Auftritt von Kickl und Anti-Impf-Arzt im Faktencheck

CORONA: FPÖ-PK "FREIHEIT ALS GRUNDLAGE FÜR DEMOKRATIE UND GESUNDHEIT" / KICKL / SÖNNICHSEN
FPÖ-Chef Kickl holte sich den gekündigten Uni-Professor Andreas Sönnichsen an seine Seite. Der KURIER hat die Aussagen des Mediziners in einen Kontext gesetzt.

Eine Laterne steht am Dienstag bei einer Pressekonferenz am Pult vor FPÖ-Chef Herbert Kickl. Damit nimmt Kickl Bezug auf das Lichtermeer, bei dem Zehntausende am Sonntag auf der Wiener Ringstraße der Covid-Toten gedacht haben.

Kickl entzündet sein Kerzerl aber auch für andere "Opfer" der Pandemie, nämlich für die Grund- und Freiheitsrechte, Rechtsstaatlichkeit und die Freiheit der Meinung und Wissenschaft, wie er erklärt. 

Ein "Opfer" der "Impfquisition" (eine Wortschöpfung aus "Impfen" und "Inquisition" - der Verfolgung von Menschen im Spätmittelalter, die von der Kirchenmeinung abgewichen sind) sitzt bei der Pressekonferenz auch neben Kickl: Andreas Sönnichsen.

Der Medizin-Professor wurde von der MedUni Wien gekündigt. Auch andere Ärzte, die vom "Dogma der Unfehlbarkeit" abweichen, würden von der Ärztekammer mit Jobverlust "erpresst", kritisiert Kickl. 

Eine Stunde lang erklärt Sönnichsen an der Seite des FPÖ-Chefs dann seine "abweichende Meinung" zum Thema Corona und Pandemiebekämpfung.

Kurz gesagt: Die Regierung habe aus seiner Sicht alles falsch gemacht: Die Lockdowns hätten nicht gewirkt, Testungen von Symptomlosen seien sinnlos, die Impfung berge mehr Risiko als Nutzen. Corona werde "maßlos überschätzt" und sei ohnehin nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung gefährlich, behauptet der Mediziner. 

Der KURIER berichtet von der Pressekonferenz, setzt die Äußerungen aber in einen Kontext: 

1. Wer ist Andreas Sönnichsen?

Sönnichsen ist bzw. war Leiter der Abteilung für Allgemeinmedizin an der MedUni Wien. Vergangene Woche wurde er freigestellt und ist ab 1. März 2022 gekündigt. Kündigungsgrund seien laut MedUni Wien Verstöße gegen die Corona-Auflagen der MedUni Wien, das Ignorieren von Weisungen sowie auch Aufforderungen an Studierende, Verordnungen der MedUni Wien zu negieren.

Sönnichsen war einer der Proponenten einer Gruppe impfkritischer Ärzte und äußerte sich mehrfach sowohl gegen die Corona-Maßnahmen als auch gegen die Impfungen. Er ist der erste Unterzeichner eines Offenen Briefes von 199 Ärztinnen und Ärzten (von österreichweit insgesamt knapp 48.000) an den Präsidenten der Ärztekammer, Thomas Szekeres. Darin wird der Nutzen der Covid-19-Impfungen für einen Großteil der Bevölkerung in Frage gestellt. 

2. "Erpresst" die Ärztekammer impfkritische Ärzte?

Sönnichsen behauptet, die Ärztekammer drohe impfkritische Ärzte mit Disziplinarverfahren. Er betont, dass Mediziner nicht nur auf Basis von Studien handeln, sondern immer den individuellen Patienten im Blick haben müssen - Maßnahmen können auch bei ähnlich gelagerten Fällen unterschiedlich sein. Die Behandlungsfreiheit sieht Sönnichsen nun durch die Ärztekammer bedroht. 

Ärztekammer-Präsident Szekeres entgegnete den impfkritischen Ärzten bzw. Unterzeichnern des offenen Briefs folgendes: "Der Nutzen der Impfung ist wissenschaftlich erwiesen und evident. Die ärztliche Behandlungsfreiheit endet dort, wo wissenschaftliche Fakten verlassen werden und so Patienten zu Schaden kommen."

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