Warum staatsnahe Unternehmen hier nicht von der Politik an die Kandare genommen wurden, war vielen Konsumentinnen und Konsumenten nicht verständlich – zumal es teilweise geschah.
Wahlkampf-Thema
So kündigte etwa die Salzburg AG nur wenige Wochen vor der Wahl eine Preissenkung an, ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer hatte sich dafür eingesetzt.
➤ Mehr zum Thema Energiepreise: Intransparente Strompreise: Worauf Konsumenten achten müssen
Verbund-Chef Michael Strugl hingegen erklärte wiederholt, Preise zu senken, wäre aus seiner Perspektive sogar strafbar. Als Chef eines börsennotierten Konzerns würde er sich damit etwaig der Untreue schuldig machen. Wien Energie wiederum erhöhte die Preise, um den Kundinnen und Kunden im Nachhinein Boni und Rabatte zu geben.
➤ Mehr zum Thema Energiepreise: Wien-Energie-Chef: "Wir haben keine so hohen Preise verrechnet"
Tatsächlich erklärt sich der Umgang mit den hohen Energiepreisen zumindest teilweise aus der jeweiligen Eigentümerstruktur. Alle neun Landesversorger und der größte Stromproduzent Verbund, sind Aktiengesellschaften. Alle sind mehrheitlich in öffentlichem Eigentum (siehe Grafik).
Alle verkaufen den Strom aus eigener Produktion zumindest teilweise an ihre eigenen Vertriebsgesellschaften. Letztere haben im Endkundengeschäft zuletzt oftmals Verlust gemacht, weil sie für den Strom Marktpreise zahlen müssen.
Börsenotiert oder nicht
Aber nicht alle großen österreichischen Energieversorger sind, wie der Verbund, börsennotiert. Hält, wie etwa im Falle der TIWAG, das Bundesland alle Aktien, kann sich auch kein Miteigentümer geschädigt fühlen. Ob sich die Chefs dann strafbar machen, wenn sie im Sinne der Eigentümer, vertreten durch die Landespolitik, auf Profite verzichten, ist nur eine theoretische Frage.
Anders verhält es sich etwa bei der niederösterreichischen EVN, deren Aktien zu einem Fünftel in Streubesitz sind. Vor der Landtagswahl gab es in Niederösterreich also keine durch die Landesregierung verordnete Preissenkung, aber mit dem „blau-gelben Strompreisrabatt“ eine Subvention der Verbraucher aus Mitteln des Bundeslands.
➤ Mehr zum Thema Energiepreise: Strompreise sinken durch höhere Gewinnabschöpfung nicht
Während der Einfluss der (Landes-)Politik auf die Preissetzung also relativ klar ist, ist ein Preisdruck durch Wettbewerb nur bedingt ersichtlich. So kostet Strom etwa in Vorarlberg und Kärnten, wo die Landesversorger quasi ein Monopol haben, nicht mehr als in anderen Bundesländern. Die Differenzen erklären sich unter anderem aus den jeweilige Kraftwerksparks, weswegen etwa die Tarife in der Ost-Region, wo die großen Gaskraftwerke stehen, im Zuge der Energiekrise stärker gestiegen sind.
➤ Mehr dazu hier: Warum Strom und Gas regional unterschiedlich viel kosten
Kommentare