Verbund-Chef: "Kein Körberlgeld für die Energieunternehmen"

Michael Strugl
Aktuelle Preissenkungen gehen laut Michael Strugl nicht auf die Maßnahmen der Regierung zurück.

Verbund-Chef Michael Strugl hat im Ö1 Journal zu Gast eine Preissenkung für Bestandskunden angekündigt: "Wir werden sehr wahrscheinlich noch im Juni unseren Kunden hier ein Angebot machen. Es wird vermutlich unter 20 Cent sein, von jetzt 24 Cent".

Strugl, der auch Präsident der Branchenvertretung Oesterreichs Energie ist, sagte, auch andere Unternehmen würden "jetzt auch beginnen", die Preissenkungen im Großhandel an die Verbraucherinnen und Verbraucher weiterzugeben. Dass dies langsamer geschehe, als bei den Preiserhöhungen, bestritt er mit den Worten "es gibt kein Körberlgeld für die Energieunternehmen".

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Die meisten österreichischen Verbraucher haben langfristige Lieferverträge, die erst im Nachhinein an die veränderten Großhandelspreise angeglichen werden. Dadurch kommen Preisschwankungen erst verspätet und um grobe Ausreißer geglättet bei den Endkunden an. Wie auch bei einigen anderen großen Energie-Versorgern, macht die Verbtriebsgesellschaft des Verbund derzeit Verluste. Die Unternehmensgewinne entstehen aktuell nicht im Geschäft mit den Verbrauchern, sondern im Großhandel.

Mit den Maßnahmen der Regierungen hätten die aktuellen Preissenkungen nichts zu tun, so der Manager. Der Verbund sei eine börsenotierte Aktiengesellschaft und "der Vorstand kann nicht auf Zuruf der Politik Unternehmensentscheidungen treffen". Damit widersprach er der Auslegung von ÖVP-Klubobmann August Wöginger. Dieser befand in einer Aussendung, "immer mehr Konzerne lenken nach der klaren Ansage des Bundeskanzlers bei den Energiepreisen ein und geben die gesunkenen Preise an ihre Kunden weiter."

Inflationstreiber

Dass sich Energie in Folge des russischen Angriffskrieges verteuert hätten und das im vergangenen Jahr die Inflation stark befeuert hätte, sei Faktum, so Strugl. Inzwischen seien die Energiepreise aber nicht mehr der Haupttreiber der Inflation. Wenn man sich in der Politik nun darauf beschränke, bei den Stromversorgern abzuschöpfen, würden die Maßnahmen nicht an die Wurzel des Problems gehen.

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Auch gab der Verbund-Chef zu bedenken, dass der Bau neuer Kraftwerken, Speicher und Leitungen finanziert werden müsse. Die Unternehmen bräuchten also Gewinne, um diese Investitionen stemmen zu können.

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Von der Politik wünschte er sich - mit Verweis auf das mangels Zweidrittel-Mehrheit in abgespeckter Form verabschiedete Energieeffizienzgesetz - einen "breiten Schulterschluss". Die Energiewende sei "kein Sonntagsspaziergang" und werde nur gelingen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, sagte Strugl.

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