Wladimir Putins Geisterflotte von Öl-Tankern

Russland liefert täglich etwa zwei Millionen Barrel Öl nach China und Indien.
Russland hat heuer auf inoffiziellem Weg etwa 100 Schiffe beschafft, um damit die westlichen Öl-Sanktionen zu umgehen.

Eine offizielle Reaktion Russlands auf die neuen Sanktionen von EU- und G-7-Staaten steht noch aus, hinter den Kulissen dürfte sich Russland freilich schon seit Monaten vorbereitet haben.

Nach Schätzung des Energie-Beratungsunternehmens Rystad und des Schiffsmaklers Braemar hat Russland in den letzten Monaten etwa 100 ältere Öltanker gekauft. Allerdings nicht offiziell: Die registrierten Käufer seien unbekannte oder neue Akteure, so Braemar laut einem Bericht der Financial Times. Die meisten dieser Schiffe seien 12 bis 15 Jahre alt und gehen also schon dem Ende ihrer Nutzungszeit entgegen. Und einige davon sollen bald nach dem Besitzerwechsel mit einem neuen Namen in Russland gesichtet worden sein.

Das Phänomen der "Schattenflotten" ist nicht neu. Sanktionierte Staaten, wie der Iran und Venezuela, habe es schon lange für ihre Exporte genutzt. Die Schiffe fahren dabei oft unter Flaggen von Staaten mit losen Regulierungen oder wechseln diese mehrfach. Die Ortungssysteme, die vor allem der Sicherheit auf See gelten, werden bei diesen Schiffen normalerweise ausgeschaltet. Die Herkunft einer Öl-Lieferung kann verschleiert werden, indem diese auf hoher See von einem auf ein anderes Schiff umgeladen wird. Auch diese Taktik haben etwa Venezuela und der Iran bereits angewendet. Manche große Tankschiffe steuern deswegen überhaupt keine Häfen an, sondern dienen als stationäre schwimmendes Öl-Zwischenlager. Das kann zum Beispiel dazu führen, dass China angeblich mehr Öl aus Malaysia importiert, als das Land insgesamt produziert.

Sanktionen umschiffen

EU- und G-7-Staaten haben sich unter Führung der USA auf einen Preisdeckel für russisches Öl geeinigt. Seit Montag soll es weltweit maximal um 60 US-Dollar pro Fass (je 159 Leiter) verkauft werden. Der Zugriffspunkt sind dabei Schiffe und für den Transport notwendige Dienstleistungen wie Versicherungen.

Kremlsprecher Dmitri Peskow ist unzufrieden

Russland werde den Preisdeckel auf sein wichtigstes Exportgut nicht akzeptieren, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Denn die EU, insbesondere Griechenland, ist Heimat wichtiger Reedereien für den maritimen Öltransport. Die dafür notwendigen Versicherungsleistungen sind zu etwa 90 Prozent in Hand von westlichen Unternehmen. Zu den Dienstleistungen gehören aber auch Schiffslotsen – etwa die dänischen, die Tanker durch die Passage von der Ost- in die Nordsee leiten. Im Falle einer Havarie sind schwere Umweltschäden zu befürchten.

Russland kann die Sanktionen umgehen, etwa wenn Versicherungen von anderen Akteuren übernommen werden, wenn die realen Kaufpreise verschleiert werden – und mit einer Flotte, die die westlichen Staaten nicht am Schirm haben. Alleine wird diese aber nicht ausreichen, um den wirtschaftlichen Schaden abzuwenden. Nach Einschätzung von Rystad würde Russland etwa 240 solche Tanker brauchen, um seine Exporte aufrecht zu erhalten.

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