Österreicher werden fallende Gaspreise erst in "einigen Monaten" spüren

Gaspreis-Schock würde Realeinkommen drücken
Der E-Control-Chef rechnet damit, dass die Energieunternehmen auf Grund der gefallenen Großhandelspreise ihre Angebote neu kalkulieren.

Die zuletzt deutlich gesunkenen Großhandelspreise für Gas werden erst in einigen Monaten bei den Endkundinnen und -kunden ankommen. Das sagte E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch am Dienstag im Ö1-Morgenjournal. Was die Kunden jetzt für ihr Gas zahlen, "das sind Preise, die sich auf Grund einer Beschaffung durch die Energieunternehmen ergeben, die in den vergangenen Monaten stattgefunden hat", sagte Urbantschitsch. Eine baldige Erleichterung könnte es aber für Neukunden geben.

Der E-Control-Chef rechnet damit, dass die Energieunternehmen auf Grund der gefallenen Großhandelspreise ihre Angebote neu kalkulieren. "Ich denke, dass in den nächsten Wochen doch einige Unternehmen mit neuen Angeboten kommen, die günstiger sind, als die augenblicklichen Neukundenangebote", sagt Urbantschitsch.

Mildes Winterwetter dämpfen Gasverbrauch

Seit Anfang Dezember ist der Gaspreis im europäischen Großhandel deutlich gesunken. Der wesentliche Grund für den Preisrückgang sind die nach wie vor vergleichsweise milden Wintertemperaturen, die den Verbrauch dämpfen.

Das milde Winterwetter drückt den Gaspreis weiter, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters heute. Der europäische Future fällt dank einer geringeren Nachfrage als Brennstoff für Heizungen um 1,3 Prozent. Mit 75 Euro je Megawattstunde kostet er weniger als unmittelbar vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges Ende Februar 2022.

Gaspreis-Rekordhoch im vergangenen Sommer

Am Montag startete der Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas sogar mit 70,30 Euro je Megawattstunde in den Handel. So günstig war europäisches Erdgas zuletzt im Februar 2022, vor Beginn des Kriegs in der Ukraine.

Im frühen Handel ist der Gaspreis dann wieder etwas gestiegen und die Megawattstunden wurde in der Früh bei 73 Euro gehandelt. Seit Anfang Dezember hat sich der Preis für den Terminkontrakt TTF in etwa halbiert. Das Rekordhoch war im vergangenen Sommer bei 345 Euro je Megawattstunde erreicht worden. Damals hatte ein Lieferstopp von Erdgas aus Russland einen rasanten Höhenflug beim Preis ausgelöst.

Der wesentliche Grund für den fallenden Gaspreis bleiben die nach wie vor vergleichsweise milden Wintertemperaturen, die den Verbrauch dämpfen. So gab es zum Jahreswechsel in Deutschland regional Temperaturen von über 20 Grad. Der Deutsche Wetterdienst hat den wärmsten Silvestertag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen verzeichnet. Außerdem wurde zuletzt deutlich mehr Energie aus Windkraft gewonnen, was den Verbrauch von Gas zur Stromerzeugung verringert.

Gasspeicherstände gestiegen

Dank des zuletzt sehr milden Winters wird in Deutschland weiter Erdgas eingespeichert. Laut jüngsten Daten des europäischen Speicherverbands GIE betrug der Füllstand in allen deutschen Speichern am 31. Dezember 90,12 Prozent. Die Gasreserven sind damit den elften Tag in Folge gestiegen, nachdem sie zuvor über mehrere Wochen gesunken waren.

Auch in Österreich steigt der Gasspeicherstand infolge der ungewöhnlich warmen Temperaturen. Seit elf Tagen werde weniger Gas verbraucht als geliefert wird, weshalb die Speicherstände steigen. Der aktuell niedrige Gasverbrauch sei auch auf die gute Stromproduktion aus Wind- und Sonnenenergie zurückzuführen, wie Österreichs Klima- und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Montag erklärte. Der Gasspeicherstand stieg von 21. bis 31. Dezember von 85 auf 87 Prozent.

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