Gesuchtes Bombenhirn ist einer der Brüssel-Attentäter
Zuletzt war es doch die falsche Fährte. Als die Polizei Mittwochfrüh eine Wohnung im Brüsseler Stadtteil Anderlecht stürmte und einen Mann verhaftete, meinte man den Terroristen erwischt zu haben, auf den sich seit dem Blutbad von Brüssel die Ermittlungen konzentrieren: Najim Laachraoui, der mutmaßliche Bauer der Bomben und Sprengstoffgürtel von Paris und Brüssel. Von den Anschlägen in beiden Hauptstädten führen die Spuren zu dem 24-jährigen Belgier marokkanischer Abstammung.
Doch am Mittwochabend berichteten belgische Medien, dass der Gesuchte unter den toten Terroristen sei. Er habe sich tags davor auf dem Brüsseler Flughafen in die Luft gejagt. Zuvor hatte die Polizei ein Foto Laachraouis veröffentlicht. Es zeigt ihn offenbar vor der ersten Anschlagsserie. Er schob einen Rollwagen mit Gepäck, in dem vermutlich eine der Bomben deponiert war, die Augenblicke später ein Dutzend Menschen töten sollen.
Spuren auf den Bomben
Zunächst gingen die Behörden davon aus, dass Laachraoui nicht sterben sollte. Zu wichtig schien der Mann aus dem Brüsseler Vorort Schaerbeek dem Terrornetzwerk. Er war nach bisherigem Stand der Ermittlungen der Konstrukteur der Mordmaschinen von Paris und Brüssel. Seine DNA-Spuren wurden an den Überresten von zwei der Sprengstoffgürtel in Paris gefunden.
Mit Chemie und elektrischen Bausätzen konnte er umgehen. Er hat dafür Kurse belegt – in einem katholischen Privatgymnasium in Brüssel. Welche ideologischen Verwirrungen ihn von dort 2013 nach Syrien und in den Kampf für den "Islamischen Staat" geführt haben, ist unbekannt.
Klar ist nur, auf diesem Weg in den Terror war einer seiner wichtigsten Begleiter Salah Abdeslam – ebenfalls einer der Drahtzieher der Pariser-Anschläge. Er fiel in der Vorwoche der belgischen Polizei, die ihn über Monate gejagt hatte, in Brüssel in die Hände. Die beiden waren im September gemeinsam in Österreich und wurden auch von der Polizei kontrolliert.
Abdeslam beschaffte in Frankreich große Mengen der für den Bau benötigten Chemikalien, er kaufte die Zeitzünder. Die Mordwaffen wurden in Wohnungen in Brüssel gebaut, in denen beide ihre Spuren hinterließen. Mit dabei in den Wohnungen – das für den Tod in Brüssel vorgesehene Brüderpaar.
AKWs als Ziele?
Laut belgischer Atomaufsicht sind auch die nationalen Atomkraftwerke mögliche Ziele von Terroristen. Denn bei Hausdurchsuchungen in Brüssel nach den Paris-Attentaten 2015 fanden Ermittler verdächtige Videos. Darauf ist der Tagesablauf des Direktors des belgischen Zentrums für Nuklearenergie in Mol dokumentiert – zehn Stunden lang.
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