 2,1 Euro pro Megawattstunde – bei 40 TWh könnten es also bis zu 84 Millionen Euro werden. Welche Mehrkosten die OMV geltend macht, steht aber in den Sternen. Schon alleine, weil nicht gesagt ist, welche Kapazitäten genutzt werden. Steht in Österreich genug Gas zur Verfügung, kann die OMV die Transportkapazitäten auch wieder verkaufen.
Müssen wir trotzdem noch sparen?
Ja. Die zusätzlichen Kapazitäten sind für den Notfall. Auch gilt es zu bedenken: Russland ist nicht nur für Österreich, sondern für ganz Europa der wichtigste Energielieferant und das verfügbare Gas ist nicht mehr geworden – es fließt nur nach Österreich statt, zum Beispiel, nach Deutschland. Und wenn in der deutschen Industrie das Gas ausgeht, hat das wirtschaftliche Folgen für ganz Europa.
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