Russen drängen von drei Seiten nach Awdijiwka
Die ostukrainische Industriestadt Awdijiwka im Gebiet Donezk ist weiter von einer kompletten Einschließung durch russische Truppen bedroht. Aktuell ist die stark zerstörte Stadt bereits von drei Seiten von russischen Truppen umgeben.
Knapp ein Dutzend russische Angriffe seien von der ukrainischen Armee im Bereich der Stadt abgewehrt worden, teilte der Generalstab in Kiew am Freitag mit.
Erfolglose Angriffe der Russen mit Luftunterstützung habe es beim Dorf Stepowe nordwestlich der Stadt und den Orten Tonenke, Sjewerne und Perwomajske westlich Awdijiwkas gegeben.
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Weiters in diesem Artikel:
- Größter Drohnenangriff auf die Ukraine seit Wochen
- "Sehr kraftvoll": Neue US-Sanktionen gegen Russland
- Sanktionen als "Frontalangriff" auf Russland
- Selenskij gibt sich weiter siegessicher
- Ukraine spürt kein Nachlassen internationaler Hilfe
- Russische Angriffe auf Charkiw
Der offiziellen Darstellung widersprach allerdings der gut beim Militär vernetzte Journalist Jurij Butussow auf der Plattform Telegram.
Ihm zufolge sind russische Einheiten über einen Eisenbahndamm in Richtung Stepowe erfolgreich vorgestoßen und setzen sich dort fest. Damit sei die naheliegende stadtprägende Koksfabrik akut bedroht.
Im Falle einer Eroberung der Kokerei rücke eine Eroberung Awdijiwkas in den Bereich des Möglichen. Gleichzeitig seien russische Truppen auch südwestlich der Stadt vorangekommen.
Insbesondere kritisierte Butussow den angeblich fehlenden Ausbau von Verteidigungsstellungen im rückwärtigen Raum. Anstatt Fotoaufnahmen in Awdijiwka zu machen, hätte Präsident Wolodymyr Selenskij sich eher den Stand des Ausbaus von Verteidigungsanlagen ansehen sollen, schrieb er. Selenskyj hatte die Frontstadt Mitte April 2023 besucht.
Die Ukraine wehrt seit über 20 Monaten eine russische Invasion ab. Nahe Awdijiwka verlief bereits seit 2014 die Frontlinie zu den von Moskau unterstützten Separatisten. Die russisch kontrollierte Gebietshauptstadt Donezk liegt nur wenige Kilometer südlich von Awdijiwka entfernt.
Größter Drohnenangriff auf die Ukraine seit Wochen
Beim größten russischen Drohnenangriff seit Wochen wurde nach ukrainischen Angaben am Freitag kritische Infrastruktur in der Ukraine getroffen.
Der Drohnenangriff habe sich gegen Charkiw im Nordosten, Odessa und Cherson im Süden und die Region Lwiw an der ukrainischen Grenze zu Polen im Westen gerichtet. Auch eine X-59-Rakete sei abgeschossen worden.
"Wir sind uns bewusst, dass die russischen Terroristen mit dem nahenden Winter versuchen werden, mehr Schaden anzurichten“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij zu den Angriffen.
Den Einsatz von "knapp 40" russischen Kampfdrohnen gegen zehn Gebiete des Landes beklagte er. "Leider gab es auch Einschläge. Nach vorläufigen Angaben ohne Opfer", so der Staatschef am Freitag.
Die ukrainische Luftwaffe schoss nach eigenen Angaben 24 der 40 von Russland gestarteten Drohnen ab.
Angriffe auf Infrastruktur
Im Nordosten des Landes seien zivile Ziele in der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw angegriffen worden, teilte der Gouverneur der gleichnamigen Region, Oleh Synehubow, auf Telegram mit.
Acht Privathäuser, ein dreistöckiges Gebäude, mehrere Autos und eine Autowerkstatt seien beschädigt worden, erklärte Innenminister Ihor Klymenko.
Drohnen hätten zivile Infrastrukturen getroffen und Brände in und nahe der Stadt Charkiw verursacht, teilte Gouverneur Synehubow mit. Acht Menschen, darunter zwei Kinder, hätten aufgrund von akutem Stress ärztliche Hilfe benötigt.
In der Region Lwiw sei eine Infrastruktureinrichtung fünfmal getroffen worden, erklärte der Gouverneur von Lwiw, Maxym Kosyzkyj. Details zu den Schäden nannte er nicht.
In der nahe gelegenen Region Iwano-Frankiwsk sei eine Militäreinrichtung getroffen worden, erklärte Gouverneurin Switlana Onischtschuk.
Im Süden des Landes wurde nach Angaben des Gouverneurs der Region Odessa, Oleh Kiper, eine Infrastruktureinrichtung getroffen.
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Selenskij versprach, die Flugabwehr weiter zu stärken. Russland wolle mit dem näher rückenden Winter mehr Schaden anrichten, sagte er.
Die Ukraine wappnet sich für einen zweiten Kriegswinter mit russischen Angriffen auf die Energieversorgung. Es gibt Warnungen, dass die Ukraine verletzlicher sei, da es weniger Überkapazitäten und kaum Ersatzteile gebe. Im vergangenen Winter hatte die Regierung nach zahlreichen Angriffen auf Kraftwerke zeitweise landesweite Beschränkungen für die Stromnutzung verhängt.
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"Sehr kraftvoll": Neue US-Sanktionen gegen Russland
Die USA haben neue Sanktionen gegen Dutzende Personen, Unternehmen und Einrichtungen verhängt, die Russland bei seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützen. Die Sanktionen zielen unter anderem auf eine Schwächung des russischen Energie- und Rohstoffsektors ab.
Zudem richteten sie sich gegen diejenigen, die sich an der Umgehung von Sanktionen beteiligen.
Selenskij hat das neue Sanktionspaket als "sehr kraftvoll" begrüßt. Russland bezeichnet die Sanktionspolitik als "chaotisch" und "unlogisch".
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Neu auf die Sanktionsliste kommen etwa der Betreiber eines LNG-Projekts des großen russischen Erdgasunternehmens Novatek in der russischen Arktis und das Bergbauunternehmen Rustitan, das ein Projekt zur Erschließung des größten Titanerzvorkommens der Welt in Russland verantwortet. Auf der Liste steht auch der Name Alexander Sacharow: Er ist für den Bau der russischen Drohnen Lancet verantwortlich, die zuletzt vermehrt in der Ukraine zum Einsatz gekommen sind.
Als Folge der Sanktionen werden mögliche Vermögenswerte der Betroffenen in den USA gesperrt. US-Bürgern oder Menschen, die sich in den Vereinigten Staaten befinden, sind Geschäfte mit den sanktionierten Firmen, Einrichtungen und Personen untersagt. Auch internationale Geschäfte werden durch die Sanktionen für Betroffene meist deutlich schwieriger.
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Selenskij: Sanktionspaket "kraftvoll"
Der ukrainische Präsident Selenskij hat das neue US-Sanktionspaket gegen Russland als "sehr kraftvoll" begrüßt. Wichtige Bereiche der Wirtschaft des Aggressors seien nun mit Strafmaßnahmen belegt.
"Die Macht der Sanktionen ist die Stärke der Welt", sagte Selenskij in seiner Donnerstagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Es müsse verhindert werden, dass Moskau die Sanktionen umgehen könne.
Sanktionen als "Frontalangriff" auf Russland
Russland bezeichnete die Sanktionen wiederholt als wirkungslos, nannte die US-Sanktionspolitik "chaotisch" und "unlogisch".
Ziel des neuen "Frontalangriffs" der USA sei es, die russische Wirtschaft zu schädigen, die innere Geschlossenheit des Landes zu brechen und auch die Bürger zu treffen, sagte der russische Botschafter in Washington, Anatoli Antonow, am Freitag.
Der Schaden sei aber für die westlichen Länder größer als für Russland selbst, meinte er. Vor der Präsidentenwahl im März erwartet Antonow eine "weitere Verstärkung des Sanktionsdrucks".
Selenskij gibt sich weiter siegessicher
Selenskij zeigte sich einmal mehr auch siegessicher. "Ich bin überzeugt, dass die Ukraine definitiv gewinnen wird", sagte er.
Ukrainische Medien, die in aller Regel keine Kritik üben an Selenskij, hoben ausdrücklich hervor, dass der Präsident in seiner Videobotschaft nicht reagiert habe auf die viel beachteten Aussagen des ukrainischen Oberkommandierenden, Walerij Saluschnyj, nach denen der Abnutzungskrieg in die Sackgasse geraten sei. Stillstand auf dem Schlachtfeld helfe nur Russland, die Verluste seiner Armee auszugleichen, hatte Saluschnyj gesagt.
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Selenskij meinte vielmehr, dass Russland im Schwarzen Meer allmählich die Kontrolle verliere und sich dort in die östlichen Regionen zurückziehe. "Wir werden sie auch dort erreichen", sagte er. Russland hingegen betont immer wieder, die Kontrolle in den Gewässern zu haben und fliegt dort etwa auch mit Kampfflugzeugen Patrouillen.
Ukraine spürt kein Nachlassen internationaler Hilfe
Die Ukraine spürt nach den Worten ihres Außenministers Dmytro Kuleba kein Nachlassen der internationalen Hilfe im Kampf gegen Russland.
Trotz des Krieges in Nahost sehe er momentan nicht, dass die Unterstützung der Partner in irgendeiner Form abnehme, sagte Kuleba in der ZDF-Sendung Maybrit Illner am Freitagabend. Vielmehr habe Kiew Zusagen auf allen Ebenen erhalten, dass die Unterstützung für die Ukraine fortgeführt werde.
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