Russische Ölexporte auf dem Seeweg um die Hälfte eingebrochen

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Laut Daten des Finanzdienstes Bloomberg und des Thinktanks Bruegel zeigen die Sanktionen von G7- und EU-Staaten deutlich Wirkung.

Die russischen Ölexporte sind seit Einführung eines neuen Sanktionspakets von EU und G7-Staaten kollabiert. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg ist die auf dem Seeweg in Tankern transportierte Menge um 54 Prozent auf 1,6 Millionen Fass (je 159 Liter) pro Tag zurückgegangen.

Diese Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn der Beobachtungszeitraum ist recht kurz: Die EU-Sanktionen sind erst am 5. Dezember in Kraft getreten. Dazu kommt, dass zuletzt Wartungsarbeiten im Ostseehafen Primorsk durchgeführt wurden. Allerdings war auch die Verladeaktivität in anderen Häfen rückläufig.

Es zeichnet sich ab, dass Russland Probleme hat, ausreichend Schiffe zu finden, die das Öl transportieren. Das liegt vor allem daran, dass EU und G7 einen weltweiten Höchstpreis von 60 US-Dollar pro Fass durchsetzen wollen. Reeder und Dienstleister wie etwa Versicherungen dürfen ihre Dienste russischen Kunden nur anbieten, wenn das Öl unter diesem Deckel verkauft wurde. Bei einem Verstoß drohen Strafen wie Zeitsperren. Mehrere große Ölkonzerne verweigern deswegen die Zusammenarbeit mit Schiffen, die russisches Öl transportieren.

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Russland hat in den letzten Monaten vorsorglich eine "Schattenflotte" von Öltankern aufgebaut, um die Sanktionen zu umgehen. Wie gut das funktioniert, ist naturgemäß nicht erfasst.

Längere Wege zu neuen Abnehmern

Die EU-Staaten importieren weiterhin russisches Öl durch Pipelines, diese Ausnahme hatten sich die stark von russischen Importen abhängigen Staaten Ungarn, Tschechien und Slowakei ausverhandelt. Die großen nordwesteuropäischen Länder, vormals mit etwa 1,5 Millionen Fass pro Tag wichtigster Kunde, haben ihre Importe auf dem Seeweg aber beendet. Russland hat die Exportströme nach Möglichkeit umgeleitet, etwa nach Indien und China. Allerdings ist das nicht so leicht: Denn die Wege nach Westeuropa sind deutlich kürzer. Will Russland dieselbe Menge nach Asien verschiffen, braucht es dazu ungleich mehr Tanker - und das Angebot wird knapper.

Russland ist nach den USA und Saudi Arabien der drittgrößte Ölproduzent der Welt. Bei Erdgas ist das Land der zweitgrößte Produzent nach den USA und der größte Exporteur der Welt. Im Jahr 2021 haben die Öl- und Gasexporte laut der Internationalen Energieagentur 45 Prozent der russischen Staatseinnahmen beigetragen. Der größte Abnehmer waren die EU-Staaten. Während diese nach neuen Lieferanten suchen, sucht Russland neue Abnehmer.

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