Europahymne mit Kurz-Kritik, Abschied von einem Giganten: Das Kulturwochenende

Europahymne mit Kurz-Kritik, Abschied von einem Giganten: Das Kulturwochenende
Trauer um Bruno Ganz, ein Bekenntnis und eine Forderung von Bernard-Henri Lévy, und dazu noch: junge Helden im TV und auf der Popbühne.
Georg Leyrer

Georg Leyrer

"Der Menschenkönner" betitelte KURIER-Autor Michael Huber seinen Nachruf auf einen der ganz großen Schauspieler der vergangenen Jahrzehnte: Bruno Ganz starb am Samstag, und die Theater- und Filmwelt trauert.

Ganz war auch Träger des Iffland-Ringes - einer einzigartigen Auszeichnung für Schauspieler, der Widmung nach für den „jeweils bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters“. Der Träger bestimmt seinen Nachfolger testamentarisch. Wer also den Ring bekommen wird, wird in den kommenden Tagen oder Wochen bekannt. Bruno Ganz' ursprüngliche Wahl war Gert Voss.

Ein anderer Großer seines Gebietes stimmte im KURIER-Interview ein zuletzt - in Zeiten des Brexit und des Anti-EU-Populismus - fast schon ungewöhnliches Lied an. Der Philosoph Bernard-Henri Lévy erläuterte, was an Europa wichtig ist, was das mit Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek zu tun hat, und erinnerte an das Ziviisationsprojekt, das Europa schon vor der EU war. Seine Europahymne zum Nachlesen:

Haben Sie den Titel gelesen? Der sorgte natürlich für Aufregung. Zu recht? Viele Poster hielten Lévy die Situation in Frankreich vor, und natürlich gab es das übliche Spiel von Links gegen Rechts, Journalismuskritik und Anti-EU-Stimmung. Auch, dass ich ihn den wichtigsten und populärsten Intellektuellen Frankreichs nannte, stieß manchem sauer auf.

Lévy ist eine spannende Person, dessen Position weit komplexer ist, als die schnellen Empörungsimpulse abbilden können. Von weit links kommend, hat Lévy zuletzt die Auflösung des klaren politischen Einteilungsschemas mitvollzogen. Er ist, in alter französischer Laizismus-Tradition, Kritiker von Kopftuch und Schleier im öffentlichen Raum, verteidigte Dominique Strauss-Kahn - wahrlich kein Sympathieobjekt der Linken - nach dem Vorwurf der versuchten Vergewaltigung. Und er verteidigt das rechtsregierte Israel und engagierte sich für das französische Eingreifen in Syrien.

Klingt für Sie links?

Andererseits: Der Hinweis darauf, dass Europa eine jahrtausendealte kulturelle Tradition hat, die Demokratie, Aufklärung, Kulturhöchstleistungen mit sich brachte, ist oft auch Spielfeld im rechten Migrationsabwehr-Diskurs. Außer halt, wenn man auf Basis dessen die EU gegen den Populismus verteidigt. Und das Stichwort "Sanktionen" war schon ein Trigger, bevor Trigger in waren.

Es ist alles so schön kompliziert.

Junge Helden auf der Popbühne und bei Netflix

Zum Glück kann man sich aus dem öffentlichen Schreiduell herrlich zurückziehen. Los also, hinter den Computer. Da gibt es immer viel Neues zu streamen:

Eine dieser Serien haben wir genauer beleuchtet - es geht um Superhelden, aber mal anders.

Und kommende Woche ist Oscar-Verleihung. Auch darauf kann man sich zuhause vorbereiten.

Zu Ende ging die Berlinale, da gab es Goldene und Silberne Bären, wir haben Samstagabend berichtet.

Bilderbuch!

Nächste Woche kommt schon wieder ein Album der gefeierten heimischen Band heraus. Wir haben Sänger Maurice Ernst interviewt - über, auch, Politik, seine Eltern und Bier.

Apropos: Lesen!

Der stillste Kulturkonsum in all dem Geschrei aber ist das Lesen. Wir haben Bücher rezensiert:

Und etwas sollte man auch unbedingt gelesen haben: Das Interview von Thomas Trenkler mit Schauspielern Vera Borek über Helmut Qualtinger, Alkohl, Theater und das Leben.

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