Wann sich ein Wechsel des Energielieferanten lohnt
Die Kosten für Haushaltsenergie sind heuer stark angestiegen. Viele Haushalte zahlen ein Vielfaches ihrer bisherigen Rechnungen.
Über Jahre wurden Kundinnen und Kunden aufgefordert, ihre Kosten durch Anbieterwechsel zu senken. Laut der Regulierungsbehörde E-Control haben sie sich dadurch insgesamt 13 Milliarden Euro gespart. Doch taugt das Erfolgsrezept auch in der aktuellen Energiekrise?
Kann man derzeit Strom- oder Gasanbieter wechseln?
Grundsätzlich ja, sofern keine Vertragsbindung besteht. Der Energiemarkt wurde vor mehr als 20 Jahren liberalisiert, Konsumentinnen und Konsumenten können sich also einen neuen Anbieter suchen.
Ist es sinnvoll?
Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden, denn die Antwort hängt davon ab, welchen Tarif man derzeit hat. Dass ein Tarif verteuert wurde, bedeutet nicht automatisch, dass es bessere Angebote am Markt gibt.
Wie finde ich das heraus?
Im Tarifkalkulator der E-Control werden alle Angebote aufgelistet, die für den jeweiligen Wohnort verfügbar sind. Wer wissen will, ob sich ein Wechsel lohnt, muss dafür auf der Website nur seine Postleitzahl und seinen Jahresverbrauch eingeben.
Wer sollte unbedingt einen Lieferantenwechsel prüfen?
Wenn Ihr Lieferant den Tarif deutlich erhöht hat, oder sie eine Änderungskündigung mit neuen Preisen erhalten haben, empfiehlt sich auf jeden Fall ein Blick auf die Website der E-Control. Denn manche Anbieter verlangen hohe Preise, um zumindest einen Teil ihrer Kunden loszuwerden – und so der Lieferverpflichtung zu entgehen, wenn sie nicht kostendeckend arbeiten können.
Warum sind kleine Anbieter jetzt oft teurer?
Energieunternehmen mit großen eigenen Produktionen verkaufen für gewöhnlich einen Gutteil ihrer Produktionen langfristig an die eigenen Vertriebsgesellschaften, um damit ihre Kunden zu versorgen. Die Kosten sind dabei relativ stabil. Wer keine eigenen Kraftwerke hat, muss hingegen teuer einkaufen.
Warum gibt es derzeit kaum Rabatte?
Jahrelang haben viele Anbieter mit Lockangeboten, insbesondere Preisnachlässen im ersten Jahr geworben. Momentan finden sich solche Angebote allerdings kaum. Denn das dahinterliegende Geschäftsmodell, sich mit billigem Strom einzudecken und in Kontingenten Wechselrabatte anzubieten, funktioniert bei den derzeit international hohen Energiepreisen nicht.
Kann ich in "Grundversorgung" wechseln?
Der Anspruch auf Grundversorgung sollte eigentlich jenen helfen, die keinen regulären Lieferertrag bekommen, etwa weil sie Zahlungsverzug waren. Verrechnet werden darf dabei nur der Tarif, der für den Großteil der Kunden des jeweiligen Unternehmens gilt. In Anbetracht der derzeit niedrigeren Bestandstarife ist das ein Vorteil. Rechtliche Voraussetzungen wie etwa den Nachweis eines niedrigen Einkommens, gibt es bei der Grundversorgung bisher nicht. Für den Antrag muss ein Musterbrief an den jeweiligen Versorger geschickt werden, etwaig auch eine Kaution oder Akontozahlung hinterlegt werden.
Warum haben Bestandskunden oft billigere Tarife als Neukunden?
Das erklärt sich großteils daraus, dass bestehende Lieferverträge meist nicht willkürlich erhöht werden können. Die Preise sind an Indizes gebunden und werden im Nachhinein an deren Entwicklung angeglichen. Bei Neukunden hingegen kalkulieren die Unternehmen mit den Kosten, die sie erwarten – unabhängig von Preisen in der Vergangenheit. Die Unternehmen argumentieren zudem, dass sie für neue Kunden zusätzliche Mengen anschaffen müssen, die sie in ihrer langfristigen Planung nicht berücksichtigen konnten.
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