Gazprom stoppt Lieferungen nach Italien, Österreich soll schuld sein

Erdgasdrehscheibe Baumgarten
Der Transit durch Österreich ist derzeit nicht möglich, die OMV erhält dadurch mehr Gas als zuletzt.

Der russische Staatskonzern Gazprom hat am Samstag die Lieferungen nach Italien eingestellt. Nach Darstellung von Italien größtem Gasimporteur Eni ist der Transit durch Österreich derzeit nicht möglich, Österreich selbst erhalte aber nach wie vor russisches Gas.

Ein Sprecher der OMV bestätigte das gegenüber dem KURIER. Zuletzt seien etwa 30 Prozent der vertraglich vereinbarten Menge geliefert worden. Durch den gestoppten Durchfluss nach Italien seien die Mengen derzeit "etwas höher". Gazprom sieht die Schuld nicht bei sich, sondern in regulatorischen Änderungen in Österreich ab dem 1. Oktober. Der zuständige Gasnetzbetreiber habe deswegen den nominierten Durchfluss nicht genehmigt.

Mit 1. Oktober beginnt das neue "Gasjahr" und mit diesem Stichtag gilt in Österreich eine neue Marktordnung. Die aus diesem Anlass nötigen vertraglichen Änderungen seien von der Gazprom nicht unterzeichnet worden, so das Klimaministerium in seiner Aussendung, daher konnte kein Gas durch Österreich fließen. In einer Aussendung weist auch Gazprom auf die regulatorischen Änderungen in Österreich als Ursache der Probleme hin und meint, dass sich "der österreichische Gasnetzbetreiber geweigert hat, die Transportnominierungen zu bestätigen". Die Österreichische Behörde E-Control sagte auf APA-Anfrage, dass die Änderungen schon sehr lange bekannt gewesen seien. Alle Seiten versichern, dass an einer Lösung der Probleme gearbeitet werde.

 Für Italien sind die Auswirkungen im Augenblick nicht gravierend, da jüngst schon mehr Gas von Italien nach Österreich geflossen ist als umgekehrt. Bei Eni geht man davon aus, dass der Lieferstopp zumindest bis Montag andauern werde.

Transitland

Das Gas erreicht Österreich vorrangig über Pipelines, die durch die Ukraine und die Slowakei führen. Am Gasknotenpunkt Baumgarten wird es weiterverteilt, unter anderem nach Süddeutschland und durch die Trans Austria Gasleitung nach Tarvisio in Italien. Die TAG GmbH, die die Pipeline betreibt, war am Samstag für den KURIER nicht erreichbar.

Gazprom stoppt Lieferungen nach Italien, Österreich soll schuld sein

Gazprom-Chef Alexei Miller (links) kennt Wladimir Putin noch aus der gemeinsamen Zeit in der Stadtverwaltung von St. Petersburg

Italien hat 2021 etwa 40 Prozent seines Gases aus Russland importiert, heuer ist  der Anteil auf ein Viertel zurückgegangen. Sollte das Problem bestehen, wäre Italien nicht das erste EU-Land, das kein russisches Gas mehr bekommt. Die Lieferungen nach Deutschland wurden drastisch gekürzt, hauptsächlich mit dem Betriebsstopp der Pipeline Nord Stream 1 Anfang September. Auch Polen und Bulgarien werden nicht mehr beliefert, seit sie sich geweigert haben, über eine Umweg-Konstruktion in Rubel zu bezahlen.

Um weniger abhängig zu sein, haben beide Länder neue Versorgungsstränge erschlossen. Bulgarien hat am Samstag eine neue Pipeline nach Griechenland eröffnet, Polen erst diese Woche eine Verbindung durch die Ostsee nach Norwegen.

Gazprom droht Moldau mit Lieferstopp

Außerdem hat Russland die Gaslieferungen in die zwischen Rumänien und der Ukraine liegende ehemalige Sowjetrepublik Moldau gedrosselt und deren völlige Einstellung angedroht. Der russische Energiekonzern Gazprom machte für die Absenkung am Samstag auf seinem Telegram-Kanal die Ukraine verantwortlich, die sich weigere, "russisches Gas über die Verteilerstation "Sochranowka" zu leiten." Nach Gazprom-Angaben liegt die tägliche Liefermenge nun bei 5,7 Millionen Kubikmeter.

Die einen EU-Beitritt anstrebende Republik Moldau hat 8,06 Millionen Kubikmeter täglich geordert. Neben dem Ausfall eines Leitungsstrangs in der Ukraine, der allerdings schon seit Monaten bekannt ist, beruft sich Gazprom in seiner Begründung für die Lieferdrosselung auf offene Gasschulden Chisinaus. Nach Angaben von Gazprom belaufen sich die Gasschulden der ehemaligen Sowjetrepublik mit Strafen auf insgesamt 709 Millionen US-Dollar (724,25 Mio. Euro). Chisinau bestreitet die Höhe der Summe und besteht auf einer Überprüfung.

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