Das Phänomen der "Schattenflotten" ist nicht neu. Sanktionierte Staaten, wie der Iran und Venezuela, habe es schon lange für ihre Exporte genutzt. Die Schiffe fahren dabei oft unter Flaggen von Staaten mit losen Regulierungen oder wechseln diese mehrfach. Die Ortungssysteme, die vor allem der Sicherheit auf See gelten, werden bei diesen Schiffen normalerweise ausgeschaltet. Die Herkunft einer Öl-Lieferung kann verschleiert werden, indem diese auf hoher See von einem auf ein anderes Schiff umgeladen wird. Auch diese Taktik haben etwa Venezuela und der Iran bereits angewendet. Manche große Tankschiffe steuern deswegen überhaupt keine Häfen an, sondern dienen als stationäre schwimmendes Öl-Zwischenlager. Das kann zum Beispiel dazu führen, dass China angeblich mehr Öl aus Malaysia importiert, als das Land insgesamt produziert.
Sanktionen umschiffen
EU- und G-7-Staaten haben sich unter Führung der USA auf einen Preisdeckel für russisches Öl geeinigt. Seit Montag soll es weltweit maximal um 60 US-Dollar pro Fass (je 159 Leiter) verkauft werden. Der Zugriffspunkt sind dabei Schiffe und für den Transport notwendige Dienstleistungen wie Versicherungen.
Denn die EU, insbesondere Griechenland, ist Heimat wichtiger Reedereien für den maritimen Öltransport. Die dafür notwendigen Versicherungsleistungen sind zu etwa 90 Prozent in Hand von westlichen Unternehmen. Zu den Dienstleistungen gehören aber auch Schiffslotsen – etwa die dänischen, die Tanker durch die Passage von der Ost- in die Nordsee leiten. Im Falle einer Havarie sind schwere Umweltschäden zu befürchten.
Russland kann die Sanktionen umgehen, etwa wenn Versicherungen von anderen Akteuren übernommen werden, wenn die realen Kaufpreise verschleiert werden – und mit einer Flotte, die die westlichen Staaten nicht am Schirm haben. Alleine wird diese aber nicht ausreichen, um den wirtschaftlichen Schaden abzuwenden. Nach Einschätzung von Rystad würde Russland etwa 240 solche Tanker brauchen, um seine Exporte aufrecht zu erhalten.
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