Ein Beispiel dafür sei etwa die Herstellung von Biosprit aus Algen. Diese wurde zwar etwa von ExxonMobil als Weg zur Dekarbonisierung beworben, intern wurde aber offen ausgesprochen, dass die Technologie vielleicht erst in mehreren Jahrzehnten wirtschaftlich relevant sein würde.
Ausgerechnet der bei ExxonMobil für Umweltpolitik zuständige Manager erinnerte Konzernchef Darren Woods 2019 in einem Memo, auf Referenzen zu den Pariser Klimazielen zu verzichten. Bei Shell will man offiziell zwar bis 2050 klimaneutral sein, intern wurde aber betont, dass das nichts mit dem Geschäftsplan zu tun habe. In einem E-Mail aus dem Jahr 2020 steht, der Konzern habe „keine unmittelbaren Pläne“, Schritte zu einem emissionsfreien Portfolio zu setzen. Zumindest nicht in den nächsten 10 oder 20 Jahren.
Sowohl ExxonMobil als auch Shell erklärten, bei den Dokumenten handle es sich um teils alte und aus dem Zusammenhang gerissene Fragmente, die ein falsches Bild erzeugen würden.
Neue Förderprojekte
Anders sieht das die Abgeordnete Carolyn Maloney (Demokraten). Sie argumentiert, die Dokumente würden zeigen, dass Energiekonzerne mit irreführender Öffentlichkeitsarbeit von ihrer zentralen Rolle in der Klimakrise ablenken, während sie Rekordprofite einfahren.
Dafür spricht, dass die großen Öl- und Gaskonzerne weltweit massiv in den Ausbau der Förderung investieren. Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen dürfte die Menschheit bis zum Ende des Jahrhunderts noch 500 Milliarden Tonnen CO2 produzieren. Laut einer Hochrechnung des britischen Guardian vom Mai diesen Jahres sprengen die weltweit neu geplanten Förderprojekte der Öl- und Gasunternehmen diesen Rahmen bereits im Alleingang.
Der Think Tank Influence Map attestiert eine „systematische Schieflage“ in der Selbstdarstellung von Ölkonzernen. So hat eine Auswertung von mehr als 3.400 öffentlichen Mitteilungen von BP, Shell, ExxonMobil, Chevron und Total aus dem Jahr 2021 ergeben, dass „grüne“ Projekte in 60 Prozent davon erwähnt werden. Dabei entfallen im Durchschnitt dieser fünf Konzerne nur 12 Prozent der Investitionen auf diese Felder.
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