Warum Gas-Pipelines zu Wasserstoff-Pipelines umgetauft werden

Durch den Gasknotenpunkt Baumgarten im östlichen Niederösterreich strömen jährlich um die 40 Milliarden Kubikmeter Gas, vor allem aus Russland.
Die Verbund-Tochter Gas Connect Austria (GCA) hat für den Ausbau von drei Pipelines in Österreich um EU-Fördergelder angesucht, darunter für den Ausbau der West-Austria-Gasleitung (WAG) von der slowakischen zur bayrischen Grenze. Bis 2030 oder 2035 sollen sie Wasserstoff transportieren können.
Zwar ist davon auszugehen, dass diese Pipelines auf absehbare Zeit für Erdgas verwendet werden, wie auch bei anderen Ausbauprojekten argumentieren Befürworter jedoch mit einer späteren Nutzung für Wasserstoff.
Das gilt etwa für die geplante Verbindung von Barcelona nach Marseille auf dem Meeresgrund oder das Megaprojekt "East Med". Dieses soll Italien und Griechenland mit Zypern, Israel und Ägypten verbinden. Das Projekt wird bereits diskutiert, seit Israel vor etwa 20 Jahren mit der Gasförderung im Mittelmeer begonnen hat. Lange hatten die Zweifel über Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit überwogen, jetzt werden dem Projekt wieder Chancen auf Umsetzung eingeräumt.
Dass Erdgaspipelines auf einmal als Wasserstoffpipelines beschrieben werden, hat einen einfachen Grund: Seit 2022 gibt es für rein fossile Infrastruktur keine IPCEI-Förderung mehr. Der Energieträger, der Erdgas insbesondere in der Industrie in Zukunft ersetzen könnte, wird voraussichtlich nicht ausreichend in Europa produziert werden können. In anderen Regionen, etwa in Afrika, soll Wasserstoff zu günstigen Bedingungen aus Ökostrom hergestellt und nach Europa exportiert werden.

Dr. Carola Millgramm, Leiterin der Abteilung Gas bei der Regulierungsbehörde E-Control
Allerdings ist umstritten, ob das europäische Gasnetz dafür geeignet ist. Carola Millgramm, Gasexpertin bei der Regulierungsbehörde E-Control, sieht bei den Stahlröhren der Pipelines kein Problem. Weitere Komponenten wie Verdichterstationen müssten aber angepasst oder neu gebaut werden, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Das würde zusätzliche Kosten verursachen, sei aber grundsätzlich machbar, so Millgramm zum KURIER. Die Energiewende würde durch Investitionen in Gaspipelines insofern nicht unbedingt verzögert.
Verteilnetze und Speicher
Das gilt zumindest für den Transit-Bereich, die lokalen Verteilnetze sind laut Millgramm nicht Wasserstoff-tauglich. Unklar ist auch, inwiefern Erdgas-Speicher verwendet werden können.
Dabei handelt es sich in Österreich nämlich im Regelfall um ausgeförderte Gasfelder. Dass die Gesteinsschichten der Böden Methangas zuverlässig speichern, bedeutet nicht unbedingt, dass der deutlich flüchtigere Wasserstoff nicht entweicht. Das muss laut Millgramm noch geprüft werden.
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