Verbund steigert Gewinn im Halbjahr um weitere 60 Prozent

Verbund steigert Gewinn im Halbjahr um weitere 60 Prozent
Auf Kosten der Konsumentinnen und Konsumenten habe man sich aber keine "goldene Nase" verdient, sagt Konzernchef Michael Strugl.

Österreichs größter Stromkonzern Verbund hat seinen Gewinn im ersten Halbjahr weiter gesteigert. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Nettogewinn um knapp 60 Prozent auf 1,287 Milliarden Euro (siehe Grafik). Bereits vor einem Jahr gab der Konzern zum Halbjahr einen Anstieg des Nettogewinns um 152 Prozent bekannt. Ausschlaggebend dafür waren die hohen Großhandelspreise für Strom.

Zwar sind diese seit den Rekordwerten vom zweiten Halbjahr 2022 wieder deutlich gesunken, die großen Energieversorger kaufen aber langfristig ein. Für den Wasserkraft-Konzern Verbund hieß das, dass er 88 Prozent seiner Produktion des laufenden Jahres um 182 Euro pro Megawattstunde (MWh) verkauft hat – und damit deutlich teurer, als im ersten Halbjahr 2022 (112,5 Euro/MWh).

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Österreichs größter Stromkonzern Verbund ist zu 51 Prozent im Besitz der Republik Österreich. Weitere 30 Prozent halten regionale Energieversorger, die wiederum mehrheitlich im Eigentum der Bundesländer stehen. Der Rest ist in Streubesitz. Von der Dividende profitiert deswegen zwar nicht ausschließlich, aber auch der Staat.

Im Endkundengeschäft verzeichnete der Verbund, wie auch andere österreichische Stromversorger, hingegen Verluste. Entgegen der Vorwürfe verdiene man sich hier „nicht eine goldene Nase“, sagte Verbund-Chef Michael Strugl bei der Präsentation der Zahlen. Denn der Bestandskundentarif sei 2022 deutlich unter den Großhandelspreisen gelegen und erst 2023 wieder kostendeckend geworden. Die Prognose für das gesamte Jahr ergebe für den Endkundenbereich ein Minus von 365 Millionen Euro, sagte Strugl.

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Dass die Energieversorger die gesunkenen Großhandelspreis aufgrund der staatlichen Strompreisbremse nur verzögert an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergeben würden, schloss Strugl für sein Unternehmen aus. Den maximal subventionierten Preis von 40 Cent je Kilowattstunde habe man zudem „nie auch nur annähernd“ erreicht.

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Im gesamten Jahr erwartet der Verbund einen Nettogewinn von 2,05 bis 2,3 Milliarden Euro. Die staatlichen Gewinnabschöpfungen kostet den Konzern im Halbjahr 172 Millionen Euro, davon 168 in Österreich. In gesamten Jahr rechnet der Verbund durch die im Frühling verschärfte Maßnahme mit einem Abzug von 300 bis 800 Millionen Euro.

Investitionen

Über die nächsten zehn 10 Jahre will der Konzern etwa 15 Milliarden Euro investieren. Bis 2025 geht der größte Anteil davon mit 1,7 Milliarden in den Netzausbau, denn der Verbund ist Eigentümer des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid (APG).

Michael Strugl

Verbund-Chef Michael Strugl

Weitere 1,2 Milliarden gehen in den Ausbau der Wasserkraft, der drittgrößte Posten sind weitere Erneuerbare wie Wind und Photovoltaik. Bei diesen „neuen erneuerbaren haben wir in Österreich einen sehr, sehr geringen Anteil, weil diese Projekte alle scheitern“, kritisierte Strugl am Donnerstag. Deswegen und im Sinne der Diversifizierung investiert der Konzern auch in anderen europäischen Ländern. Erst diese Woche vermeldete er die Übernahme zusätzlicher Windkraftwerke in Spanien zu einem Kaufpreis von 460 Millionen Euro.

Das Kapital ist der Sauerstoff für die Energiewende“, sagte dazu Finanzchef Peter Kollmann. Die Gewinne seien also notwendig, um den Erneuerbaren-Ausbau voranzutreiben.

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Der Ökostrom-Ausbau soll langfristig zu niedrigeren Strompreisen führen, allerdings verursache die Energiewende insgesamt hohe Kosten, sagte Strugl. „Das wurde vielleicht vergessen dazuzusagen, aber das ist die Realität.“

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