Stecher wird zum Super-Mario: So tickt der neue ÖSV-Sportdirektor
Als Mario Stecher im Frühjahr 2015 seine erfolgreiche Karriere als Nordischer Kombinierer beendete, hatte er schon eine klare Vorstellung, wo seine Reise beruflich nicht hingehen sollte.
"In einem klassischen Bürojob sehe ich mich eher nicht", sagte der Olympiasieger und Weltmeister damals im KURIER-Interview.
In seiner neuen Funktion wird Mario Stecher zwar auch einen großen Schreibtisch samt Computer benötigen, doch tatsächlich werkt der 46-Jährige auf einer verschneiten Spielwiese, auf der er seine große Leidenschaft für den Spitzensport ausleben darf:
Als neuer, mächtiger Sportdirektor beim ÖSV, der für alle olympischen Sportarten und die Forschungsabteilung verantwortlich ist.
Nach zahlreichen Hearings mit namhaften Kandidaten aus dem In- und Ausland wurde Mario Stecher zum neuen Sportdirektor bestellt.
Der gebürtige Eisenerzer, der in den letzten Jahren beim Skiverband höchst erfolgreich das Amt des Nordischen Direktors bekleidet hatte, wird ab 1. Mai an der Seite von Geschäftsführer Christian Scherer das offizielle Leitungsorgan des ÖSV bilden.
Stecher spricht von einer „großen Ehre“. „Mein Fokus wird in den nächsten Wochen einerseits bei der Erfüllung meiner bisherigen Aufgabe und einer entsprechenden Nachbesetzung meiner aktuellen Position liegen“, er werde die kommenden Wochen „für einen Austausch mit den Kollegen und Kolleginnen im ÖSV nutzen“.
Es war eine Bestellung und Beförderung mit Ansage. Mario Stecher hatte zwar weder verbandsintern noch extern über die Medien für dieses Amt mobil gemacht, doch Werbung in eigener Sache hatte der Olympiasieger und Weltmeister auch gar nicht nötig.
Logische Wahl
Denn dafür reicht ein Blick auf seine Bilanz als Nordischer Direktor beim ÖSV. Seit 2018 bekleidet Mario Stecher diese Funktion als Hauptverantwortlicher für die Skispringer und die Nordischen Kombinierer.
In dieser Zeit waren "Stechers Sparten" ein Garant für Titel, Triumphe und Trophäen.
Nur ein kleiner Auszug: Die ÖSV-Skispringer holten bei den Winterspielen 2022 in Peking Mannschafts-Gold und gewannen im letzten Winter den Nationencup. Sara Marita Kramer und Eva Pinkelnig holten sich den Gesamtweltcup.
Auch in dieser Saison haben die Österreicher rund um Chefcoach Andreas Widhölzl, den Stecher bestellt hatte, die Lufthoheit. Stefan Kraft steht vor dem Gesamtweltcupsieg, dazu kommen überragende und vielversprechende Erfolge in den Nachwuchsklassen.
Ähnlich glänzend ist die Ausbeute bei den Nordischen Kombinierern: Johannes Lamparter wurde Doppelweltmeister und gewann den Gesamtweltcup.
Mit den Rettenegger-Brüdern haben sich junge ÖSV-Kombinierer in der Weltspitze etabliert, bei der Junioren-WM triumphiert mit Paul Walcher ein Österreicher.
Diese Erfolgsbilanz war neben seiner Winnermentalität und den hohen Ansprüchen, die Mario Stecher an sich und seine Sportler/innen setzt, der ausschlaggebende Punkt, dass der frühere Weltklasse-Kombinierer fortan beim ÖSV als Sportdirektor fungiert - und regiert.
Fördern und fordern
Denn Mario Stecher wird dieses Amt - wie anfangs erwähnt - keineswegs als Bürojob sehen. Der Steirer ist ein Mann der Tat, der nichts mehr hasst als den Schlendrian und der für den Erfolg gerne auch unbequeme Wege beschreitet.
Bei der Nordischen WM 2013 in Val di Fiemme legte sich Mario Stecher etwa nach dem Gewinn der Silbermedaille mit seiner Skifirma an.
Alle anderen hätten kein Wort über das Material verloren, aber der Steirer dachte damals schon einen Schritt weiter und ging in die Offensive - dieser couragierte Auftritt sollte ihm später zu seinem Job als Nordischer Direktor des ÖSV verhelfen.
Der damalige ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel stellte sich auf die Seite des aufmüpfigen Mario Stecher und bestellte ihn fünf Jahre später zum Nordischen Direktor. "Weil der Mario seinen Weg geht", erklärte Schröcksnadel im KURIER-Gespräch.
Mario Stecher muss nun sein sportliches Portfolio erweitern. Der Nordische Experte ist fortan auch für den Alpinbereich, die Snowboarder und junge Sportarten wie Big Air und Skicross verantwortlich.
Diese Aufgabenfülle erwischt den 46-Jährigen keineswegs auf dem falschen Fuß: Stecher hat in seiner aktiven Zeit schon über den Loipenrand hinausgeblickt. Dafür hilft ihm auch seine familiäre Bande.
Mario Stecher ist mit Carina Raich verheiratet, die eine Weltklasse-Slalomläuferin war. Sein Schwager ist Benjamin Raich, der als Skifahrer alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt und als künftiger ÖSV-Präsident gehandelt wird.
Die beiden Olympiasieger wohnen Haus an Haus in Leins im Pitztal - so viel geballte Schneesportkompetenz gibt es weltweit wohl kein zweites Mal.
Unbequemer Sportdirektor
Mario Stecher wird durchaus ein unbequemer Sportdirektor sein. Schon als Aktiver hat er an sich die höchsten Ansprüche gestellt, mit Mittelmaß und Ausreden lässt sich der erfolgsbesessene Steirer nicht abspeisen. Bevor er seinen Job als Nordischer Direktor antrat, meinte er über die Entwicklungen im ÖSV.
"Es darf nicht umschwenken in Richtung Sozialverein. Wir dürfen den Mittelbau nicht extrem fördern."
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