Energiepreise weiter gefallen, Russland soll wieder Euro akzeptieren
Die Energiepreise sind weiter gefallen, insbesondere der Gaspreis ist zuletzt regelrecht kollabiert. Der für die Preisbildung in Europa richtungsweisende Lieferkontrakt (eine Megawattstunde Gas zur Lieferung im Folgemonat, Anm.) an dem niederländischen Handelsplatz TTF notierte zuletzt bei knapp 66 Euro. Das ist weniger als die Hälfte des Wertes von Anfang Dezember. Gründe dafür sind etwa die weltweit eingetrübten Konjunkturaussichten, das warme Wetter und die hohen Speicherstände in Europa.
Der historische Höchstwert von knapp 350 Euro wurde im vergangenen Sommer erreicht, seitdem sind die Preise schrittweise wieder gefallen. Ende Dezember erreichten sie erstmals wieder das Niveau von vor Beginn des Ukraine-Kriegs. Dieses war allerdings bereits vergleichsweise hoch, denn auf den internationalen Energiemärkten sind die Preise bereits Mitte 2021 stark angestiegen. Auch die niedrigsten Großhandelspreise seit etwa einem Jahr sind noch deutlich höher als das Niveau von 20 bis 30 Euro, das man in Europa lange Zeit gewohnt war.
Wolfgang Urbantschitsch, Chef der Regulierungsbehörde E-Control erklärte gegenüber dem ORF, dass es bei Neukunden-Tarifen "in den nächsten Wochen neue Angebote" mit niedrigeren Preisen geben sollte. Warum die gesunkenen Großhandelspreise für den Großteil der (Bestands-)Kunden keine Entlastung bedeutet, lesen Sie hier.
Euro statt Rubel
Unbestätigten Medienberichten zufolge erwägt Russland, die Zahlung von Gas in Euro wieder zu erlauben. Vergangenen Frühling hatte der Kreml in Anbetracht der EU-Sanktionen bestimmt, dass westliche Kunden für ihre Lieferungen in Rubel zahlen sollen. Einige EU-Staaten stellten daraufhin, die Importe ein. Unternehmen wie die österreichische OMV und die italienische Eni fanden aber einen Mechanismus zur Umgehung: Das Geld wurde in Euro an die Gazprom-Bank überweisen und dort für die Bezahlung in Rubel konvertiert. Was wie ein Treppenwitz wirkt hatte den Sinn, die Nachfrage nach der russischen Währung anzuheben und damit ihren Kurs zu stärken.
Im vergangenen Jahr sind die russischen Gasexporte außerhalb der GUS-Staaten um 45,5 Prozent eingebrochen. Das liegt aber nicht nur an fehlenden Käufern, sondern auch daran, dass Russland die Lieferungen immer wieder eingeschränkt hat, um die EU-Staaten unter Druck zu setzen. Dass die Möglichkeit in Euro zu bezahlen die Importgelüste der Europäer deutlich anhebt, ist nicht gesagt.
Ölpreis unter 80 US-Dollar
Der Ölpreis ist unter 80 US-Dollar pro Fass. Die Notierungen sind zu Beginn des neuen Jahres stark gefallen. Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent sank in den vergangenen beiden Handelstagen um etwa sechs Dollar. Unerwartet schwache Konjunkturdaten aus China und die starke Corona-Welle in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hatten Nachfragesorgen am Ölmarkt geschürt.
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