Selenskij warnt erneut vor Angriffen auf kritische Infrastruktur

Russland hat schon im vorigen Winter vermehrt Energie-Infrastruktur der Ukrainer, wie hier in Dnipro, angegriffen.
Der ukrainische Präsident rechnet damit, dass die Russen im Winter wieder vermehrt Energie-Infrastruktur angreifen wird.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hat angesichts des nahenden Winters vor neuen russischen Angriffen gegen die energetische Infrastruktur seines Landes gewarnt.

Als Beispiel nannte er die russischen Angriffe auf die Stadt Cherson im Süden des Landes, in deren Verlauf am Sonntag die Versorgung mit Strom und Trinkwasser zeitweise ausgefallen war.

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Weiters in diesem Artikel:

  • Russische Luft- und Artillerieangriffe auf Cherson
  • Biden: Israel UND Ukraine unterstützen
  • Lawrow in Peking
  • Putin lobt Chinas Friedensvorschläge

"Müssen vorbereitet sein"

„Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es mit dem nahenden Winter weitere russische Angriffe geben wird“, sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. „Darauf müssen wir vorbereitet sein.“

„Wir haben die Luftverteidigung so weit wie möglich verstärkt, soweit dies unter den derzeitigen Bedingungen realistisch ist“, fügte Selenskij hinzu. Zudem habe die ukrainische Führung mit ihren Partnern Maßnahmen besprochen, „die bisher noch angewandt wurden“.

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Details dazu nannte Selenskij jedoch nicht. Er rief die örtlichen Behörden, die Energieversorger und Helfer auf, sich auf die zu erwartenden Angriffe vorzubereiten.

Die russischen Militärs hatten im vergangenen Winter mit konzertierten Angriffen auf die energetische Infrastruktur der Ukraine versucht, das Land in die Knie zu zwingen. Wiederholte Stromausfälle in verschiedenen Landesteilen hatten die Bevölkerung schwer unter Druck gesetzt.

Russische Luft- und Artillerieangriffe auf Cherson

Die südukrainische Stadt Cherson wurde am Sonntag wiederholt von russischen Kampfflugzeugen und Artillerie angegriffen. Die Stadt am Ufer des Dnipro werde von immer neuen Explosionen erschüttert, berichtete der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Roman Mrotschko. „Durch den feindlichen Beschuss wurden Elektrizitätsleitungen beschädigt und Häuser zerstört“, schrieb er auf Telegram. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Russische Luftangriffe hatten am Morgen laut Mrotschko Objekte der Infrastruktur getroffen. Dadurch sei die Versorgung mit Strom und Wasser bis zum Abend ausgefallen.

Biden: Israel UND Ukraine unterstützen

US-Präsident Joe Biden sicherte zu, dass Amerika sowohl die Ukraine als auch Israel militärisch unterstützen könne. „Wir sind die Vereinigten Staaten von Amerika, um Gottes Willen, die mächtigste Nation (...) in der Geschichte der Welt“, sagte Biden dem Sender CBS.

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Die US-Regierung könne sich um beides kümmern und trotzdem die Fähigkeiten zur allgemeinen Verteidigung des eigenen Landes aufrecht erhalten. „Wir haben die Möglichkeit, das zu tun. Wir haben eine Verpflichtung“, betonte er. „Und wenn wir es nicht machen, wer dann?“

Die USA haben seit dem Beginn des Kriegs der Ukraine knapp 44 Milliarden Dollar (rund 42 Milliarden Euro) an Unterstützung zugesagt.

Das Weiße Haus hat bereits weitere Mittel für die Ukraine beim Parlament beantragt. Dort herrscht im Moment aber Stillstand, da sich die Republikaner nicht auf einen Vorsitzenden für das Repräsentantenhaus einigen können. Solange liegt die gesetzgeberische Arbeit auf Eis.

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Lawrow in Peking

Im Vorfeld eines erwarteten Besuchs von Russlands Präsident Wladimir Putin in China ist der russische Außenminister Sergej Lawrow in Peking eingetroffen.

Der chinesische Außenminister Wang Yi trifft Lawrow zu Gesprächen in Peking, berichtet das chinesische Staatsmedium CGTN. Putin wird in Peking beim dritten Seidenstraßen-Gipfel erwartet. China feiert den zehnten Jahrestag seines umstrittenen Infrastrukturprojekts.

Vor dem Hintergrund massiver westlicher Sanktionen wegen der russischen Offensive gegen die Ukraine bemüht sich Moskau derzeit um eine Stärkung der wirtschaftlichen und militärischen Beziehungen zu Peking.

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Putin lobt Chinas Friedensvorschläge

Der russische Präsident Wladimir Putin sieht Chinas Vorschläge für Friedensverhandlungen für die Ukraine weiter als einen möglichen Weg zur Beendigung des Krieges.

Pekings Empfehlungen könnten eine realistische Grundlage für Friedensvereinbarungen werden, sagte Putin in einem am Montag vom Kreml veröffentlichten Interview mit dem chinesischen Fernsehen. Der Kremlchef reist an diesem Dienstag nach Peking, um dort Partei- und Staatschef Xi Jinping zu treffen und am Seidenstraßen-Gipfel teilzunehmen.

Zugleich warf Putin der Ukraine vor, keine Friedensverhandlungen zuzulassen: „Wie kann man Verhandlungen führen, wenn sie das nicht wollen und ja auch noch ein normatives Dokument veröffentlicht haben, das diese Verhandlungen verbietet?“

Voraussetzung für den Beginn von Verhandlungen sei eine Aufhebung des Dekrets und eine Bereitschaft zu Gesprächen, sagte Putin. Kiew hatte immer wieder erklärt, dass die russischen Truppen erst abziehen müssten, bevor verhandelt werden könne. Chinas Friedensinitiative war in der Ukraine und im Westen auf Skepsis gestoßen, weil das Land als Verbündeter Russlands gilt und den Krieg nie verurteilt hat.

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