Warum Strom und Gas regional unterschiedlich viel kosten
Warum ist Strom beim Regionalversorger in Wien teurer als in Vorarlberg? Solche Fragen stellen sich anlässlich der hohen Energiepreise immer mehr Konsumenten. Der KURIER gibt einen Überblick.
Die Unternehmen sind zwar mehrheitlich in öffentlichem Eigentum, hauptsächlich dem der Bundesländer, sie agieren aber auf einem liberalisierten Markt, seitdem die Monopole 2001 EU-weit aufgebrochen wurden. Die Konsumenten können dadurch zwischen verschiedenen Anbietern wählen und durch einen Preisvergleich Geld sparen.
Um zu jeder Jahreszeit die notwendigen Mengen auszugleichen, sind Energieversorger auch im Großhandel aktiv, sowohl bilateral (over the counter, kurz OTC), als auch an Energiebörsen. Dort verpflichten sie sich zum Beispiel zur Lieferung einer bestimmten Menge Strom im Monat X und sichern sich Gaslieferungen für den Monat Y. So sichern sie den Betrieb ihrer Kraftwerke und die Belieferung ihrer Kunden.
Wo es um neue Verträge geht, erwarte ich in den nächsten Wochen neue Angebote
Die Voraussetzungen sind für die Unternehmen dabei unterschiedlich, denn sie haben verschiedene Kraftwerksparks. Wer zum Beispiel viel Wasserkraft hat, hat im Frühjahr am meisten Strom, muss im Winter aber zukaufen – zum Beispiel von einem Unternehmen wie Wien Energie, das über große Gaskraftwerke verfügt. Im Frühling kann es dann aber gegengleich billiger sein, Strom aus Wasserkraft zuzukaufen, als weiter auf Hochtouren Gas zu verbrennen. Dadurch entstehen bei den Regionalversorgern unterschiedliche Kostenstrukturen.
Aber auch wenn Voraussetzungen ähnlich sind, können die Unternehmen unterschiedlich damit umgehen. Sie können ihre Termingeschäfte zum Beispiel langfristiger oder kurzfristiger anlegen oder mehr über die Börse oder mehr OTC handeln.
Auch besteht die Stromrechnung nicht nur aus dem Energiepreis (siehe Grafik). Bei den Netzkosten gibt es ebenfalls Unterschiede, etwa weil Regionen unterschiedlich dicht besiedelt sind. Anders als beim Energiemarkt haben die Betreiber der Verteilnetze regionale Monopole. Sie sind in ihrer Preissetzung aber nicht frei, denn die Regulierungsbehörde E-Control muss die Kosten, die sie bei ihren Kunden für Ausbau und Instandhaltung geltend machen dürfen, genehmigen.
Kaum sinkende Preise
Preisänderungen im Großhandel wirken sich erst mit Verzögerung und um kurzfristige Verwerfungen geglättet bei den Konsumenten aus. Bei den Angeboten für Neukunden sollte es durch die sinkenden Großhandelspreise schon bald niedrigere Preise geben, sagte dazu Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control. Für den Großteil der (Bestands-)Kunden gilt das allerdings nicht. Denn so wie die meisten Verträge in Österreich ausgestaltet sind, werden sie erst nach Jahresende an die Entwicklung der Großhandelspreise angepasst.
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