Endlich verständlich: So funktioniert die Öl-Versorgung
Grundsätzlich besteht die Versorgung mit Treibstoffen aus Erdöl aus zwei Bereichen: "Upstream" bezeichnet die Exploration und Förderung von Rohöl aus der Erde. "Downstream" bezeichnet die Verarbeitung von Rohöl zu Treibstoffen wie Diesel, Benzin oder Kerosin in Raffinerien. Gehandelt wird Öl weltweit in Dollar. Sinkt der Euro im Wert, wird Sprit in Europa also teurer.
Die zentralen Player in der Ölversorgung sind die großen Ölkonzerne, in Europa also zum Beispiel Shell, Total und BP, in den USA ExxonMobil und Chevron, in Österreich die OMV. Der mit Abstand größte Ölkonzern der Welt ist übrigens in staatlicher Hand: Saudi Aramco.
Sie sind zwar alle sowohl im "Upstream"-, als auch im "Downstream"-Bereich tätig, aber nicht auf eigene Ölförderungen beschränkt. Denn sie können Rohöl zukaufen, um daraus Treibstoffe herzustellen. Sie handeln aber auch untereinander mit fertig raffinierten Treibstoffen.
Der Preis für verarbeitete Produkte (Sprit) hängt zwar mit dem Rohölpreis zusammen, entsteht aber auf eigenen Märkten, in Europa ist die Börse in der Region Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam dafür ausschlaggebend. Obwohl die großen Mengen nicht über den Spotmarkt gehandelt werden, sondern über längerfristige Lieferverträge.
Raffinerie-Margen
Die OMV hat derzeit das Problem, dass sie ihre Raffinerie in Schwechat durch den Unfall im Juni nur mit 20 Prozent ihrer Kapazitäten betreiben kann. Sie kann also nur wenig Öl verarbeiten – weswegen, wie ein Sprecher dem KURIER erklärt – Liefereinschränkungen von Rohöl derzeit nicht durchschlagen. Um ihre Lieferverpflichtungen trotzdem zu erfüllen, muss die OMV also Sprit von anderen Raffineuren zukaufen.
Das ist aber teuer, denn auch die anderen Konzerne zahlen derzeit einen hohen Ölpreis und streichen natürlich die Raffinerie-Marge ein. Diese liegt bei Diesel normalerweise bei etwa 10 Dollar pro Fass (je 159 Liter), so der Energieexperte Johannes Benigni zum KURIER.
Derzeit ist der Markt in Europa aber wegen der fehlenden Diesel-Importe aus Russland dermaßen angespannt, dass sie zwischen 50 und 80 Dollar liegt. "Jeder läuft und versucht, Diesel zu kaufen", beschreibt der Experte die Situation.
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