Putins "Gas-Waffe" wird langsam stumpf

Die Empfangsstation der Pipeline Nord Stream 2 in Lubmin, Deutschland ist nie in Betrieb gegangen
In Europa könnte mit dem langfristigen Ausfall der Nord-Stream-Pipelines das viel zitierte Ende mit Schrecken erreicht sein.

Es war ein offenes Geheimnis: Immer, wenn heuer die Gaspreise in Europa gesunken sind, ist etwas passiert. Etwa Unsicherheiten über die Abwicklung der Zahlungen oder immer wieder technische Probleme bei wichtigen Pipelines.

Und über weite Strecken des Jahres hat das für Russland gut funktioniert. Der für den europäischen Gas-Großhandel richtungsweisende Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in Amsterdam schlug immer wieder aus. Im August erreichte er einen historischen Höchststand von fast 350 Euro pro Megawattstunde. Zum Vergleich: Im langjährigen Schnitt kostete Gas in Europa im Sommer etwa 20 Euro. Der russische Staatskonzern Gazprom lieferte so nur einen Bruchteil der Energie an seine jahrelang wichtigsten Kunden und verdiente trotzdem mehr als gut: Im ersten Halbjahr 2022 stand ein Reingewinn von 41,6 Milliarden Euro – und damit mehr als im gesamten vergangenen Geschäftsjahr.

Europäische Politiker haben monatelang kritisiert, dass Wladimir Putin die Energielieferungen als Waffe einsetzt. Das ist auch wenig verwunderlich, bedenkt man, dass zeitgleich offen von einem "Wirtschaftskrieg" gegen Russland gesprochen wurde. Die Politik griff aber nur sehr zögerlich in die Energiemärkte ein. Neben der wiederkehrenden Lieferunsicherheit trug so auch Spekulation von Energiehändlern zu den Preisausschlägen bei.

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