Gasreserve um vier Milliarden nur noch 800 Millionen wert
Anlässlich des ersten Jahrestages der russischen Invasion in der Ukraine sind Österreichs Gasimporte aus Russland neuerlich Thema.
Die Bedrohung für Österreich und ganz Westeuropa lautete im Vorjahr, der Herrscher im Kreml könne uns jederzeit den Gashahn zudrehen.
Um die Versorgungssicherheit für den Winter – für Haushalte wie für die Industrie – zu gewährleisten, kaufte die Republik im Vorjahr um rund 3,8 Milliarden Euro Erdgas ein und füllte so eine „strategische Gasreserve“ mit dem energetischen Gegenwert von 20 Terrawattstunden auf.
Große Preisdifferenz
Bitter für die Reserve ist, dass sie nach aktuellen Preisen berechnet nur noch rund 800 Millionen Euro wert ist. Das Glück für die Republik ist, dass niemand daran denkt, das Gas zu den aktuellen Preisen wieder zu verkaufen. Das Verlustgeschäft bleibt daher zunächst ein theoretisches.
Freilich gehen Experten nicht davon aus, dass Gas in absehbarer Zeit wieder so teuer wird, wie es zu Spitzenzeiten mit mehr als 350 Euro je Megawattstunde im Vorjahr war. Derzeit kostet die MWh rund 50 Euro. Zwischen 10 und 30 Euro waren es davor im langjährigen Durchschnitt.
Wegen des Preisverfalls dürfte man auch bei der OMV froh sein, das Thema „Versorgungssicherheit“ nicht von der Republik geerbt zu haben. Im Vorjahr gab es seitens der Bundesregierung Bestrebungen, dem Konzern mit seinen langfristigen Beziehungen zu Gazprom das Auffüllen der heimischen Gasreserve umzuhängen und das finanzielle Risiko somit zu privatisieren.
Kein Heizkörper kalt
Im Finanzministerium beruft man sich auf KURIER-Nachfrage auf besagte Versorgungssicherheit. In einem Statement heißt es: „Fokus der Republik war es, die Unabhängigkeit von russischem Gas möglichst schnell zu reduzieren und einen Sicherheitspolster im Falle einer Totalunterbrechung der Gasversorgung aus Russland anzulegen. Dank der Politik der Bundesregierung und der Maßnahmen der heimischen Unternehmen sind die damaligen Prophezeiungen nicht eingetreten – kein Heizkörper blieb kalt, keine Produktion stand still.“
Was kommt 2025?
Die strategische Gasreserve sei außerdem bis 2025 angelegt. Erst danach stelle sich die Frage, ob das Gas verwendet, weiter eingelagert bleibe oder kapitalisiert werde.
Richtig ist auch, dass der Gaseinkauf im Vorjahr auch deshalb so teuer war, weil ganz Europa gleichzeitig auf Einkaufstour ging, was die Preise in lichte Höhen trieb. Zusätzlich hatte sich die Konjunktur nach Corona kräftig erholt, was die Nachfrage erhöhte. Und der gleichzeitige Kohleausstieg einer Reihe von Ländern erhöhte die Gasnachfrage zusätzlich.
WIFO-Chef Gabriel Felbermayr ruft daher zu Recht zum raschen Ausbau der Erneuerbaren auf. „Sie sind am Ende der Ersatz für die teueren fossilen Energieträger. Je eher wir das schaffen, desto schneller können wir uns aus der Mühle befreien, in die wir da hinein geraten sind.“
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