Gespenstische Nacht in Brüssel
Die Nacht auf Mittwoch verlief in Brüssel, nicht nur wegen des hell über der Stadt leuchtenden Vollmondes, gespenstisch. Das EU-Viertel wirkte wie ausgestorben, nur Polizisten und scharenweise Journalisten aus aller Welt bevölkerten die Straßen. Viele Belgier blieben daheim. Sah man zwischenzeitlich doch zwei Leute auf der Straße, dann tuschelten diese mehr als sie sprachen. Misstrauisch beäugte jeder jeden. Wer eine Jacke trug (und darunter vielleicht einen Sprengstoffgürtel) wurde von oben bis unten gemustert, so schien es. Dazwischen brausten immer wieder Polizei und Rettung mit Blaulicht vorbei, aber ohne Sirenen. Brüssel war an diesem Abend, in dieser Nacht keine pulsierende Großstadt. Auf den Tag der Bomben folgte die Nacht der Stille und der Trauer. Auf dem zentralen "Place de la bourse" wurden schweigend Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Lachen sah und hörte man niemanden an diesem traurigen Abend.
Vor den Häusern der Innenstadt türmten sich bereits die Müllsäcke, weil die Müllabfuhr nicht durchkam. Dies könnte noch länger so bleiben, denn der Bereich um die Metrostration Maalbeek wird auch weiterhin gesperrt bleiben, Polizisten mit Maschinenpistolen standen die ganze Nacht an den Absperrungen. Die Polizeiverwaltung erklärte kurzerhand, dass es am Dienstag keinen Dienstschluss für die Beamten gibt - sie mussten die ganze Nacht zur Verfügung stehen. Wer dann doch heim durfte, musste telefonisch erreichbar bleiben. Am Mittwoch sollen Soldaten aus der Umgebung in der belgischen Hauptstadt zusammengezogen werden. Sie sollen die Stadt sichern, wie schon nach den Anschlägen von Paris.
Beim Sitz der Europäischen Kommission, einen Steinwurf von der zerbombten Metrostation entfernt, wehen alle 28 EU-Flaggen derzeit auf Halbmast. Das Herz von Europa trägt Trauer. Die Belgier sprechen bereits vom "schwarzen Dienstag".
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